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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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    »Ja, so hieß es wohl. Jedenfalls hat der Schauspieler erzählt, dass ein Mädchen nach der Premiere auf ihn zugekommen ist und gesagt hat, dass sie jetzt, nachdem sie gesehen hat, wie es ist, Fußballfan zu sein, so ein richtiger Anhänger also, der für das Spiel und die Mannschaft lebt, dass sie ihren Freund also jetzt besser verstehen kann. Zwar tat er ihr immer noch Leid, aber sie verstand ihn besser.«
    Sie gingen auf den Eingang zu, folgten dem Strom. Wide konnte die Erregung mit den Händen spüren; sie fühlte sich schwer und aggressiv an in dem bläulichen grellen Licht, das den Platz unwirklich erscheinen ließ. Die Spieler, gekleidet in gebauschte Trainingsoveralls, schossen sich zum Aufwärmen Bälle zu. Es war kalt, Wide sah Atemwölkchen vor den Mündern seiner Nachbarn. Ard las einen Artikel über Newcastle Uniteds forward Asprilla in einer Broschüre, die im Stadion verteilt worden war. Die Anhänger von IFK Göteborg oberhalb von ihnen und schräg rechts oben wärmten mit gefletschten Zähnen schon ihre heiseren Stimmen.
    Genau über der Nordkurve waren die englischen Anhänger untergebracht, wie auf Lebenszeit verurteilte Psychopathen, die Massenurlaub für eine Reise nach Skandinavien bekommen hatten. Und vielleicht waren sie das ja auch, wenn man der Presse in den Tagen vor dem Spiel Glauben schenken konnte. Aber die Engländer schienen Herz und Hirn zu haben, sie hatten sich freundlich gezeigt und den Umgang mit der schwedischen Polizei belebt; und übermäßig besoffen waren sie auch nicht, soweit Wide das beurteilen konnte. Jetzt wogte die ganze Galerie, bewegte sich ständig in den schwarzen und weißen Clubfarben. Die Galerie sang.
    Wide sah sich noch einmal um. Die Plätze direkt neben ihnen waren noch nicht besetzt. Er beugte sich zu Ard.
    »Bengt Arvidsson, von wo stammt der noch?«
    Ard schaute von dem Artikel auf und blinzelte, um in die Gegenwart zurückzukehren.
    »Genau an der Stelle ist der Bruch. Er stammt zwar aus Småland, aber nicht aus deiner Heimatgemeinde, sondern aus Mariannelund.«
    »Das ist allerdings weit entfernt, könnte genauso gut Lappland sein.«
    »Aber ein eingebürgerter Göteborger wie die anderen.«
    »Ja, und alle eher einsam.«
    »Einsamer als andere.«
    »Und keine Verbindung zwischen diesen dreien.«
    »Wir überprüfen alles routinemäßig, das weißt du. Aber bis jetzt nichts Neues.«
    »Vergangenheit?«
    Ard sah die Spieler das Feld verlassen. Sie verschwanden in einer Art Tunnel und ein Auto mit Werbung fuhr mit einer drei Meter großen Ballonflasche auf dem Dach um die Arena herum.
    »Bei Gott, das ist ein harter Job. Aber im Augenblick versuchen wir herauszufinden, was für ein Leben sie in dieser Stadt führten.«
    »Haben sie lange hier gelebt?«
    »Hier? Ungefähr fünfundzwanzig Jahre. Sie sind als junge Erwachsene nach Göteborg gekommen wie alle, die etwas aus sich machen wollen.«
    Wide sah Ard ins Gesicht, da rührten sich keine Muskeln, keine Sehnen.
    »Genauso lange wohne ich auch in dieser Stadt.«
    Sten Ards Gesicht öffnete sich, er wandte sich Wide zu. Immer noch ein Leerraum um sie herum, ein Wahnsinnslärm über ihnen, an beiden Seiten.
    »Es gibt etwas Neues zu diesen Decken, die da rumgeschleppt werden.«
    »Davon hast du erzählt.«
    »Boursé hat gute Arbeit geleistet. Es war richtig, dass wir der Sache nachgegangen sind.«
    »Inwiefern?«
    »Sie könnten von derselben Stelle stammen oder jedenfalls am selben Ort verwahrt worden sein.«
    »Demselben Platz? Du meinst, die Decken, die über tote Opfer und über lebende Opfer gebreitet wurden, stammen …?«
    »Das Labor hat eine Art Erde gefunden, die mit der, die man an den Tatorten gefunden hat, übereinstimmt.«
    »An allen?«
    »Es scheint so, sie sind sich noch nicht ganz sicher. Eingetrocknete Erde, die in den Falten haften geblieben ist; nicht viel, sie sind kräftig ausgebürstet worden, aber eben nicht genug.«
    »Es steht noch nicht fest, welche Art? Woher?«
    »Nein, aber irgendwas steckt da dahinter.«
    »Von der Erde bist du genommen …«
    »Ja, Scheiße, die Geschichte macht mich schaudern.«
    »Der Druck ist wohl sehr groß?«
    »Ein neuer Polizeipräsident und dann passiert das. Die üblichen hohlen Forderungen von oben, dazu die üblichen leeren Hände. Den Rest kannst du dir denken. Ich verfluche den Tag, an dem wir Handys bekommen haben. Aber das ist es nicht allein. Ich hab das Gefühl, da draußen ist ein Monster losgelassen.«
    »Klar, ein Monster ist

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