Geh Ich Auf Meine Hochzeit
die späten Talkshows voller »junger Hühner«. Olivia-ahnte, was jetzt kommen musste. Sie langweilten sich und würden sie gleich auszufragen beginnen, weswegen Stephen von ihrem Fernsehdebüt nichts gewusst hatte. Bisher waren sie jedoch zu beschäftigt damit gewesen, sich den Magen voll zu schlagen, als dass sie irgendwelche Fragen stellten. Doch die Inquisition stand kurz bevor, das spürte sie.
Sie wären gerne die ganze Nacht aufgeblieben und hätten den stolzen Namen MacKenzie diskutiert und wie sehr Stephen sie liebte. Vermutlich würden sie sie am Ende noch bitten, ihnen Karten für ihre Lieblingsshows zu besorgen. Doch Olivia, die am nächsten Morgen für den Unterricht früh aufstehen musste, war nicht in der Stimmung dafür. Weil sie sich von Stephen auch nicht mehr alles gefallen ließ, sah sie nicht ein, weswegen sie mit seinen schrecklichen Eltern anders verfahren sollte.
Es war halb zehn, und sie fragte sich, wo die Zeit geblieben war. Wenn es ihr gelänge, Sheilagh und Cedric zu entkommen, könnte sie im Schlafzimmer noch etwas fernsehen. Solange sie Zugang zur Küche hatten, würden sie überleben.
»War das Stephen?«, erkundigte Cedric sich und fixierte sie scharf, als sie wieder im Wohnzimmer erschien.
»Ja, das war er. Hört zu, Cedric und Sheilagh, da ich ziemlich erschöpft bin und morgen einen anstrengenden Tag vor mir habe, würde ich gerne schlafen gehen. Bitte entschuldigt mich!«
Nachdem Sheilagh endlich begriff, dass keine weiteren Fernsehpersönlichkeiten vorbeikommen würden, hatte sie sich einen ihrer Markenzeichen, einen senffarbenen Trainingsanzug, angezogen. Angesichts von Olivias Rückzug machte sie ein erzürntes Gesicht.
»Und wir sind den ganzen Weg von Navan hergefahren, um dich zu sehen!«, sagte sie erbost. »Wir müssen miteinander reden.«
Olivias Geduld mit Cedric und Sheilagh, die sie während der zwölf Jahre ihrer Ehe mit Stephen schon arg strapaziert hatten, war nun zum Zerreißen gespannt.
»Sheilagh«, ergriff sie das Wort, jetzt weniger höflich. »Ich habe nichts von eurem Kommen gewusst, sonst hätte ich versucht, meinen morgigen Tag umzustellen.«
Ihre Schwiegermutter wurde angesichts des stillen Vorwurfs rot.
»Da ihr nun unangekündigt hier aufgetaucht seid«, fuhr Olivia fort, »hatte ich dazu keine Möglichkeit. Ich bin seit sieben Uhr auf den Beinen und brauche jetzt meine Ruhe.«
»Kein Grund, dich so aufs hohe Ross zu setzen«, gab Sheilagh zurück. »Sicherlich hätten wir angerufen, wenn wir es zeitlich geschafft hätten.«
»Ihr hattet genügend Zeit, Stephen zwei Mal in Deutschland anzurufen«, stellte Olivia richtig. »Da darf ich doch wohl annehmen, dass ein Anruf auch hier möglich gewesen wäre.«
»Wir haben uns nur Sorgen gemacht, mehr nicht«, unterbrach Cedric, der bei dieser Unterhaltung ebenfalls mitmischen wollte.
»Sorgen weswegen?«
»Wie du zum Fernsehen gekommen bist und weshalb wir nichts davon wussten«, erklärte er. »Und warum du deinen Mädchennamen benutzt«, fügte er noch grollend hinzu.
»Als ob unser Name nicht gut genug wäre«, kreischte Sheilagh. »Wir merken natürlich, wenn wir nicht erwünscht sind...«
»Ich halte nichts von diesem modernen Unsinn, dass Frauen nicht mehr den Namen ihres Ehemanns hochhalten«, fuhr Cedric fort. »Es ist eine Schande und sollte verboten werden! Zu meiner Zeit waren die Frauen stolz darauf, einen neuen Namen zu bekommen. Heute ist das natürlich anders...«
»... mit all diesen Scheidungen«, war nun Sheilagh wieder an der Reihe, wobei ihre harten kleinen Augen wütend funkelten.
Schließlich verlor Olivia doch die Beherrschung. »Dank eurer Einmischung werden Stephen und ich uns vielleicht tatsächlich scheiden lassen. Dann werde ich meinen eigenen Namen gut gebrauchen können!«
Cedric fing zu stammeln an, und Sheilagh lief so violett an, dass man normalerweise einen Herzspezialisten gerufen hätte.
»In unserer Familie ist noch keine einzige Scheidung vorgekommen«, zischte sie giftig wie eine Klapperschlange.
Olivia blickte ihre Schwiegereltern an. Zu gerne hätte sie ihnen gesagt, dass, wenn sie Stephen nicht zu einem dominanten, ordnungsfixierten Despoten erzogen hätten, eine Scheidung vermutlich auch gar nicht zur Debatte stünde. Doch er gebärdete sich so, und das Problem war nun einmal da, dachte sie ruhig. Trotzdem hatte sie keineswegs die Absicht, Cedric und Sheilagh ihr Leid zu klagen.
»Wollen wir hoffen, dass es auch diesmal nicht dazu kommen
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