Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)

heftige Diskussionen aus. Die Autoren sind enttäuschte Ex-Illuminaten und treten mit dem Buch eine Agitationswelle gegen den Geheimbund los. Doch damit nicht genug. Knigge zerstreitet sich mit Weishaupt. Denn der Freiherr will eine umfassende Reform des chaotisch geführten Ordens, scheitert aber am Widerstand Weishaupts. Im Juni 1784 verlässt Knigge den Orden – zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt.

Schlimmer als die Pest
    Dass die Illuminaten inzwischen in den Augen der Öffentlichkeit Staat und Gesellschaft zersetzen wollen, macht es den Rosenkreuzern nun leicht, gegen ihren Feind zu arbeiten. Zumal sie in unmittelbarer Nähe des Kurfürsten Karl Theodor ein ranghohes Mitglied sitzen haben: Pater Frank, ehemaliger Jesuit, Leiter des Münchner Rosenkreuzerzirkels, ist Beichtvater des Monarchen. Frank und andere antiaufklärerisch eingestellte Kräfte am Hof des Kurfürsten treiben den Monarchen dazu, entschieden gegen alle Arten von Geheimbünden vorzugehen, besonders gegen die Freimaurer und die Illuminaten. Von Juni 1784 bis 1787 werden drei entsprechende Dekrete verfasst. Das dritte belegt das Rekrutieren von Mitgliedern für die Logen der Freimaurer und Illuminaten sogar mit der Todesstrafe. Hintergrund der geballten Reaktion ist das Auffinden umfangreicher Mitgliederlisten, die ein erschreckendes Maß der Unterwanderung offenbaren. Das Beweismaterial wird der Legende nach im Mantel eines vom Blitz erschlagenen Kuriers der Illuminaten entdeckt. Tatsächlich findet man es aufgrund einer Hausdurchsuchung beim Regierungsrat und Illuminatenmitglied Franz Xaver von Zwackh im Oktober 1787. Für die bayerische Monarchie ist der Geheimbund nun endgültig ein «weit mehr als die Pest zu verabscheuendes Übel». Und Pestquellen muss man ausmerzen.
    Schon ein Jahr zuvor erscheint Adam Weishaupt auch Regensburg nicht mehr sicher genug: Er flieht erneut, diesmal nach Gotha unter den Schutzschirm seines mächtigsten Verbündeten, Ernst   II. von Sachsen-Gotha-Altenburg. Der Herrscher über das Herzogtum in Thüringen ist so wie viele Illuminaten bereits Freimaurer, als er 1783 zum Geheimbund stößt. Unter seinen Untertanen kursieren Gerüchte über magische Fähigkeiten des Fürsten. Es heißt, er könne Feuer bannen. Zumindest kann Ernst   II. die Sorgen Weishaupts beseitigen, Opfer eines Anschlages zu werden. Der verfemte Professor hatte sich nach seinem Eintreffen in Gotha aus Angst vor einemAnschlag drei Tage lang im Kamin seiner Wohnung in der Siebleber Straße versteckt. Weishaupt scheint nach Jahren der Flucht einem Nervenzusammenbruch nahe zu sein.
    Zwar ist der Orden in Bayern, im Herzland der Illuminaten, aufgrund des Verfolgungsdrucks nicht mehr existent. Viele andere Filialen des Ordens arbeiten aber auch nach 1787 weiter oder werden vom neuen Führungsgremium um Bode und Ernst   II. reaktiviert. Die territoriale Zersplitterung des Alten Reichs verhindert die totale Zerschlagung des Bundes. Ein Verbot von Geheimbünden in einem Fürstentum konnte deren Förderung in einem anderen zur Folge haben – wie im Falle der Illuminaten geschehen. Sogar in Dänemark, in der Schweiz und in Russland treffen sich die Illuminaten weiterhin – was vielleicht der Ursprung der Legende eines angeblich weltumspannenden Netzwerks ist. Dazu trägt sicherlich auch bei, dass die Illuminaten gerade in der Zeit stärkster Verfolgung einen ihrer größten Erfolge feiern können – und das nicht in Deutschland, sondern in einem Land, in dem ein Volksaufstand bald Weltgeschichte schreiben wird.

In geheimer Mission: Frankreich
    Der Reisende aus Deutschland, der sich im Juni 1786 nach Paris aufmacht, durchquert ein Land am Rande des sozialen und moralischen Zusammenbruchs. Frankreichs Wirtschaft befindet sich seit Jahren auf Talfahrt. Das Ansehen des Königshauses leidet unter Affären und Korruptionsskandalen. Der Adel zwingt seine Untertanen, höhere Abgaben zu zahlen. Allein die niedrigen Getreidepreise verhindern noch den Ausbruch von Unruhen. Doch schon jetzt kostet Brot einen einfachen Arbeiter die Hälfte seines Einkommens. 1788 wird eine Missernte den sozialen Kessel explodieren lassen. Aber während sichder Illuminat Johann Christoph Bode der französischen Hauptstadt nähert, ist noch alles ruhig.
    Bode hat sich nicht zum Privatvergnügen auf den Weg gemacht. Er ist auf einer Mission. Wie in Deutschland befindet sich die Freimaurerei auch in Frankreich in der Krise. Bode will für die Illuminaten die Werbetrommel