Geheimbünde: Freimaurer und Illuminaten, Opus Dei und Schwarze Hand (German Edition)
Originaldokumenten der Illuminaten gekommen ist. Der Anführer der «Erleuchteten» glaubt an den aufgeklärten Absolutismus. Die gekrönten Häupter sieht er lediglich von falschen Beratern umgeben. Er kritisiert den Einfluss des Adels und wirbt für die Herrschaft einer Wissenselite, die den Monarchen zur Seite steht.
Natürlich ist ihm auch der Klerus ein Dorn im Auge. Er glaubt nicht an die Trinität aus Vater, Sohn und Heiligem Geist. Aber er lehnt nicht die Religion per se ab. Jesus ist für ihn ein Aufklärer und die Illuminaten ein Abbild wahren Christentums. Trotz aller Feindschaft wird der Orden nach Vorbild der Jesuiten organisiert: mit strenger Hierarchie und absoluter Gehorsams- und Geheimhaltungspflicht. Darüber hinaus fordern die Illuminaten die Offenlegung aller persönlichen Verhältnisse. Die Mitglieder müssen Exerzitien durchlaufen, wenn sie aufsteigen wollen. Alle Mitglieder erhalten zudem Pseudonyme. Städte bekommen Tarnnamen. Es gibt ein eigenes Kalendersystem, und ein Spitzelsystem hält die Mitglieder bei der Stange, damit nicht ein Zentimeter von dem Tugendpfad abgewichen wird, den die Führung des Ordens vorgibt. Jeder muss sich unbarmherziger Selbstkritik unterwerfen, sein Privatleben und das seiner Angehörigen offenlegen. Wer nicht pariert, wer nicht regelmäßig wie in einem Schneeballsystem neue Mitglieder rekrutiert, braucht sich keine Hoffnung zu machen, in die Welt der Allwissenden aufzusteigen.
Der Krieg der Geheimbünde
Richtig Schwung bekommen die Aktivitäten des Geheimbunds allerdings erst mit dem Beitritt des Freiherrn Adolph von Knigge. Der Mann, der uns heute als Verfasser von Benimm-Büchern ein Begriff ist, ist damals wie viele andere auch bereits Mitglied eines anderen Geheimbundes: Knigge ist Freimaurer. Er kennt sich aus in der «Szene», steht auch mit Rosenkreuzern in Kontakt. Knigge wird gewusst haben, wie ein interessanter Geheimbund auszusehen hat: Er muss zwar eine ausgeprägte Hierarchie besitzen, seine Mitglieder müssen aber trotzdem eine reelle Chance haben, die «Karriereleiter» der Gemeinschaft hochklettern zu können. Das darf nicht zu schnell passieren, aber auch nicht zu schwierig sein. Die angebliche Existenz geheimer Oberer macht einen Geheimbund zusätzlich attraktiv – und das Versprechen, mit jedem neuen Grad ein wenig mehr Einblick in das Geheimnis zu bekommen. Ebenso vorteilhaft sind ein wenig Mystik und Symbole, die der Organisation den nötigen rätselhaften Anstrich geben. Die Rituale dürfen ausschweifend sein, und auch Kostümierungen dürfen nicht fehlen:
«Linker Hand steht ein Tisch rot bedeckt auf welchem die Kleidung der Regenten liegt. Diese Kleidung ist folgende: über dem Rock wird eine Art von Küraß oder Brustschild, aber nur von weichem Leder, getragen, worauf ein rotes Kreuz steht. Über demselben ein offener weißer Mantel mit Ärmeln (…). Auf dem Kopf tragen sie einen weißen Hut mit roten Federbuschen. An den Füßen rot zugeschnürte Halsstiefel (…). Das Zimmer ist rot tapeziert und gut erleuchtet», heißt es in einer Ritualbeschreibung. Anschließend soll das neue Mitglied in einen anderen Raum geführt werden. Der ist schwarz tapeziert, auf einer kleinen Empore steht ein Skelett, «zu dessen Füßen Krone und Schwert» liegen. Dann wird der Neuling gefesselt. Nachdem er höheren Ordensmitgliedern Rede und Antwort gestanden hat, legen Mitglieder ihm eine spezielle Tracht an: «Das Brustschild steht für Treue, Wahrheit, Festigkeit und Glaube, damit diePfeile der Verleumdung und des Unglücks abgewehrt werden. Die Stiefel stehen für Schnelligkeit und die Bereitschaft zum Guten und zur guten Tat. Der Mantel ist das Symbol, ein Fürst für das Volk zu sein, ein weiser redlicher Wohltäter und Lehrer der Brüder. Der Hut steht für die Freiheit, die nie mit einer Krone zu vertauschen ist.»
Treffen und Aufnahmerituale der Illuminaten finden anscheinend vorzugsweise an pittoresken Orten statt, zum Beispiel in einer Berggrotte im Schlosspark Aigen nahe Salzburg, im sogenannten Hexenloch. Vor der Grotte grüßt damals eine über den Eingangssäulen platzierte Sphinx die Eintretenden. Im Innern der Höhle rauscht damals wie heute noch ein Wasserfall. Es ist nasskalt und unheimlich. Nur Kerzen erleuchten die Szenerie der Initiationen und Sitzungen. Es heißt, die Illuminaten-Höhle habe Wolfgang Amadeus Mozart für das Bühnenbild der «Zauberflöte» inspiriert und in Wahrheit handele es sich bei der Oper nicht um eine
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