Geh Ich Auf Meine Hochzeit
Küche runtergehe und uns Kaffee hole, während du das Frühstück vorbereitest?«
Soeben hatte Ricky sich reichlich von Caras noch verschlossenem spanischen Gin eingegossen, als sie um halb neun abends in die Küche rauschte. Von den Überstunden erschöpft, hatte sie einen Bärenhunger.
Ricky versuchte sich so vor die Flasche zu stellen, dass sein Körper sie verdeckte. Doch das war zwecklos.
»Du gemeiner Kerl!«, brüllte sie. »Das ist mein verdammter Gin, wie du sehr wohl weißt. Die Flasche war noch nicht einmal geöffnet.«
Schüchtern senkte Ricky seine langen, mädchenhaften Wimpern. »Jetzt ist sie es«, probierte er es auf die charmante Tour. »Darf ich dir auch einen einschenken? Du siehst aus, als ob du im Büro einen schlechten Tag gehabt hast.«
»Nein, das darfst du, verdammt noch mal, nicht«, schrie sie ihn an. »Du bist ein elender... fieser...« Erst fiel ihr das passende Wort nicht ein, doch dann erinnerte sie sich. »Ein verdammter Parasit! Du isst unser ganzes Essen auf, trinkst unsere Getränke, borgst dir unsere CDs aus und gibst sie nicht zurück. Der Deckel von meiner Baz-Luhrmann-CD ist kaputt, seit du sie in deinen Flossen hattest, und es ist reine Verschwendung, hier eine Rolle Kekse aufzubewahren, weil du Giersack sie ohnehin gleich auffrisst. Ich habe die Nase voll von dir!«
Sie entriss ihm ihre Ginflasche und stürmte hinaus, um sich bei Phoebe darüber auszulassen, dass Ricky dieses Mal einfach zu weit gegangen war.
»Phoebe«, brüllte sie. Ihre Freundin war nicht in ihrem Zimmer. Danach versuchte es die vor Wut schäumende Cara im Bad, wo sie ihre Mitbewohnerin auf dem Boden hockend fand. Ihr Gesicht war grüner als die avocado gestrichenen Wände. Phoebes hübsches Mondgesicht sah vollkommen verzweifelt aus, ihre Augen hatten rote Ränder, und der Lidschatten war verschmiert.
»Phoebe, was ist denn los?«, fragte Cara, die angesichts des Zustands ihrer Freundin augenblicklich ihren eigenen Ärger vergaß. Offenbar hatte Phoebe die Tränen so lange unterdrückt, bis sie eine tröstende Stimme vernahm und sie sich nun endlich gehen lassen konnte. Als ob Cara einen Knopf gedrückt hätte, schoss es aus Phoebe heraus wie die Niagarafälle.
»Ach, Cara«, schluchzte sie. »Du wirst es nicht glauben... du wirst es einfach nicht glauben.«
Cara kniete sich auf den Boden und erblickte die leere Schachtel eines Schwangerschaftstests. Und ob sie es glauben konnte!
»Du bist schwanger«, bemerkte sie sachlich.
»Woher weißt du das?«, jammerte Phoebe. »Ist es denn schon sichtbar?«
»Nein!« Cara hielt die Schachtel hoch.
»Meine Familie wird mich umbringen.« Jetzt weinte Phoebe in der Tat herzzerreißend.
Cara umarmte sie und wünschte, sie könne ihr etwas von ihrer eigenen Kraft vermitteln. »Das wird sie nicht. Und selbst wenn, dann bin immer noch ich da. Ich helfe dir.«
»Danke«, wimmerte Phoebe.
»Weiß Ricky davon?«
Das Weinen wurde noch heftiger.
»Weiß er es?«
»Ich kann es ihm nicht sagen«, brachte Phoebe zwischen heftigen Schluchzern hervor. »Er hat aufgehört zu arbeiten, um wieder aufs College zu gehen. Ein Baby kann er sich unmöglich leisten.«
»Hat er gekündigt?«, fragte Cara entsetzt.
»Er hat seine Kündigung eingereicht. Im Spätsommer wird er sich einen Monat freinehmen, um zu reisen, danach geht er aufs College.«
Vorübergehend schloss Cara ihre Augen und dachte daran, was sie am liebsten mit Ricky anstellen würde. Eine Reise .wäre sicher mit von der Partie: eine Reise aus dem Fenster, nachdem sein Hintern mit Caras Doc-Marten-Stiefeln in Berührung gekommen wäre.
»Er weiß also nicht, weswegen du hier im Bad bist?«, hakte sie vorsichtig nach.
Phoebe schüttelte den Kopf.
»Willst du es ihm denn nicht jetzt sagen?«, drängte Cara.
Phoebe schüttelte heftig den Kopf. »Nein, niemals.«
»Ich werde ihn wegschicken, dann können wir reden.«
»Phoebe ist krank«, unterrichtete sie Ricky. »Sie ist ins Bett gegangen. Es ist wohl einer dieser Vierundzwanzigstundenviren, bei denen man alle Nase lang aufs Klo rennen muss«, fügte sie noch hinzu. Mit Interesse beobachtete sie, ob sich Ricky angesichts der Vorstellung, stundenlang ans Klo gefesselt zu sein, doch noch von seiner Freundin verabschieden würde.
Er wich einen Schritt zurück. »Igitt, wie ich das hasse! Ich bin weg. Sag ihr, dass ich sie morgen besuche.«
Wie der Blitz war er verschwunden. Im Spülbecken hinterließ er die restlichen Krümel einer Rolle
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