Geh Ich Auf Meine Hochzeit
das Taxi elegant vorfuhr. »... mach, was du willst!« Sie spürte, wie sie zu kochen anfing. Und sie wollte es unbedingt vermeiden, in Tränen auszubrechen.
Der Türsteher, der diskret ihre Umarmung ignoriert hatte, öffnete den Wagenschlag.
»Ach, Evie«, stöhnte Simon entnervt.
Ohne sich noch einmal umzusehen, stieg sie in das Taxi.
»Wir sprechen uns morgen«, sagte sie mit angespannter Stimme. »Viel Spaß noch heute Abend!«
Genau im richtigen Augenblick schloss der Gentleman die Tür, und das Gefährt setzte sich in Bewegung.
»Wohin soll es gehen?«, erkundigte sich der Fahrer.
Evie nannte ihm die Adresse und sank traurig in den Sitz zurück. Keine schöne Party!
Während der Wagen die Stadt durchquerte, blickte Evie aus dem Fenster und beobachtete, wie die Lichter verschwommen an ihr vorbeizogen. Sie war müde, aber so müde nun auch wieder nicht. Wenn Simon sie gebeten hätte zu bleiben, wäre sie jetzt noch auf dem Fest. Doch das hatte er nicht getan. Und er hatte Angst zu gehen, weil er dadurch jemanden vor den Kopf stoßen könnte. Sie zu verletzen machte ihm offenbar nichts aus, dachte sie wütend.
Welcher Mann würde seine Verlobte einen halben Abend lang einen Babysitterjob verrichten und sie sich dann verabschieden lassen, nachdem sie gerade einen sehr erotischen Augenblick miteinander verbracht hatten?
»Mein Liebling, mit dir würde ich bis ans Ende der Welt gehen. Natürlich verlassen wir jetzt dieses langweilige Fest! Ich habe in meinem Penthouse ein leichtes Abendessen für uns vorbereitet.«
Er drückte ihre Hand etwas länger als gestattet an seine Lippen und strich mit ihnen zärtlich über ihre seidige Haut. Evie spürte, wie ihr Herz bei seiner Berührung schneller schlug. Sie wusste genau› was sie erwartete, wenn er sie in sein luxuriöses Penthouse mitnahm: er würde sie verführen. Und sie, die seine Annäherungen sowohl in Paris als auch auf der Yacht abgewehrt hatte, wusste nur zu gut, dass sie ihm dieses Mal nicht würde widerstehen können.
Ihr attraktiver,; charmanter Prinz hatte sie mit seinen dunkel schmelzenden Augen bereits seit Wochen entkleidet. Er hatte sie mit heißem Blick über den Roulettetisch hinweg verfolgt, als sie mit dem Botschafter während des Balls tanzte, jetzt würde er sie tatsächlich ausziehen. Seine Hände würden vorsichtig die winzigen Knöpfchen ihres St. Laurent-Kleides öffnen und es an ihrem schmalen Körper hinuntergleiten lassen. Er würde die Kurven ihrer Brüste und ihre langen, eleganten Beine bewundern.
»Werden Sie mich mit Ihrer Gesellschaft beehren?«, fragte er erneut, während sich seine Augen in ihre Seele bohrten...
»Das macht fünfzehn Pfund«, verkündete der Taxifahrer. Evie zahlte und marschierte auf ihren Eingang zu. Sie fühlte sich wie ein Aschenbrödel, das man zu früh nach Hause geschickt hatte.
Rosie war natürlich um halb elf noch nicht eingetroffen. Vermutlich würde sie bis zwölf bleiben, da sie ihre Mutter sicher nicht vorher zurück erwartete. Etwas selbstmitleidig machte sich Evie eine Tasse Milch in der Mikrowelle warm und nahm sie mit nach oben. Zehn Minuten später stieg sie ins Bett, nachdem sie ihre Kleidung weggeräumt und ihr Gesicht sorgfältig gereinigt und eingecremt hatte.
Als sie mit ihrem gemütlichen gestreiften Schlafanzug aus aufgerauter Baumwolle zwischen die Laken kroch, war es kalt. Den Schlafanzug konnte man nicht als Reizwäsche bezeichnen, doch er war schön bequem, was sich als Vorteil erwies; denn es dauerte seine Zeit, ehe das elektrische Laken sich aufgeheizt hatte.
Als ihr endlich warm war, hielt sie in einer Hand die Tasse Milch, in der anderen den Roman von Lucy De Montford und machte es sich zum Lesen bequem.
Monique hatte dem Herzog gerade gesagt, dass sie ihn nicht heiraten konnte; denn sie war immer noch in den extravaganten spanischen Piraten verliebt, der sie und ihre Magd auf ihrer Reise über den Atlantik entführt hatte. Evie wusste nicht mehr, wie sie Moniques Leidenschaften gestern Abend hatte weglegen können. Nur der Gedanke daran, dass sie am nächsten Tag sehr früh aufstehen musste, hatte sie das Licht gerade in dem Augenblick ausknipsen lassen, als es so aussah, als ob die Heldin sich ihrer riesigen Familie würde beugen und einen Kompromiss eingehen müssen. Monique weinte bitterlich in dem Turmzimmer, in das der Herzog sie gesperrt hatte. Doch Evie wusste, dass sie sich dort nicht lange aufhalten würde. Sie war in ein zartes weißes Gewand mit lauter
Weitere Kostenlose Bücher