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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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anschließend sauber machten.
    Tristan sah sich die anderen Reisenden an, die in die Freizone unterwegs waren. Die meisten trugen die üblichen, gut sitzenden braunen oder schwarzen Smartsuits, aber an der abgemagerten Frau, die neben ihm saß, hing das Kleidungsstück in viel zu weiten Falten herunter. Entweder hatte sie es falsch programmiert, oder das Gewebe war verbraucht. Tristan hielt Letzteres für wahrscheinlich, hauptsächlich, weil ihr Kleidungsstück schmutzig war – Schmutz an den Leggings und Speisereste überall an der Vorderseite. Die eingebauten Reinigungsenzyme mussten schon vor langer Zeit abgelaufen sein.
    Dann entdeckte er jemanden am Ende, der die übliche Kleidung offenbar verschmähte. Ein dicker Mann in einem wallenden, farbenfrohen Umhang. Und er hatte ein Tier bei sich, einen gefleckten Zwerg-Triceratops.
    Eine Rarität. Ein Haustier. Und noch dazu ein Kloner. Der pummelige, seinem Besitzer bis zu den Knien reichende Saur, die drei Hörner in Gummischeiden gesichert, richtete sich auf den Hinterbeinen auf, weil der Dicke ihm gerade außer Reichweite etwas vor der Schnauze baumeln ließ.
    Der farbenprächtige Mann wirkte inmitten dieser finster blickenden Schlurfer völlig deplatziert. Er redete auf den Saur ein, schmachtete ihn an wie ein Liebhaber und fuhr dennoch fort, ihn zu necken.
    Schließlich ließ der dicke Mann seine Wurstfinger etwas tiefer sinken, sodass der Saur sich das schnappen konnte, was er ihm angeboten hatte.
    Ein Gong ertönte. Tristan blickte zum Nachrichtenzentrum des Rohrwagens auf. In sechs verschiedenen Sprachen informierte das Display alle, dass sie »… soeben in Nordfreizone 226 eingetroffen sind … Willkommen!«
    Vielleicht sollte ich jetzt applaudieren.
    Er drehte sich um und stellte fest, dass der dicke Mann ihn anstarrte. Seine in tiefen Hautfalten fast vergrabenen Knopfaugen fixierten Tristan. Sein Gesichtsausdruck wirkte grimmig. Der Saur rieb sich immer noch an seinen Beinen und stupste mit seinen stumpfen Hörnern gegen den farbenprächtigen Umhang.
    Aber der dicke Mann hatte jetzt zu spielen aufgehört.
    Erkennt er einen Teil dieser Schablone?, fragte sich Tristan. Das sollte er nicht. Mein Masquengesicht sollte ebenso ein Komposit sein wie der ganze Rest von mir.
    Ahnt er, dass ich ein Mimik bin?
    Ein eisiger Schauder überlief ihn. Wenn man ihn jetzt identifizierte, gab es großen Ärger.
    Tristan blinzelte und aktivierte sein Neuronet.
    Das Menü klappte sofort vor seinen Augen herunter. Er konnte immer noch alle Insassen des Rohrwagens sehen, konnte immer noch sehen, dass der dicke Mann ihn studierte … aber jetzt hatte er Zugang zum Ocean und zu Regis.
    Er rief Regis, ein stummer Befehl, der für jemanden, der ihn belauschte, etwa so klingen mochte, als ob er sich leise räusperte. Gleich darauf schwebte Regis vor ihm, als hinge er in dem Rohrwagen in der Luft.
    »Ja, Mylord?«
    Tristan sah wieder zu dem finster blickenden, dicken Mann hinüber. »Er«, sagte er, ein kaum hörbarer Grunzlaut, und jetzt erfüllte das rotbäckige Gesicht des Dicken sein ganzes Sichtfeld.
    Tristan wartete. Regis, der jetzt wie ein Zwerg neben dem rechten Ohr des Mannes schwebte, drehte sich um.
    »Ja, Lord Tristan … ich suche Ihre persönlichen Erinnerungen und die Archive von Kaze Glom nach diesem Bild ab.«
    Eine Pause. Dann die Antwort.
    »Nein, nichts, in keiner der beiden Datenbänke. Soll ich in den Ocean gehen?«
    Wieder ein Blinzeln, und der beflissene Avatar verschwand, schwamm im Ocean auf der Suche nach irgendeinem Bild, das mit dem Gesicht des dicken Mannes übereinstimmte.
    Während Regis suchte, hörte Tristan wieder einen Gong.
    Eine neue Botschaft scrollte über die Wand.
    »Sie nähern sich dem Knoten für Nordfreizone 226. Bitte halten Sie sich bereit, den Rohrwagen für die Weiterfahrt in der Freizone zu verlassen.«
    Der dicke Mann wandte sich jetzt wieder seinem Saur zu und rieb ihm die Schnauze.
    Der Moment – was auch immer er zu bedeuten gehabt hatte – war vorbei.
    Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten … vielleicht ist er einfach bloß neugierig.
    Regis erschien wieder. »Nein, Lord Tristan. Eine ausführliche Suche im Ocean ergab keine Daten über das fragliche Individuum. Aber ich sollte vielleicht warnend darauf hinweisen, dass ich, falls die Person zu einem Glom gehört und eine geschützte ID hat, oder wenn er, äh, ebenfalls ein Mimik ist, nicht erwarten kann, etwas zu finden.«
    Richtig. Aber was hatte ein Gesicht schon zu

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