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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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geben Sie mir einen Meisterschlüssel. Ich könnte ihn brauchen.«
    Cyrill schüttelte den Kopf. »Wenn es bei mir läge, würde ich das tun. Du würdest ihn sofort bekommen. Aber das geht nicht. Meine Vorgesetzten würden beunruhigt sein, würden befürchten, dich nie wiederzusehen. Keiner von uns ist völlig frei, weißt du.«
    »Sie sind kein Sklave. Sie sind kein Mimik.«
    »Nein, aber du … du bist Eigentum von Kaze, Tristan.«
    Das ist mir wohl bewusst, vielen Dank.
    Wie konnte er das vergessen? Geklont mit dem Goleman-Chromosom, jenem magischen Komplex aus synthetischen Genen, die die Stelle des normalen menschlichen Sexchromosoms einnahmen und seine DNS, seine spezielle mDNS, kontrollierten und es möglich machten, jede andere nachzuahmen. Er war speziell von Kaze Glom geschaffen worden, um für Kaze Glom zu arbeiten, um für Kaze Glom als Mimikagent zu existieren -
    Ihr besitzt mich, aber verdammt noch mal, Ihr schuldet mir auch etwas.
    »Ich weiß, ich -«
    »Und als solches muss deine Bewegungsfreiheit eingeschränkt werden. Bis zur Selbstheit natürlich.«
    Bis der Tod oder die Selbstheit uns trennen. Selbstheit … eine Karotte an einem sehr langen Stock.
    Nur noch ein Einsatz, und ich bekomme sie.
    »Du hast nur sechsunddreißig Stunden. Das ist unser Fenster. Dann wird der Datameister, den wir uns als Ziel gewählt haben, versetzt und hat keinen Zugang mehr zu Datasphere 87342J. Ich erwarte, bis zum Anbruch der morgigen Nacht, eine Probe aus jenem Katzenauge zu haben.« Cyrill hob die rechte Hand und machte eine Freundschaftsgeste, die von allen Kazes benutzt wurde. »Sechsunddreißig Stunden … viel Glück.«
    »Ich werde zurückkommen. Mit dem Katzenauge.«
    Aber Cyrill hatte bereits angefangen zu verblassen; sein Bild löste sich in einem Farbwirbel auf. Tristan war allein im Raum, dann endete seine Verbindung, und er befand sich wieder in seinem Abteil.

 
3
     
    Regis stand neben dem Spiegel.
    »Das klingt ungemein aufregend, Lord Tristan. Aber ehe Sie gehen, sollte ich -«
    »Aus, Regis«, sagte Tristan.
    Regis verschwand.
    Wenn Tristan ihn brauchte, konnte er sich jederzeit auf seinem Netz Zugang zu ihm verschaffen. Jetzt musste er weiter.
    Phantastisch, dachte er. Ich komme hier raus. Raus! Ihm war vor Vorfreude fast schwindlig.
    Aber wie würde er am besten zur Freizone kommen? Die Rohrbahnen waren schnell, aber da war das ständige Sabotageproblem. Es gab immer irgendwelche Splittergruppen, die mit einem der Gloms ein Hühnchen zu rupfen hatten oder sich langweilten oder einfach verrückt waren. Und das ließen sie an den Rohrbahnen aus.
    Er ging zu der Tür, die in den Hauptkorridor des Mimikgeheges führte. Die Innenwände hatten immer noch ihre Holzstruktur, und darüber war Tristan froh. Das natürliche Aussehen von Holz hatte etwas Warmes, Schönes an sich, selbst wenn es auf der ganzen Welt keine Axt gab, die scharf genug war, um hineinzuhacken. Echtes Holz war selten und teuer. Aber man konnte alles so gestalten, dass es wie Holz aussah.
    Draußen war es anders. Der letzte Schrei in den Gloms nannte sich »orgallisch«, und das sagte ihm überhaupt nicht zu. Warum ein Gebäude aus Holz wachsen lassen, das so zäh wie Stahl war, und dann seine Außenschicht abändern, damit sie wie Stahl aussah? Das ergab einfach keinen Sinn. Wenn man ein Gebäude nanoformen will, das wie Stahl aussieht, warum dann nicht das verdammte Ding mit Stahl bauen, echtem Stahl?
    Aber Tristan wusste, dass er sich in der Minderheit befand. »Echt« war nicht mehr wichtig. Das Wort war zu einem archaischen Begriff geworden.
    Der zylindrisch geformte Mimikkomplex schwebte am Rande der Wohnkomplexe von Kaze, von den umliegenden Gebäuden und dem Rest von Kaze Glom durch mehrere Schutzschichten hermetisch getrennt – hermetisch vom Rest der Welt getrennt –, Schutzschichten, die alles abhielten, seien es nun Pulserstrahlen oder Viren.
    Separat und ungleich, ein Luxusgefängnis.
    Plötzlich packte eine Hand seine Schulter, packte ihn fest und stieß ihn in eine Wandnische. Tristans Kopf krachte schmerzhaft gegen die glatte Wand.
    Er wirbelte herum, um zu sehen, wer ihn angegriffen hatte.
    Das Gesicht war dicht bei seinem, und Tristan registrierte den abgestandenen Geruch von SynFood.
    »Wie geht’s deiner Mutter, Tristan?«
    Tristan erkannte Argus’ Eigenmasque – seine Alltagsidentität, die er im Gehege trug. Und wenn es je einen Beweis dafür gegeben hatte, dass Mimiks Psycker bekommen, dann war es dieses

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