Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Aber heute, vor Schreck zitternd und verzweifelt nach jemandem Ausschau haltend, dem sie ihre jüngsten Erlebnisse schildern konnte, zerrte sie Gloria ins Wohnzimmer, schenkte ihnen zwei beachtliche Drinks ein und schüttete ihr Herz aus.
»Ich hatte gar nicht vorgehabt, es Stephen nicht zu erzählen«, sagte sie und zitterte so sehr, dass Gloria befürchtete, Olivias Old Bailey‘s mit Eis würde auf dem Fußboden landen. »Nun, wir haben schließlich alle unsere Geheimnisse, und genau so sieht es jetzt auch aus. Aber wenn ich mir je hätte träumen lassen, dass er es auf diese Art und Weise erfahren würde... er wird ausrasten! Kein Mensch glaubt mir, dass er zu Hause ein Tyrann ist. Nach außen hin immer freundlich, aber...«
Gloria, die den Umgang mit nervösen Passagieren auf der Dublin-New York-Route gewohnt war, legte einen Arm um ihre Nachbarin. »Keine Panik, meine Liebe«, beruhigte sie sie. »Hier, trink etwas!«
Wie ein Kind, dem man befiehlt, seine Milch auszutrinken, nippte Olivia an ihrem Bailey‘s, während Gloria irgendwelches sinnloses Zeug daherquatschte, um sie abzulenken.
»Männer sind nicht zum Aushalten, oder?«, fuhr sie fort»»Wir glauben alle, sie seien die Erfüllung unserer sehnlichsten Wünsche - aber wenn wir sie dann haben, treiben sie uns in den Wahnsinn. Ein wenig kenne ich deinen Stephen...« Sie hielt kurz inne. »Empfindlich und schwierig. Aber er wird es schon verkraften. Du musst ihm ganz einfach die Stirn bieten, meine Liebe! Sag ihm, dass du zwar seine Frau bist, aber einen eigenen Beruf haben möchtest. Es wäre etwas anderes, wenn ihr euch über einen ganz normalen Job streiten würdet. Doch mit dieser Fernsehshow sollte er lieber aufpassen. Es werden jede Menge Fans auftauchen, die alles für ein Treffen mit der berühmten Fernsehköchin geben würden. Dein Stephen tut gut daran, sich in Acht zu nehmen, sonst kann er bald sein Abendessen alleine kochen. Lass uns mal nachsehen, von wem die Blumen sind. Ich stelle sie ins Wasser, und du liest die Karte.«
Sie reichte Olivia den an dem Strauß befestigten Umschlag, nahm die Blumen und verschwand in die Küche, um eine Vase zu suchen. Nach der schwesterlichen Unterstützung und dem Bailey‘s fühlte sich Olivia schon viel besser. Sie riss den Umschlag auf und lächelte.
»Glückwunsch zum fabelhaften Fernsehdebüt! Paul und das Team glauben, einen neuen Star gefunden zu haben. Ich schließe mich dem an. Alles Gute, Max Stewart«› stand auf der Karte. Der liebe Max, er war so ermutigend und freundlich!
In der Küche fand sie Sasha und Gloria beim Arrangieren der Blumen. Sie küsste ihr Töchterchen auf den blonden Schopf und fragte Gloria, ob sie noch ein wenig bleiben könne.
»Wir haben bei McDonalds gegessen«, gestand sie. »Aber wir könnten eine Flasche Wein entkorken und etwas Käse und Crackers dazu essen.«
Sie hatten die Flasche Frascati halb geleert, als die Glocke erneut schellte. Jetzt viel entspannter und nicht mehr den wutentbrannten Stephen erwartend, ging Olivia auf Strümpfen zur Tür und öffnete. Die Kinnlade fiel ihr runter, als sie Sheilagh und Cedric draußen stehen sah - beide aufgeregt und mit ihren Koffern in der Hand.
»Du bist ja eine ganz Verschwiegene«, meinte Sheilagh und stürzte an ihr vorbei in den Flur. Cedric durfte die beiden Koffer und eine Tüte mit steinharten Brötchen alleine hinterhertragen.
»Ich muss gestehen, wir waren wirklich überrascht«, fuhr Sheilagh fort, ließ ihre unförmige Handtasche auf den Boden fallen und schälte sich aus dem roten Blazer. »Aber es ist ein interessanter Job. Du wirst Theo oder Nancy zu einem Besuch in Miriams Boutique in Navan überreden müssen. Ich habe Miriam heute schon besucht und ihr in Aussicht gestellt, dass du es sicher arrangieren kannst, so wie ihr jetzt Kollegen seid. All diese berühmten Leute lieben Sondersendungen für persönliche Auftritte. Natürlich würde es nichts kosten.«
Im Wohnzimmer hielt sie beim Anblick von Gloria inne, die sich gerade ein Stück Adarekäse mit einem Cracker in den Mund schob. Sheilagh war sich nicht ganz sicher, ob Gloria auch zu den Promis gehörte, die sie lediglich nicht wiedererkannte. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.
»Hallo«, meinte sie jetzt mit sehr vornehmem Akzent. »Wir sind Stephens Eltern und freuen uns, Sie kennen zu lernen. Ich bin Sheilagh und das hier ist Cedric.«
Gloria hatte Stephens Eltern sofort erkannt, denn sie hatten sie einmal mit vielen
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