Geheimauftrag Phantom
als würde er einen dicken Mantel tragen. Das Gesicht blieb frei, ansonsten verbarg eine Kapuze den Kopf der Gestalt.
Sie wurde gebückt gemalt, der rechte Arm schwang nach hinten. Aus der geschlossenen Hand wuchs etwas Langes, Dunkles hervor. Die Klinge eines Messers!
Jetzt war der Killer nicht mehr draußen, denn er befand sich innerhalb der Mauern…
***
Unten am See erlebte ich, daß auch ein altgedienter Leutnant der Schweizer Polizei blaß werden konnte. Ich hatte Tenero vor dem Anblick gewarnt. Wahrscheinlich hatte er mich nicht ernst genommen. Nach einem kurzen Blick auf die Leiche brauchte er einen Schluck Cognac, und auch die anderen Beamten spülten den Schrecken hinunter. Ein jüngerer Kollege übergab sich. Tenero schüttelte den Kopf. »Das hätte ich nicht gedacht«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, das will mir nicht in den Sinn. Ich hatte Sie noch für einen Spinner gehalten, Sinclair.«
»So kann man sich irren.«
»Aber diese Leiche sieht anders aus als die drei Mädchen, die durch Messerstiche getötet wurden.«
»Stimmt.«
Tenero verengte die Augen. »Das kann also nur bedeuten, daß wir es mit zwei Tätern zu tun haben.«
»Nein, mit einem. Bedenken Sie, daß ich das Monstrum erschossen habe.«
Tenero gab einen Laut von sich, der wohl ein Lachen sein sollte. Es verunglückte stark.
»Ich weiß es nicht, Mr. Sinclair. Ich kann es nicht glauben, ich kann es nicht fassen. Wir sind in der Schweiz, im Tessin, am Lago Maggiore, nicht in Schottland am Loch Ness. Hier kann und darf es keine Monstren geben, die gibt es bei euch auch nicht; es ist ja alles nur ein Märchen, eine Legende.«
»Loch Ness schon.«
»Und der Lago Maggiore erst recht!« behauptete Tenero wild.
»Mehrere Zeugen und ich haben es anders gesehen.«
»Einverstanden, Kollege. Es ist Ihnen doch klar, daß ich diese Zeugen befragen muß.«
»Darum bitte ich.«
»Und zwar noch jetzt.«
»Morgen ginge es auch.«
»Nein, das will ich nicht.«
»Okay, dann werde ich den Mädchen Bescheid geben. Sie schlafen bestimmt nicht, nach allem, was passiert ist.«
»Das meine ich auch.« Tenero drehte sich um. »Warten Sie bitte auf mich, Mr. Sinclair.«
Er ging zu seinen Leuten. Der Tote wurde in eine sargähnliche Wanne gepackt. Noch brannten die Scheinwerfer. Sie Übergossen die Szene mit einem gespenstischen Licht, durch das die Bahnen der Nebelschleier trieben und sich an manchen Stellen zu Wolken verdichteten. Das Castello war nicht zu sehen. Seine Mauern verschwammen in der Ferne im Dunst.
Ich dachte daran, daß wir hier regelrecht an der Nase herumgeführt wurden. Wer immer der Mörder auch sein mochte, er war uns stets einen Schritt voraus.
»Und wieder keine Spuren?« fragte Tenero, als er zu mir zurückkehrte.
»So ist es. Als ich das Monstrum erschoß, zerfiel es in mehrere Schatten, die sich auflösten.«
Der Kollege schlug sich mehrmals gegen die Stirn. »Mann, Mann«, sagte er nur. »Sie erzählen mir hier was vom Pferd. Sie können doch keinen alten Mann verarschen.«
»Das habe ich nicht vor, Leutnant. Ich halte mich einzig und allein an die Wahrheit!«
»Was haben Sie jetzt vor?«
»Ich will den Mörder.«
»Den wollen wir auch.«
»Dann jagen wir ihn gemeinsam.« leñero lachte. »Nichts gegen die Qualitäten der englischen Polizei, aber wir Schweizer sind nicht so langsam, wie man es uns oft nachsagt. Außerdem befinden wir uns hier im Tessin, dieser Menschenschlag ist wieder ganz anders.«
»Ich möchte Ihnen keine Lorbeeren wegnehmen, Kollege, ich möchte nur, daß die Bestie gestellt wird. Ich reise morgen früh mit meinem Schützling ab und kehre wieder zurück. Gegen Abend könnte ich von Zürich aus wieder hier sein.«
»Dann muß Ihnen der Fall aber im Magen liegen.«
»Und wie er das liegt.«
Fin Mitarbeiter fragte Tenero nach den Zeugen, die noch ausgequetscht werden sollten. »Das mache ich allein oder zusammen mit meinem Kollegen. Ihr könnt gehen.«
»Gute Nacht.«
»Witzbold.« Tenero holte ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche.
»Rauchen wir eine?«
»Na ja, meinetwegen.« Ich gab uns Feuer. Sinnierend schaute Tenero auf die dunkle Oberfläche des Sees. »Ein Monster, das aus den Tiefen hervorgekommen ist«, murmelte er. »Ich kann es nicht fassen, es ist einfach unbegreiflich. Jetzt stellen Sie sich mal vor, davon bekäme die Presse Wind, dann wäre was los. Entweder bleiben die Leute aus Angst weg, oder sie kommen in Scharen. Beides ist nicht gut.«
»Von mir erfahren
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