Geheimauftrag Phantom
den Türen lagen die Schächte und Treppen, die den Tunnel mit der Außenwelt verbanden. Kein Problem, sie zu erreichen, wenn Angel, dieser verfluchte Feuerteufel, nicht gewesen wäre.
Sie spielte mit dem Feuer, sie hatte es entstehen lassen, denn die Tür veränderte sich.
Das Metall bekam in der oberen Hälfte Druck. Es wellte sich mir entgegen und einen Moment später konnte es den magischen Kräften nicht mehr standhalten.
Vor meinen Augen platzte es auf. Ein Loch entstand, an den Rändern gezackt, aufgerissen, einfach zerfetzt. Aus ihm kroch ein Untier. Ein schlangenähnliches Wesen, so dick wie zwei normale Männerarme. Es gelang mir noch für einen Moment durch die Öffnung in den Schacht zu schauen, wo ich Angel sah, die aus ihrer Tasche den Zeichenblock geholt hatte und den Bleistift über das Papier wandern ließ. Sie hatte das Monstrum gezeichnet, das dann auch in der Realität entstanden war.
Ich schoß.
Die Silberkugel schlug schräg in den Schlangenschädel hinein. Der Körper zuckte noch einmal hoch, dann jagte er in zahlreichen Schattenteilen davon.
Hatte ich freie Bahn?
Angel sah ich nicht mehr. Sie mußte sich bis auf die Treppe zurückgezogen haben. Ich war sehr vorsichtig, da ich mit einer neuerlichen Teufelei rechnete.
Hinter mir hörte ich Stimmen. Meine Aktivitäten waren nicht unbeobachtet geblieben. Zum Glück traute sich niemand in meine Nähe, doch ich mußte Angel kriegen.
Ich wollte es trotz der großen Gefahr versuchen, als sie mich überraschte. »Jetzt!«
Ihren Schrei hörte ich noch. Im nächsten Augenblick aber fegte die Tür aus dem Rahmen, um mir entgegenzuwirbeln. Ich hechtete bis in die Parktasche hinein und konnte mir gratulieren, nicht erwischt worden zu sein.
Mit der Beretta in der Hand drehte ich mich herum und mußte erkennen, daß mein Reden nichts genutzt hatte.
Angel Torham wollte das Chaos. Sie liebte das Feuer und schickte es als gewaltigen Flammensturm durch die Öffnung.
Der Tunnel sollte brennen!
***
Im ersten Moment war ich so geschockt, daß ich nicht wußte, was ich machen sollte. Es war für mich unmöglich, das Feuer zu löschen. Okay, an den Wänden hingen rote Feuerlöscher, doch gegen diesen gewaltigen Sturm richtete ich nichts aus. »Feuer!«
Ein gellender Schrei erreichte mich. Alarmsirenen klingelten, das Chaos würde innerhalb von Sekunden perfekt sein, und ich sah inmitten der Flammen Angel Torham stehen, wie sie einen Zeichenblock in den Händen hielt und malte.
Das Feuer machte ihr nichts aus.
War das die Chance? Wurden die Flammen durch Schwarze Magie genährt?
Für einen Beobachter mußte es wie der reine Wahnsinn aussehen, was ich tat. Mit einem Satz sprang ich in die Flammenhölle hinein, hielt mein Kreuz in der rechten Hand und brüllte die Aktivierungsformel, so laut ich konnte.
»Terra pestem teneto — Salus hic maneto!«
Ich vertraute dabei auf die Kraft des Kreuzes, die es einfach schaffen mußte, die Flammen zu löschen.
Sie fielen über mir zusammen. Ein wütender Schrei erreichte meine Ohren, mich umgab ein strahlend heller Schein, der bei meinem Kreuz seinen Ursprung hatte.
Der Schein schützte mich. Er umgab meinen Körper wie eine wundersame Aura, die von den Feuerzungen nicht durchdrungen werden konnte. Damit hatte Angel nicht gerechnet und auch nicht mit einem Zusammenbruch der Flammen.
Plötzlich hatte ich freie Bahn!
Angel stand auf der nach oben führenden Treppe. Ihr Gesicht wirkte dabei selbst wie eine verzerrt gezeichnete Fratze. Die Augen waren weit geöffnet, der Mund zuckte, als wollte sie mir etwas sagen. Mit der Linken hielt sie den Zeichenblock, mit der Rechten den Bleistift. Wenn mich nicht alles täuschte, waren ihre Augen direkt auf mein Kreuz gerichtet, das die Gefahr gebannt hatte.
»Angel!« sprach ich sie an. »Es hat keinen Sinn, es hat wirklich keinen Sinn. Sieh ein, daß mein Kreuz stärker ist. Damit kann ich das Böse überwinden!«
Ich hörte sie atmen, und sie knurrte dabei. Die Geräusche hätten besser zu einem Tier gepaßt als zu einem Menschen. War sie noch ein Mensch? Sie sah zwar so aus, doch in ihr hauste eine furchtbare Macht, die sämtliche Kontrolle über sie bekommen hatte. Ein grausames Etwas, geboren in einer fremden Dimension.
Sie starrte mich wieder an. Im Licht der Notbeleuchtung wirkte ihre Haut auch jetzt äußerst dünn, als hätte man sie mit einer Nudelrolle in die Breite gezerrt.
Wahrscheinlich blieb ihr nichts anderes übrig, als aufzugeben. Ich zumindest
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