Geh Ich Auf Meine Hochzeit
entsprach so überhaupt nicht dem hochnäsigen Idioten, den Cara dank Bernards Hang zum Nepotismus zum Anlernen erwartet hatte. Penny war wissbegierig und klug, und hätte Cara nicht gewusst, dass sie die Tochter eines engsten Freundes von Bernard war, hätte sie diese Information von Penny auch niemals bekommen. Denn Penny versuchte, alles auf dem harten Weg zu erlernen.
Da sie mit dem Computer nicht umgehen konnte, war es tatsächlich recht schwer für sie. Als Grafikerin taugte sie etwas, doch wenn sie einen zu füllenden Bildschirm, ein Grafiktableau und die Adobe-Illustrationssoftware vor sich sah, wusste sie nicht weiter.
Heute Morgen schien sie überglücklich, Cara wiederzusehen.
»Es ist schwierig, mit Bernard zurechtzukommen«, meinte sie diplomatisch. »Bis jetzt hat er schon zweimal nach dir gefragt. Es geht um eine Sache, die er vor deinem Urlaub hatte fertig haben wollen.«
»Es ist erst fünf nach neun«, meinte Cara entnervt.
»Stimmt«, räumte Penny ein, der die Angelegenheit peinlich war. »Ich habe ihm gesagt, dass der Termin dafür erst am kommenden Freitag ist, aber er hat darauf bestanden, dass du dir das falsche Datum...«
Cara, die ohnehin von der bisherigen Bilanz des Tages nicht gerade erfreut war, fühlte, wie sich ihr die Haare aufstellten. Bernard wollte also wieder ein albernes Spielchen mit ihr treiben? Nun, das sollte er sich lieber noch einmal überlegen. Cara Fraser hatte viel zu häufig in ihrem Leben vor irgendwelchen manipulativen Schweinen gebuckelt, die ihre Neurosen dazu nutzten, sie zu dominieren. Im Moment fing sie jedoch wieder ganz von vorne an, und Bernard Redmond würde derjenige sein, der die volle Wucht ihres neuen Starts abbekommen sollte.
Das Telefon klingelte. Cara riss den Hörer hoch. »Ja«, zischte sie und klang dabei ungefähr so entspannt wie ein Gefängniswärter während einer Häftlingsrevolte.
»Cara, willkommen zurück!« Bernards Stimme triefte vor Charme. »Zwischen uns gibt es offenbar eine Meinungsverschiedenheit, für wann ein bestimmtes Projekt abgeschlossen sein sollte. Penny meinte, der Fehler läge bei mir, und das mag richtig sein. Doch obwohl es mein Versehen war, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn es, sagen wir, bis Mittwoch fertig sein könnte.«
Sein Schuldgeständnis nahm ihr den Wind aus den Segeln, und sie starrte den Telefonhörer an. »Äh... ja, natürlich«, erwiderte sie schließlich. Dann hielt sie inne. Wegen seines Fehlers würde sie zahllose Überstunden machen müssen.
»Ach wissen Sie, Bernard, eigentlich passt es mir doch nicht«, teilte sie ihm überraschend mit. Sie durchsuchte während des Sprechens ihren Schreibtisch nach den Notizen, die er ihr zu dem Projekt gegeben hatte. Das dort festgehaltene Datum war der kommende Freitag.
»Gerade habe ich das Originalmemorandum in Händen«, sagte sie mit Nachdruck. »Es soll am kommenden Freitag fertig sein, nicht bereits am vergangenen. Und es deutet nicht gerade auf ein gutes Arbeitsverhältnis hin, wenn Sie so etwas mit meiner Assistentin hinter meinem Rücken diskutieren.«
Ausnahmsweise war Bernard sprachlos.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich diesen Fehler...«, fing er an.
»Das haben Sie aber«, unterbrach sie. »Glücklicherweise bekomme ich den Auftrag noch rechtzeitig fertig. Wenn Sie mich jedoch weiterhin wie einen nützlichen Idioten betrachten, werden wir über meine Zukunft in dieser Firma einmal reden müssen. Penny macht sich sehr gut, aber es ist zu bezweifeln, dass sie diese ganze Abteilung im Falle meines Fortgangs alleine tragen kann. Und um Ihnen die Wahrheit zu sagen, an eine Veränderung habe ich bereits gedacht.«
Bernard begann, sich aufzuplustern. »Für solche Gedanken gibt es nicht die geringste Veranlassung, Gara. Sie sind für diese Firma sehr wichtig...«
»Vielleicht sollten Sie mich dann auch so behandeln«, meinte sie freundlich. »Ich komme in den nächsten Tagen einmal vorbei, um über meinen Vertrag zu sprechen. Wir sehen uns dann, tschüs!«
Behutsam legte sie den Telefonhörer auf und blickte Penny an.
»Wir werden uns beeilen müssen, um es zu schaffen, Pens«, sagte sie, »Bernard hat seinen Fehler zugegeben, aber Überstunden sind leider trotzdem fällig.«
Glücklich, dass Caras Wutanfall vorüber war, nickte Penny begeistert. »Ich habe uns ein paar Küchlein gekauft«, sagte sie. »Falls du einen Zuckerschub nötig hast.«
Cara entspannte sich. »Du kannst Gedanken lesen, Pens. Wie wäre es, wenn ich in die
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