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Geheimakte Proteus

Geheimakte Proteus

Titel: Geheimakte Proteus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F. Paul Wilson , Matthew J. Costello
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ist jetzt Zeit. Kommen Sie, bitte … Sie wollen doch sicherlich Ihre Besprechung nicht verpassen, Lord Tristan. Mr. Cyrill wartet bestimmt schon.«
    Tristan schlug die Augen auf.
    Blau … sein Einzimmerabteil war in weichem Blau beleuchtet, fast als ob er sich unter Wasser befände. Tristan hatte noch nie eines der Meere der Welt aus erster Hand zu sehen bekommen und doch …
    Der Name Cyrill ließ ihn hellwach werden, während Regis weiterplapperte.
    »Er erwartet Sie in einer knappen Viertelstunde, Lord Tristan, und Sie wissen, dass er es nicht mag, wenn man ihn warten lässt.«
    Tristan glitt aus dem Bett, und Regis zog sich zurück. Als seine Füße den Boden berührten, veränderte der Raum die Farbe. Das blaue Licht wurde zu einem rötlichen Orange, und ein paar Stellen im Raum begannen in einem schwachen weißen Licht zu leuchten.
    Die Anordnung von Seifenblasen, die er am vergangenen Abend betrachtet hatte, schwebte immer noch am Fußende seines Bettes.
    Tristan warf jetzt einen Blick darauf, eine Anordnung seiner antiken Lieblingsvids, fast alle schwarzweiß. Das Fehlen von Farbe schien sie realer zu machen, so als kämen sie aus einer anderen Welt, einem Planeten ohne Farbe, aber angefüllt mit Emotionen, angefüllt mit Menschen, die ihm etwas bedeuteten.
    Seine Welt hatte Farbe. Keine Emotionen, keine Glaubensgrundsätze, keine Menschen – aber Farbe im Überfluss.
    Tristan trat näher an die schwebenden Bilder heran.
    Die Vids waren in Schlüsselszenen erstarrt, Momenten, die Tristan besonders interessierten. Ein Mann stand an der Brücke einer Kleinstadt, riesige Schneeflocken flogen ihm ins Gesicht. Sollte er springen oder nicht? War sein Leben wirklich sinnlos?
    Wie konnte das sein?, dachte Tristan. Mit einer Frau und Kindern und der Stadt voller Menschen, die ihn liebten?
    Das nächste Bild ließ Tristan lächeln. Ein Mann namens Rick saß an einem Tisch, eine Zigarette in der einen, ein Glas in der anderen Hand; er redete mit der schönsten Frau der ganzen Welt.
    Die soeben seinen Club betreten hatte.
    Tristan streckte die Hand aus und schob sie durch das Bild, worauf das flache Schwarzweißbild auf seiner Hand tanzte.
    Er wünschte, er könnte in diese Welt hineintreten.
    Er schüttelte den Kopf. Es war wie Träumen. Wenn er diese Vids ansah, träumte er von einer Welt, die es wahrscheinlich nie gegeben hatte.
    »Nachrichten aufrufen, Regis.«
    »Oh, da ist nichts, was Sie wirklich interessiert, Euer Lordschaft. Und Sie sind bereits spät dran.«
    »Abspielen«, sagte Tristan und dachte, dass er sich jetzt wirklich einmal die Zeit nehmen musste, seinen PDA neu zu programmieren.
    Das mit dem englischen Butler wurde allmählich langweilig. Er war auf die Idee gekommen, nachdem er sich all diese alten Vids angesehen hatte, die Schwarzweiß-Flachis; er hatte gedacht, es könnte vielleicht Spaß machen, einen eigenen Butler zu haben. Aber im wirklichen Leben, Tag für Tag, ging einem das ganz schön auf die Nerven.
    Vor dieser Reprogrammierung war Regis ein Kardinal gewesen und hatte Tristan mit »Euer Heiligkeit« angesprochen.
    Spaß … für eine Weile.
    Alles wurde mit der Zeit lästig. Oder langweilig. Besonders, wenn das Leben so streng definiert war. Das Mimikgehege verfügte über alle Annehmlichkeiten … mit Ausnahme der Bewegungsfreiheit. Kein Mimik durfte das Gehege verlassen, wenn sein Roaming-Grid nicht von Glom freigegeben war. Tristan konnte sich die verlockenden Holovisionen all der Orte, die so ganz anders als die Gloms waren, nur ansehen. Da gab es Dschungel, üppig und in allen Grünschattierungen, fleckige Schlangen, die sich in den Bäumen versteckten, und seltsame kleine Säugetiere mit dunklen gehetzten Augen. Wie wunderbar es doch sein müsste, tatsächlich zu ihnen zu gehen, dachte er. Oder man stelle sich die Berge, diese gewaltigen zackigen Gipfel vor. Man stelle sich vor, an diesen felsigen Klippen emporzuklettern, den harten Stein und den eisigen Wind auf der Haut zu spüren.
    Tristan konnte es sich vorstellen, und das machte sein Leben, dieses Gefangensein, noch viel unerträglicher.
    Aber heute würde er nach draußen gehen und sich bewegen, wenn auch nur in der von Menschen geschaffenen Welt des Glom. Ja, heute würde ein guter Tag sein.
    Er drehte sich um und sah sein Abbild in dem großen, glitzernden Spiegel an der Wand. Seine Gesichtszüge waren ausdruckslos, mit flachen Wangenknochen, einer rudimentären Nase, einem Schlitz als Mund und fast weißen Iriden. Sein

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