Geh Ich Auf Meine Hochzeit
mit Fritten und Würstchen beladene Teller duftete himmlisch.
»Ich weiß«, sagte sie schuldbewusst. »Während ich mit einer Kochexpertin zu Mittag speise, esse ich wie in einer Autobahnraststätte. Aber ich liebe nun einmal Fritten und Würstchen. Und Nancy macht mich vollkommen verrückt, weswegen ich unbedingt ein paar Kohlehydrate zu mir nehmen muss.«
Olivia überhörte die gegen Nancy gerichtete Bemerkung. »Linda«, meinte sie zerknirscht, »eines meiner Lieblingsgerichte ist Cheddarkäse, der in der Mikrowelle auf Crackers zerfließt. Schließlich bin ich nicht Delia Smith. Ich gehe nicht nach Hause und verbringe drei Stunden damit, meine eigenen Nudeln herzustellen. Kochen im Fernsehen ist zur Hälfte Realität und zur anderen Wunschdenken, wie du weißt. Im richtigen Leben gehen wir alle nach Hause und essen Hühnchen Tikka Marsala von Marks & Spencer, und das auch nur an jenen Abenden, an denen wir uns besonders kreativ fühlen!«
Linda lächelte. »Ich vergesse immer, wie normal du bist, Olivia. Weil ich andauernd mit diesen Primadonnen umgehe, die durchscheinen lassen, sie würden Stunden mit der Zubereitung ihrer eigenen Pestosauce verbringen.«
»Das würde ich auch gerne tun«, gab Olivia zu. »Aber da braucht man verdammt viel Basilikum. Zwei Balkonkästen in einer Wohnung sind nicht annähernd groß genug, um einen Eimer voll davon zu produzieren!« Sie beugte sich vor und naschte einen der .Fritten. »Ich liebe Fritten ebenfalls«, fügte sie hinzu. »Es wäre schön, wenn die Leute einsähen, dass man gerne kochen und trotzdem Baked Beans auf Toast als eine nette Mahlzeit erachten kann.«
Nach Lindas Fritten schmeckte ihr Thunfischkebab fad. Sie naschte noch einige mehr.
»Bitte sehr!« Linda schob den Teller zu ihr hinüber. »Ich nehme rasend schnell zu. Und Nancy geht mir wirklich auf die Nerven. Wenn ich dann nach Hause komme und Des geschäftlich unterwegs ist, öffne ich, sobald die Kinder im Bett sind, eine Flasche Wein, backe mir eine ganze Pizza auf und schlage mir den Magen voll. Das kann nicht so weitergehen.«
»Damit stehst du nicht alleine da.« Olivia gönnte sich noch eine Fritte.
»Du hast gut reden! Du bist doch geradezu mager.«
Jetzt probierte Olivia eins von den Würstchen. »Normalerweise nehme ich ab, wenn ich unter Stress stehe«, erläuterte sie. »Dann bekomme ich nämlich nichts hinunter. Doch obwohl ich zur Zeit unter enormem Stress stehe, wiege ich mehr denn je, weil ich so viel Fertiggerichte esse.«
Linda stöhnte. »Das sagt die Frau, deren Höchstgewicht bei maximal sechzig Kilo in ihrem schwersten Mantel liegt. Aber ich habe dich nicht hierher gebeten, um dich wegen deiner beneidenswerten und von Natur aus schlanken Figur zu maßregeln.« Sie legte ihre Gabel ab. »Du bist doch ernsthaft an einer Karriere beim Fernsehen interessiert, oder?«
Dies war eine Frage, über die Olivia schon viel nachgedacht hatte. Insbesondere bei der Entscheidung, ob sie ihren Lehrberuf aufgeben sollte, damit sie vier Mal in der Woche die Kochsendung übernehmen konnte. Sie war einen Kompromiss eingegangen, indem sie sich für den Rest des Jahres hatte beurlauben lassen; jedoch bestand die Möglichkeit, wieder in der Schule einzusteigen, wenn ihre Fernsehkarriere doch nicht so recht ins Rollen kommen sollte. Es war eine schwere Entscheidung gewesen. Ihre Kollegen hatten sie nur ungern ziehen lassen, und die Schüler - abgesehen von Cheryl Dennis - waren traurig darüber, dass der einzige Fernsehstar der Schule sie verließ.
»Werden Sie uns besuchen, wenn Sie so richtig berühmt sind?«, bettelten sie an ihrem letzten Tag, nachdem ihr alle Glückwunschkarten geschenkt und erstaunlich viele Bücher für sie zum Signieren mitgebracht hatten.
»In der Vergangenheit wolltet ihr doch auch nicht, dass ich Dinge mit meiner Unterschrift versehe«, scherzte Olivia. »Besonders nicht auf den Seiten eurer Hausaufgabenhefte, in denen ich eure Eltern um eine Erklärung gebeten habe, wie der Hund fünf Mal hintereinander die Hausaufgaben hatte zerfetzen können.« Schlagartig wurde Olivia klar, wie sehr sie die Kinder vermisste. Zu unterrichten war sehr befriedigend - gelegentlich zumindest.
Linda wartete auf eine Antwort, und Olivia wollte sie ihr geben. »Ja«, sagte sie und packte den Stier bei den Hörnern. Mit einer Karriere beim Fernsehen war es ihr tatsächlich ernst.
»Das ist gut. Wir haben nämlich eine wunderbare Idee für eine Sendung für dich. Ich wollte jedoch erst
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