Geheimcode Makaze
hinteren Frachtraum geschleppt und in den Niedergang gedrückt wurde. Einer der Angreifer, der den Achterdeckskran bediente, zog den schweren Lukendeckel hoch und ließ ihn auf den Zugang zum Frachtraum nieder. Jetzt saß die ganze Besatzung da drunten in der Dunkelheit fest.
Im nächsten Moment wurde die
Starfish
so ruppig im Moon Pool ausgesetzt, dass ringsum das Wasser aufspritzte, dann wurden die Trossen gelöst.
»Er will die
Sea Rover
versenken«, sagte Dirk zu Summer, als sie den langsamen Abstieg zum Meeresgrund einleiteten.
»Mitsamt der im Frachtraum eingesperrten Besatzung?«, fragte sie mit einem ungläubigen Kopfschütteln.
»Ich glaube, ja«, sagte er ernst. »Und wir können nicht mal um Hilfe rufen.«
»Unser Unterwasserfunk nützt uns nicht viel, und selbst oben erreichen wir in dieser Gegend allenfalls ein paar chinesische Fischerboote.«
»Oder den Kabelleger, von dem diese Typen allem Anschein nach kommen«, warf er kopfschüttelnd ein.
»Unsere Nachrichtendienste haben die Japanische Rote Armee offenbar unterschätzt«, sagte Summer. »Diese Typen wirken nicht wie eine dahergelaufene Bande ideologischer Extremisten, die sich Dynamitgürtel um den Bauch schnallen.«
»Nein, das sind offensichtlich militärisch hervorragend ausgebildete Profis. Derjenige, der diese Aktion leitet, versteht sein Handwerk und ist finanziell gut ausgestattet.«
»Ich frage mich, was sie mit den Bomben vorhaben.«
»Ein Anschlag in Japan wäre durchaus denkbar. Aber offensichtlich steckt hinter dieser Japanischen Roten Armee noch mehr, daher würde ich nicht unbedingt eine Wette eingehen, was deren Absichten betrifft.«
»Ich glaube, darüber sollten wir uns im Moment keine Gedanken machen. Wir müssen uns was einfallen lassen, wie wir die Besatzung retten können.«
»Ich habe insgesamt acht Mann gezählt, aber wahrscheinlich sind noch ein paar auf der Brücke und anderswo auf dem Schiff postiert. Zu viele jedenfalls, als dass wir sie mit zwei Schraubenziehern überwältigen könnten«, sagte Dirk, während er den Inhalt des kleinen Werkzeugkastens durchging, der hinter seinem Sitz montiert war.
»Wir müssen heimlich ein paar Besatzungsmitglieder aus dem Frachtraum holen. Wenn wir genügend Leute haben, können wir sie vielleicht überwältigen.«
»Mir graut schon beim bloßen Gedanken daran, unbewaffnet gegen ein AK-74 antreten zu müssen, doch mit der entsprechenden Anzahl von Leuten haben wir vielleicht eine Chance. Aber den Lukendeckel vom Frachtraum aufzukriegen, dürfte schwierig werden. Dazu müsste ich ein paar Minuten lang an den Kran rankommen, ohne dass mich jemand stört. Und ich glaube nicht, dass unsere Freunde in Schwarz mir den Gefallen tun.«
»Es muss doch einen anderen Ausweg aus dem Frachtraum geben«, sagte Summer.
»Nein, leider nicht. Das ist die gleiche Konstruktion wie auf der
Deep Endeavor
. Er dient nur als Stauraum und hat wegen des Moon Pools keinerlei Verbindung nach vorn.«
»Ich dachte, Ryan hat mal ein Stromkabel reingezogen, und zwar nicht durch die Deckluke.«
Dirk überlegte einen Moment lang und versuchte seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Nach einer Minute kam es ihm.
»Du hast Recht. Unmittelbar hinter dem Moon Pool ist eine Belüftungsluke im Schott. Eigentlich ist es eher eine Art Luftschacht, damit giftige Dämpfe entweichen können, falls da hinten mal irgendwelche Chemikalien verstaut sind. Ich bin mir Ziemlich sicher, dass sich ein Mensch durchzwängen könnte. Der Haken ist bloß, dass der Schacht von außen verschlossen ist.«
»Dann müssen wir uns eben was einfallen lassen, wie wir ihn aufkriegen«, versetzte Summer.
Gemeinsam gingen sie etliche Möglichkeiten durch und einigten sich schließlich auf einen Schlachtplan, der darauf beruhte, dass sie die erstbeste Gelegenheit nutzen würden, sobald sie wieder an Bord der
Sea Rover
waren. Sie mussten den richtigen Zeitpunkt abpassen, sich geschickt anstellen und mit dem entsprechenden Wagemut vorgehen. Vor allem aber brauchten sie Glück.
27
Dirk und Summer brüteten schweigend vor sich hin, hatten ständig ein Bild der untergehenden
Sea Rover
vor Augen, die mit ihren im Frachtraum eingeschlossenen Freunden und Kollegen im Meer versank. Dann schälten sich vor ihnen plötzlich die Umrisse der
I-411
aus der Dunkelheit, und sie verdrängten die düsteren Gedanken. Die Zeit war knapp, daher machten sie sich sofort daran, die letzten beiden Werkzeuge des Todes zu bergen.
Dirk lotste das
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