Geheimcode Makaze
vor Dirk auf, sodass sein Gesicht unmittelbar vor dessen Kinn war.
»Ich werde den Anblick genießen, wenn Sie genauso elend sterben wie Ihre Bordkameraden«, sagte er mit ruhigem, aber umso giftigerem Unterton. Dann drehte er sich um und ging weg.
Die übrigen Männer trieben Dirk und Summer einen Niedergang hinab, einen schmalen Korridor entlang und stießen sie in eine enge Kabine. Die Tür wurde zugeschlagen und von außen abgeschlossen, dann bezogen draußen zwei Mann Posten.
Ohne sich um ihre Schmerzen zu kümmern, drängten sich Dirk und Summer zwischen zwei Betten hindurch, die man in die winzige Kabine gezwängt hatte, und drückten die Gesichter an das kleine Bullauge an der Bordwand.
»Sie liegt tiefer im Wasser«, stellte Summer mit beklommenem Unterton fest.
Durch das Bullauge sahen sie, dass die
Sea Rover
nach wie vor neben der
Baekje
lag, doch das große Forschungsschiff hatte sichtlich Schlagseite, und das Wasser kroch unaufhaltsam aufs Schandeck zu. Vergeblich suchten Dirk und Summer das Achterdeck ab und hielten Ausschau nach einem Lebenszeichen. Die
Sea Rover
wirkte wie ein Geisterschiff.
»Entweder haben sie den Lüftungsschacht wieder verriegelt, oder Morgan kommt nicht ran«, fluchte Dirk.
»Vielleicht weiß er nicht, dass es einen Schacht gibt«, flüsterte Summer.
Dann hörten sie von unten ein Grollen, das rasch lauter wurde, als die Maschinen der
Baekje
auf Touren kamen und der große Kabelleger von dem NUMA-Schiff abdrehte. Noch war die Morgendämmerung nicht angebrochen, und es dauerte nur ein paar Minuten, bis von der
Sea Rover
lediglich eine Reihe Lichter zu sehen war.
Dirk und Summer hielten weiter Ausschau nach dem NUMA-Schiff, während die
Baekje
Fahrt aufnahm. Schließlich wurden die funkelnden Lichter undeutlicher und verschwanden dann endgültig am Horizont.
28
»Sir, wir haben offenbar jede Verbindung zur
Sea Rover
verloren.«
Rudi Gunn blickte langsam von seinem Schreibtisch auf, rückte seine Brille zurecht und richtete die blauen Augen auf den Einsatzanalytiker der NUMA, der nervös vor seinem Schreibtisch stand.
»Seit wann?«, erkundigte sich Gunn.
»Wir haben seit etwas über drei Stunden keine Rückmeldung mehr erhalten. Die GPS-Positionsmeldung haben wir weiter empfangen. Demnach lag die
Rover
bis vor kurzem noch immer am Einsatzort im Ostchinesischen Meer. Doch dieses Signal ist vor ungefähr zwanzig Minuten abgerissen.«
»Hat sie einen Notruf abgesetzt?«
»Nein, Sir, wir haben keinen empfangen.« Obwohl er schon seit zehn Jahren in Diensten der Meeresforschungsbehörde stand, fühlte sich der Analytiker sichtlich unwohl wegen der schlechten Nachricht, die er dem stellvertretenden Direktor überbringen musste.
»Was ist mit dem Navy-Schiff? Man hat doch einen Geleitschutz für sie abgestellt.«
»Sir, die Navy hat die Geleitfregatte wegen eines Manövers mit der taiwanesischen Marine abgezogen, bevor die
Sea Rover
den Hafen von Osaka verließ.«
»Ist ja toll«, rief Gunn unwirsch aus.
»Sir, wir haben beim National Reconnaissance Office Satellitenfotos angefordert. Innerhalb einer Stunde müssten wir etwas vorliegen haben.«
»Ich möchte, dass sofort Such- und Rettungsmaschinen starten«, brüllte Gunn. »Setzen Sie sich mit der Air Force und der Navy in Verbindung. Stellen Sie fest, wessen Einsatzkräfte am nächsten postiert sind, und sorgen Sie dafür, dass sie in Marsch gesetzt werden. Und zwar schnell!«
»Ja, Sir«, erwiderte der junge Mann, der förmlich aus Gunns Büro rannte.
Gunn dachte über die Lage nach. Die Forschungsschiffe der NUMA waren mit modernsten Satelliten-Kommunikationssystemen ausgestattet. Sie verschwanden nicht einfach spurlos. Und die
Sea Rover
hatte zudem eine der erfahrensten und tüchtigsten Besatzungen der ganzen NUMA-Flotte. Dirk hatte wahrscheinlich Recht, dachte er besorgt. Irgendeine mächtige Organisation war hinter den biologischen Kampfstoffen an Bord der
I-411
her.
Von düsteren Vorahnungen heimgesucht, griff Gunn zum Telefon und meldete sich bei seiner Sekretärin.
»Darla, stellen Sie mich zum Vizepräsidenten durch.«
Kapitän Robert Morgan war nicht der Mann, der schnell klein beigab. Trotz eines zertrümmerten Oberschenkelknochens und eines gebrochenen Jochbeins tat er so, als hätte er nur ein paar Schrammen abbekommen, und übernahm sofort das Kommando über seine demoralisierte Besatzung, nachdem er rüde in den Frachtraum geworfen worden war. Sekunden später war die schwere stählerne
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