Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Menschheit zu leiten und das ganze Land umzustimmen; dann bedarf es keiner äußeren Gewalt.»
Illuminaten-Gründer Adam Weishaupt: Sein Geheimbund ist anfangs nicht mehr als ein Literaturzirkel.
Weishaupt will einen völlig neuartigen Tugendbund gründen, als Schrittmacher einer neuen Zeit. Aber Weishaupts Ordensgründung hat mehrere Ursachen. Während die Freimaurer sich aus den mittelalterlichen Bauhütten formten und die Rosenkreuzer dem Gespür eines Autorenkollektivs für den Zeitgeist des 17. Jahrhunderts entspringen, liegen die Wurzeln der Illuminaten in der Konfrontation mit anderen Geheimbünden. Zum einen mit dem angeblich inoffiziell weiterexistierenden Jesuitenorden. Doch Weishaupt gründete die Illuminaten nicht allein, um die Vormacht der Kirche zu brechen. Eine weitere Ursache, sogar die eigentliche Initialzündung, ist die Formierung einer Loge der Gold- und Rosenkreuzer im 120 Kilometer von Ingolstadt entfernten Burghausen. Weishaupt bezeichnet die Rosenkreuzer mit einer Mischung aus Bewunderung und Verachtung als «verderbliche Seuche», die sich mit ihrem alchemistischen Aberglauben erdreistet, seine fähigsten Studenten zu «Goldmacherei und anderen Thorheiten» zu verführen.
Doch zunächst sind die Illuminaten nichts anderes als eine fixe Idee Weishaupts, ein organisatorischer Schnellschuss, der sich zunächst etwas unbeholfen «Bienenorden» und dann «Bund der Perfektibilisten» nennt. Schließlich wählt er den Namen «Illuminaten» – eine geniale Idee. Alle drei Namen weisen darauf hin, was sie vorrangig wollen: den Nektar der Aufklärung schlürfen, die Avantgarde der neuen Zeit sein, unbeirrbar, umfassend gelehrt, der Zukunft zugewandt.
Die Eule wird das Symbol des neuen Geheimbunds. Es ist die Eule der Göttin der Weisheit, Athene. Sie steht für Intelligenz und Weitsicht. Aber die Eule verkörpert auch das Geheimnisvolle, in der Finsternis Verborgene, ähnlich wie die Rituale der Illuminaten.
Die Erleuchteten glauben, einer Zeitenwende beizuwohnen, einer Wende zum Guten. Ihre Aufgabe sehen sie darin, den Anbruch eines neuen Zeitalters zu unterstützen, nicht darin, ihn herbeizuführen. Dennoch werden die Illuminaten eine Art «Untergrundorganisation». Denn Weishaupt sieht sich von Feinden umgeben und gibt darum als Parole aus: «Stillschweigen und Geheimnis sind die Seele unseres Ordens.»
Was als harmloser studentischer Lesezirkel unter der Führung eines jungen Professors beginnt, der mit unorthodoxem Auftreten ständig im festgefügten Universitätssystem aneckt, gewinnt mit der Zeit einen ernsten Charakter. Weishaupt sorgt dafür, dass die Illuminaten bald eine Aura des Unerklärlichen, des abgrundtief Rätselhaften umgibt: «Der Orden hat ein doppeltes Geheimnis zu beobachten; ein äußeres, wodurch den Profanen nicht nur unser Zweck, Operationen und Personale, sondern auch sogar unser Daseyn unbekannt bleiben soll; (…) ein inneres, wodurch einem jeden Mitgliede gerade soviel von Ordenssachen und Personen eröffnet wird, als der Grad seiner Zuverlässigkeit, die Ausdehnung seines Wirkungskreises, die Erhaltung seines Zutrauens und Eifers fordert», heißt es in einem programmatischen Aufsatz Weishaupts.
1780 hat der Geheimbund erst ein paar Dutzend Mitglieder. Doch das stört Weishaupt kaum. Er setzt auf die Zeit als Verbündeten. Für ihn zählt ohnehin nicht die Masse. Kaum etwas stößt Weishaupt mehr ab als der Pöbel: «Siegt das Volk, so steht ein Zustand bevor, der nun ärger als aller Despotismus, und der Aufklärung noch viel gefährlicher ist: Wir laufen Gefahr, in einen anarchischen Zustand zu verfallen», schreibt Weishaupt in einem Brief aus dem Jahr 1790.
Adam Weishaupt ist kein Umstürzler. Der Mensch soll seine Würde und Freiheit bekommen, Rationalismus und Wissenschaft sollen die Welt läutern. Doch davon abgesehen gibt es für ihn einklares Oben und Unten, heißt es in der Enthüllungsschrift Johann Heinrich Fabers, seines Zeichens Kurfürstlicher Hofgerichtsrat in Mainz, über die Ziele und Rituale der Illuminaten: «Der ganze Plan des Ordens beruht darauf, die Menschen zu bilden. Man muß ein allgemeines Sittenregiment einführen, eine Regierungsform, die allgemein über die ganze Welt sich erstreckt, ohne die bürgerlichen Bande aufzulösen (…). Die Menschen sollten weise und gut werden, sollten sich von den Weiseren und Besseren leiten lassen, zu ihrem eignen Vorteil.»
Weishaupt bestätigt die Enthüllungen Fabers, der in den Besitz von
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