Geheimbund der Vampire
gestanden, jetzt war es vorbei.
Wer hatte den Würfel jetzt? Und es stellte sich die Frage, ob ihn der Spuk besaß oder Vampiro-del-mar? Wenn ihn der Spuk hatte, bekamen wir ihn nie.
Ich holte tief Luft, bevor ich mich zu Frantisek Marek hinabbeugte und ihn anstieß.
Er bemerkte die Berührung nicht, sondern blieb in seiner Haltung hocken. So blieb mir nichts anderes übrig als ihn unter die Achseln zu fassen und hochzuziehen.
Auf den Beinen konnte er sich kaum halten. Sein Gesicht war bleich und von einem leichten Schweißfilm bedeckt. Er bewegte die Lippen. Suko und ich vernahmen seine geflüsterten Worte.
»Ich habe Marie gerächt, so wie ich es an ihrem Grabe versprach. Ich habe sie gerächt…«
»Ja, das hast du«, sagte ich und fügte in Gedanken hinzu: Und auch Lady X vernichtet.
Sie existierte tatsächlich nicht mehr. Ein schauriges Bild bot sie. Der Pfahl steckte in ihrer Brust. Arme und Beine hatte sie ausgebreitet. Wie immer trug sie die schwarze Kleidung auf der sich das dunkle Blut verteilt hatte Und auch in das Gesicht gespritzt war, dessen Haut seltsam aufgedunsen wirkte und gelblich schimmerte. Sie hatte einen Schrecken ohne Ende verbreiten wollen. Für sie war es ein Ende mit Schrecken geworden.
Schlimm…
Aber auch gut, denn die Mordliga war nun ohne Führung. Es sei denn, Vampiro-del-mar oder Xorron würden sich zusammentun. Suko bückte sich. Er hob einen Arm hoch, zeigte mir die Hand und schabte mit der Daumenspitze über einen Fingernagel. Er löste sich auf, wie auch ein Teil der Fingerkuppe, die zu einer geleeartigen Masse wurde. »Laß es!« sagte ich und schüttelte mich vor so viel Ekel…
***
Wieder mußten wir an einer Beerdigung teilnehmen. Diesmal war es der Bürgermeister, den wir der feuchten Erde übergaben. Die Vampire waren vorher schon verscharrt worden. Auch Lady X, deren Körper immer stärker zerfiel, aber nicht zu Staub wurde. Dafür war sie noch nicht lange genug Vampir gewesen.
Die Menschen in Petrila hatten uns geholfen und Kreuze auf die Körper der verendeten Blutsauger gelegt, bevor man sie in die Särge bettete. Der Bürgermeister bekam ein Grab am Ende des Friedhofs. Marek hielt eine Rede. Es war ein trüber Vormittag als wir am Hang standen und der Frühlingswind unsere Haare aufblähte.
Die Worte von Tod und Vergänglichkeit hörte ich kaum. Meine Gedanken beschäftigten sich bereits mit der Zukunft. Lady X hatte von Schwarzblütlern getötet werden sollen. Ich wußte den genauen Grund nicht und konnte nur raten.
Die Dämonenwelt schien sich gespalten zu haben. Auf der einen Seite standen die Verbündeten des Teufels, auf der anderen die mächtigen Geister aus der Urzeit der Erde.
Würden sie sich beide bekämpfen? Erste Anzeichen deuteten darauf hin, wobei ich die Befürchtung hatte, zwischen die Mühlsteine dieser beiden Gruppen zu geraten und zermalmt zu werden.
Es gab keinen Gund, optimistisch in die Zukunft zu schauen…
ENDE
[1] Siehe John Sinclair Nr. 245 »Verdammt und begraben«
[2] Siehe John Sinclair Nr. 245 »Verdammt und begraben«
[3] Siehe John Sinclair Nr. 32 »Der Turm der 1000 Schrecken«, und folgende
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