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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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Geschöpf. Argus hatte zu viele Schurkenschablonen getragen, hatte zu viele Einsätze für Kaze Glom erledigt, bei denen es hart hergegangen war.
    Wie hatte ein führender Imagist die Mimiks bezeichnet? »… Monstrositäten ohne Vergangenheit und ohne Zukunft.«
    Aber das war falsch. Wir haben eine Vergangenheit. Und sie wächst mit jeder Schablone, die wir benutzen. Alle möglichen Winzigkeiten sickern ein, ein Kaleidoskop von Phänotypen und Persönlichkeiten.
    Argus schickte sich an, Tristans Kopf erneut gegen die Wand zu stoßen, aber jetzt riss Tristan den Arm hoch und blockte ab. Argus’ Gesicht ließ Überraschung erkennen.
    »Oh, dann hast du diesmal wohl eine starke Masque? Vielleicht hättest du Lust, auszuprobieren, wie stark sie ist?«
    Argus versuchte einen erneuten Stoß, aber Tristan war wieder zu schnell für ihn. Nur dass Tristan diesmal, statt nur Argus’ Arm wegzuschieben, den anderen Mimik am Handgelenk packte und es ohne nachzudenken ruckartig nach rechts herumdrehte.
    Argus stieß einen Grunzlaut aus und riss sein Handgelenk weg.
    »Wie geht’s deiner Mutter, Argus?« Tristan hatte den bei Mimiks üblichen Gruß immer als ziemlich albern empfunden. »Und seit wann lauerst du vor meiner Tür?«
    »Lang genug, Tristan. Ich habe dir sogar heute Morgen beim Tauchen zugesehen. In das ICE-Haus konnte ich natürlich nicht, aber ich weiß, dass du dich mit Cyrill getroffen hast.«
    »Schon möglich. Und?«
    Argus riskierte es, wieder näher zu rücken. Er senkte die Stimme.
    »Es ist so – ich bin nur noch ein paar Einsätze von der Selbstheit entfernt. Das hat Cyrill mir gesagt. Aber den Einsatz hat er dir gegeben.« Er musterte Tristan von Kopf bis Fuß, verschaffte sich einen Eindruck von der neuen Schablone. »Neue Masque und all das … stark, schnell. Den hätte ich kriegen sollen.«
    Tristan stieß sich von der Wand ab. »Warum kommst du nicht mit?«
    »Wüsste nicht, warum ich das nicht könnte, wenn es der Mühe wert ist.«
    Konnte er das?, fragte sich Tristan. Er hatte Gerüchte über Mimiks mit heißen Codeschlüsseln gehört, die Zugang zu gesperrten Roaming Grids ermöglichten. Aber ihm hatte man nie einen angeboten – nicht, dass er ihn je annehmen würde, nicht, wo er so dicht vor der Freiheit stand.
    »Wiedersehen, Argus.«
    Argus hob seine Faust. War er so dumm, es noch einmal zu versuchen? Tristan hätte ihm liebend gern den Gefallen getan, aber die Uhr lief bereits.
    »Mir hätte er gehört, verdammt.«
    Er packte Tristan am Kragen seiner einteiligen Kombi, und Tristan reagierte ohne nachzudenken. Wieder packte er Argus’ Arm, aber diesmal weiter oben, am Ellbogen. Dann drehte er ihn zu sich her und wieder zurück, bis Argus mit gesenktem Kopf vor ihm auf dem Boden kniete.
    »Lass mich los!«, keuchte Argus.
    »Na schön«, sagte Tristan. »Aber dein retrogenomisches Gesicht will ich nie wieder sehen. Kapiert?«
    Ein zusätzlicher Druck auf den verdrehten Arm machte dem anderen klar, dass er es ernst meinte, und veranlasste Argus zu einem weiteren Stöhnen.
    Ich mag diese Masque, dachte Tristan. O ja … gute Reflexe für den Kampf. Ein gewisses Maß an Aggressivität war genetisch und konnte nützlich sein. Aber das war natürlich kein Zufall. Er fragte sich, was da in der Masque sonst noch für Überraschungen für seinen Einsatz auf ihn lauerten.
    Argus stand langsam auf. Er entfernte sich rückwärts von Tristan, und sein Mund verzog sich zu einem bösartigen Grinsen. »Wir sind noch nicht fertig, Tristan.«
    Er drehte sich um und verschwand in dem leicht gewundenen Gang.
    Tristan atmete durch. Ich hätte ihn töten können, dachte er. Dann wären meine Probleme mit ihm zu Ende gewesen. Und noch etwas … die Vorstellung, Argus zu töten, war angenehm, so als ob er vielleicht Spaß daran haben würde.
    Er hatte schon früher getötet … wenn es zum Einsatz gehört hatte. Er hatte andere Mimiks getötet, und er hatte Menschen getötet. Einfach, weil es notwendig gewesen war …
    Aber der Gedanke, Argus zu töten, war angenehm.
    Tristan nahm den Fallschacht ins Erdgeschoss und eilte dann durch den Gang zur Rohrbahnstation. Ein erwartungsvolles Vibrieren hatte jedes seiner Axone erfasst. Ja, er brach zu seinem letzten Einsatz auf, aber noch erregender war die Aussicht, jetzt gleich Kaze Quarter zu verlassen und in die Freizone zu kommen.
    Die Freizone – schon der bloße Name war erregend.
    Er trat auf die Rampe, die zu den Rohrbahnen führte und – die Welt und alles in

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