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Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

Titel: Geh aus, mein Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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into the magic bullets and that leads straight to the Devil’s work, und schließlich erschlaffte sein Penis. Ihm war nur eine Polizistin begegnet, die sich gern Tom Waits anhörte – kurz nachdem sie von der Schutzpolizei zu ihnen gekommen war und er den Dienst bald danach aufgegeben hatte –, die düstere, schöne Kajsa Lagergren. Sie hatte ihn mit all der Ironie studiert, derer ein Frauenauge fähig ist, und er war ausgewichen, jedoch nicht ohne Interesse. Sie war mit Waits im Walkman erschienen, er hatte sie gefragt, was sie aufgelegt habe, sie hatte die Kopfhörer abgenommen, und eine inspirierte, ungefällige Musik hatte sich durch den hässlichen Polizeikorridor gewälzt. Wie mochte es ihr jetzt in der Wolfsgrube gehen? Er musste unbedingt Sten fragen. Wide wunderte sich, er dachte – über seine Kinder hinaus – über andere Menschen nach, sein Tag begann die andere, hellere Seite zu zeigen, Well, now we all have those bad days when you can’t hit for shit, röchelte Waits Stimme in Höhe des Bücherregals, und Wide verneigte sich davor. Aber es musste doch nicht immer so sein?
     
    »Einer in Jönköping, der andere in Västerås.«
    »Keine Schwierigkeiten, sie aufzuspüren?«
    »Die sind ja nicht gerade in den Untergrund gegangen.«
    »Also sauber.«
    »Ja, falls du das Alibi meinst. Wenn du Drohungen und so was meinst, ist es dieselbe Antwort.«
    »Keine großen Gebärden?«
    »Der in Västerås, Konny Bäckström, der hat nach Polizeischutz geschrien.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Der andere hat es ruhiger aufgenommen.«
    »Erinnerungen?«
    »Die unterhalten sich im Augenblick, nehme ich an, aber vordergründig erinnern sie sich nicht an viel. ›Wir waren ja damals noch so jung‹, so was in der Richtung. Nichts Besonderes. Und Rickard Melinder war nur ein Kumpel.«
    »Er war mehr als ein Kumpel. Oder weniger.«
    »Ja, das musst du besser wissen als ich.«
    »Willst du selbst hinfahren und sie verhören?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich finde, das solltest du tun.«
    Sie stampften auf der Stelle unter den beleuchteten Schildern vorm Nya Ullevi, Ard mit einem leicht schafsmäßigen Ausdruck im Gesicht: Das Spiel fand nicht nächsten Mittwoch, sondern diesen Mittwoch statt, und er hatte Wide in dem Augenblick erreicht, als der gerade die Waits-Scheibe umdrehte.
    Um sie sammelten sich die Anhänger, viele von ihnen schon im vor-katatonischen Zustand, der im Lauf des Spiels schlimmer werden und sie von ihren Sitzen heben würde, auf und ab, auf und ab. Wide sah nur wenige Frauen, dagegen Männer mit verbissenen Gesichtern, andere mit Gesichtern, die in Auflösung begriffen waren nach dem Trinken im Pub.
    Die Einwohner von Newcastle schienen ihre Stadt geräumt zu haben. Sie waren zu Tausenden gekommen und paradierten in Schwarzweiß zwischen doppelten Reihen von Polizisten, Hunden und Pferden, und Ard wagte nicht genauer darüber nachzudenken, was das kostete. Da ist ein Fahnder im Budget zum Teufel gegangen, dachte er, als er das Polizeibataillon sah, das er zwar erwartet hatte, vor dem er jetzt aber zurückzuckte. Er hatte den Befehl mit einem knappen Nicken begrüßt und dann nach dem verabredeten Treffpunkt mit Wide Ausschau gehalten. Was schmeckt, kostet auch was, und er war ja selbst hier wegen des Fußballs. Er wollte das Spiel sehen, er war mitverantwortlich für die Kosten: Null Publikum würde null Polizisten vor Ullevi bedeuten, also mehr Mittel für die ehrwürdige altmodische Verbrechensbekämpfung.
    »Die Stimmung ist ja nicht gerade heiter.«
    Wide sah sich um.
    »Ja, hier geht’s wirklich sehr ernst zu.«
    »Fußballanhänger müssen sehr deprimierte Menschen sein.«
    »Die meiste Zeit, ja.«
    »Früher oder später geht alles zum Teufel. Heute ein Sieg, das kann eine Niederlage in finsterer Zukunft bedeuten.«
    Sten Ard nickte.
    »Ein seltsamer Zustand.«
    »Fußballanhänger sind in Wirklichkeit manisch-depressiv. Sie pendeln zwischen der Euphorie eines Bergsteigers und abgrundtiefer Verzweiflung.«
    »Und das alles innerhalb von dreißig Sekunden.«
    »Und bei neunzig Gelegenheiten.«
    »Und das ist nur die erste Halbzeit!«
    Sie lachten. Ard überlegte, wann er Wide das letzte Mal hatte lachen sehen.
    »Du scheinst guter Laune zu sein.«
    Darauf antwortete Wide nicht, er blieb noch beim Thema.
    »Ich hab in einer Zeitschrift von einem Buch über Fußball gelesen, das in England zu einem Theaterstück wurde, ein Ein-Mann-Stück. Fever irgendwas …«
    » Fever Pitch.

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