Geheimcode F
klar, daß der Hund so schnell nicht wiederkehren würde. Auch gut. Hunde wußten ja immer, wo’s langging. Mit dieser beruhigenden Gewißheit drehte er sich um und begann, Richtung Landhaus zu marschieren.
Vorn am Gartenweg, gleich neben dem Landhaus, tauchte eine Gestalt auf, die mit ihrem typischen, etwas schleppenden Gang unverwechselbar nur einer sein konnte: »Opa!« Tobias legte die letzten paar Meter im Laufschritt zurück. »Hallo, Opa! Schön, daß du wieder da bist!«
»Fühle mich wie neugeboren! Tolle Frau, die Anastasia!«
»Dein Anfall hat sich gelohnt, schön hier, was meinst du?« lachte Tobias augenzwinkernd. Die »Verschwörung« hatte also wirklich geklappt. Die beiden waren ja schon immer ein Herz und eine Seele gewesen. »Tarzan ist weg!« fiel Tobias plötzlich wieder ein. »Was?« empörte sich Opa. »Das ist der Dank?! Ich simuliere den besten Kolikanfall meines Lebens, damit der sich erleichtern kann, und er geht stiften?«
»Ja, ein verrückter Gänserich hat ihn vertrieben!«
»Na, der kommt bestimmt zurück«, versicherte Opa im Brustton der Überzeugung. »Spätestens, wenn er Hunger hat! — Apropos, ich könnte auch was vertragen!« Tobias grinste. »Komm, ab zum Nahrungfassen !« Er hakte sich beim Großvater unter und führte ihn auf direktem Weg zu den anderen.
»Hallo allerseits, hier habt ihr euren Opa wieder!« stellte sich dieser gleich selber vor. Und antwortete auf den skeptischen Blick von Sohn und Schwiegertochter: »Ich fühle mich wie neugeboren dank Anastasia. Eine fantastische Frau.« Aha. Nun, an einem Tag wie diesem brauchte man sich über gar nichts zu wundern.
»Aber was passiert wegen Tarzan?« Tobias sah noch immer etwas besorgt drein.
»Ach, mach dir keine Sorgen, der sieht sich nur die Landschaft an«, meinte Madame Duffy und reichte Tobias zum Trost einen herrlich duftenden französischen Apfelkuchen. »Sag ich doch auch. Der schnuppert sich schon wieder zurück.« Opa bekam beim Anblick des Kuchens geradezu Stielaugen. »Oh, Verzeihung.« Die Dame des Hauses hatte seinen gierigen Blick gleich bemerkt. »Wollen Sie auch ein Stück? Es ist genug da. Wir sind hier ja ganz allein im Moment.« Madame Duffy legte ihm ein gewaltiges Kucheneck auf den Teller. »Es sind keine weiteren Gäste da. Meine Tochter kommt erst in ein paar Tagen zurück. Wir haben also genug Platz für Sie. Und Ihr Hund kommt sicher auch bald wieder!«
Vater Ruhland meldete sich nach einer Weile gefräßiger Stille wieder zu Wort: »Wissen Sie, ich bin Tierarzt. Und so ein Hund ist heute doch schon so auf den Hund gekommen, daß er ohne die Hilfe des Menschen keine Chance mehr hat!«
»Na ja, du übertreibst, unserer ist Gott sei Dank sehr robust«, schloß Dora das Thema endgültig ab.
Madame Duffy wandte sich an Tobias: »Für dich habe ich einen Auftrag. Geh bitte zu Françoise in den Keller und sag ihr Bescheid. Ich will in der nächsten halben Stunde die Zimmer verteilen und brauche dann ihre Hilfe. Da, bring ihr das mit!« Sie reichte ihm ein Tablett mit Kuchen. »Aber du mußt die ersten Takte der Marseillaise an die Ture klopfen, sonst öffnet sie nicht.«
Etwas verwundert nahm Tobias das Tablett mit in den Keller, klopfte pflichtschuldig die ersten Takte der Marseillaise, und Françoise öffnete eine Luke zur Kellertüre. »Was willst du?« Sie guckte heraus wie die Hexe aus dem Pfefferkuchenmärchen. Tobias mußte bei dem Gedanken grinsen. Frauenzimmer, herrje!
»Das schickt dir deine Großmutter. Du sollst in der nächsten halben Stunde raufkommen , Zimmer verteilen.«
»Moment! Jetzt drehst du dich um und schaust in die andere Richtung. Mit dem Fuß schiebst du mir dann das Tablett entgegen. Aber erst, wenn ich es sage. Alles kapiert?« Tobias fand ihr Getue etwas seltsam, obwohl er von Frauen, vielmehr von seiner Schwester Rica, die verrücktesten Aktionen gewöhnt war. Er nickte nur. Die Tür ging knarrend auf.
»So, jetzt schieb!« Tobias bemühte sich, dabei wegzuschauen. »Jetzt kannst du dich wieder umdrehen. Tut mir leid, aber hier darf niemand rein!«
Rums! schlug sie ihm die Tur wieder vor der Nase zu.
»Verdammter Mist!« Der Boß war außer sich vor Wut. »Idioten! Lauter Idioten um mich rum!« brüllte er ins Telefon. »Ihr schnappt euch die Kerle! Sonst reiße ich euch eigenhändig den Kopf ab! Adios !« Wütend knallte er den Hörer auf die Gabel. Fabiola duckte sich hinter ihrem Computer. So in Rage hatte sie den Boß noch nie erlebt. »Was ist
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