Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Einkaufstüten während des Ausverkaufs im Januar im Lift an die Seite gedrängt. Sie leerte ihr Glas und erhob sich.
»Ich muss los«, flüsterte sie der immer noch sprachlosen Olivia zu.
»Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen«, wandte sie sich nun ihrerseits mit ihrer für die Erste Klasse bestimmten Samtstimme an Sheilagh. »Leider bin ich etwas spät dran. Bitte grüß die wunderbare Nancy von mir. Und sag ihr, ich rufe sie demnächst an«, fügte sie noch verschmitzt hinzu.
»Wer war das denn?«, erkundigte Cedric sich interessiert, nachdem Gloria mit einem letzten, Olivia zugedachten Abschiedskuss zur Tür hinausschlüpfte.
Sheilagh warf ihm einen misstrauischen Blick zu und trug die Koffer ins Gästezimmer.
»Fernsehleute sind immer etwas laut«, meinte Olivia, die plötzlich ihre Fassung wiedererlangt hatte. »Die gute Gloria arbeitet für die Nachrichten«, schwindelte sie. »Aber sie ist ganz und gar unkompliziert. Man würde gar nicht darauf kommen, dass sie bei den Medien mitmacht.«
Sheilagh schien das nicht weiter zu interessieren. Nur der Lebenswandel von Reichen und Prominenten interessierte sie. »Wie ist denn Nancy Roberts so?« Sie setzte sich und nahm sich ein reichliches Stück Käse. »Ist sie bezaubernd?«
Ungefähr so bezaubernd wie ihr beide, dachte Olivia.
Als Stephen schließlich wieder anrief, hatten Cedric und Sheilagh eine Quiche, vier große Backkartoffeln und eine ganze Packung Eiskrem verputzt.
»Bin gleich zurück«, wandte sich Olivia an ihre einigermaßen gesättigten Gäste und nahm das Telefon mit ins Schlafzimmer.
Stephen war außer sich. »Was, in aller Welt, geht hier vor?«, polterte er, offenbar nicht im Geringsten durch das vornehme Essen besänftigt, das er sicherlich in dem ebenso vornehmen Hotel zu sich genommen hatte.
»Übrigens, deine Eltern sind hier«, gab sie ruhig Auskunft.
»Das ist mir scheißegal! Was soll diese Sache, du im Fernsehen?«
»Keine Kraftausdrücke, bitte. Neulich habe ich Probeaufnahmen für das Frühstücksprogramm gemacht. Sie suchten einen Kochexperten, und ich habe mich beworben. Es hat geklappt, und heute war mein erster Tag.«
»Was?!«
Olivia deckte die Hörmuschel ab. Selbst in der angrenzenden Wohnung musste Gloria seinen Aufschrei vernommen haben.
»Ich habe es dir noch nicht gesagt, weil ich erst einmal sehen wollte, ob ich es auch schaffe. Und ich bin davon ausgegangen, dass du mir auch nur den Versuch, im Fernsehen aufzutreten, mies machen würdest. Aber es ist sehr gut gelaufen, das fanden jedenfalls alle anderen.«
»Um Himmels willen, Olivia, bist du verrückt geworden? Du fängst etwas an, ohne mir gegenüber auch nur ein Wort zu erwähnen, und dann erfahre ich es von meinem Vater. Was glaubst du wohl, was ich dabei empfinde?«, brüllte Stephen.
So ein Telefon ist eine feine Sache, dachte Olivia unvermittelt. Sie traute sich, Dinge in den cremefarbenen Hörer zu sprechen, die sie Stephen gegenüber direkt niemals hätte verlauten lassen.
»Stephen, denkst du manchmal auch nur einen Augenblick darüber nach, dass das, was du denkst und was du für wichtig hältst, vielleicht nicht die wichtigsten Dinge im Universum sind?«, fragte sie endlich etwas schärfer. Wenn sie mit der gemeinen Cheryl Dennis und der boshaften Nancy Roberts zu Rande kam, dann würde sie sich auch von ihrem Ehemann nicht unterkriegen lassen. »Ich habe es dir nicht gesagt, weil ich wusste, dass du mir vorher mein Selbstbewusstsein zerstören würdest, so wie du es auch mit allem anderen getan hast. So einfach ist das!« Sie betonte jede Silbe. »Und jetzt, wo ich es mache, dafür bezahlt werde und Freude daran habe, interessiert es mich einen Dreck, was du davon hältst.«
Sie fühlte ihn fast zurückschrecken, als sie sich so derb ausdrückte. Olivia benutzte sonst eine andere Sprache.
»Wenn du darüber reden möchtest, dann komm nach Hause. Aber hör auf, mich anzuschreien und zu fluchen, sonst wirst du hier das Schloss ausgewechselt finden. Ich lasse dich dann nicht einmal ins Gästezimmer«, warnte sie ihn. »Du kannst deine Goldene Kreditkarte dazu benutzen, ein Hotelzimmer zu mieten. Zu lange hast du mich herumkommandiert, Stephen. Jetzt ist damit Schluss!« Sie knallte den Hörer auf, was ihr eine außerordentliche Genugtuung verschaffte.
Im Wohnzimmer wechselten ihre Schwiegereltern ziellos von einer Sendung zur nächsten. Es gab kein Programm, das sie gerne gesehen hätten. Alle soeben laufenden Filme waren »Mist«, und
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