Geheimcode Makaze
tauchte McCasland wieder und schwamm am Kai entlang zum Tor. An der Pylone angekommen, warf er einen Blick auf den Mugger und sah, dass die drei anderen Taucher bereits zurück waren und auf ihn warteten.
»Auftrag ausgeführt«, sagte er kurz und knapp, dann schwamm er in die Fahrrinne.
Die vier SEALs kehrten zu dem an Land gezogenen Sampan zurück und krochen leise hinein, worauf die falschen Fischer den Außenborder binnen kurzer Zeit wieder in Gang brachten. Unter weiteren Flüchen fuhren sie an der Zufahrt zu Kangs Kanal vorbei und tuckerten in die Nacht.
Sobald sie außer Sicht waren, setzte sich McCasland auf und nahm die Vollgesichtsbrille ab, atmete die feuchte Hafenluft ein und betrachtete die funkelnden Lichter an den Kais. Ein Regentropfen schlug ihm ins Gesicht, dann noch einer. Kopfschüttelnd saß er inmitten seiner schweigenden Männer, als ein wahrer Wolkenbruch auf den frustrierten Trupp niederging.
43
Webster, Peterson und Burroughs fanden sich um Punkt 18 Uhr wieder in der NUMA-Zentrale ein, doch in Rudi Gunns Büro herrschte eine ziemlich gedämpfte Stimmung. Kurz zuvor war die Meldung des Erkundungstrupps eingegangen, und jetzt saßen Gunn, Dirk und Summer missmutig da und sprachen über den Bericht.
»Enttäuschende Nachrichten, fürchte ich«, sagte Gunn. »Der Kabelleger war nicht da.«
»Wie konnte der denn auslaufen, ohne dass ihn jemand gesehen hat?«, fragte Webster. »Wir haben Interpol und sämtliche Hafenbehörden im ganzen asiatisch-pazifischen Raum gebeten, nach ihm Ausschau zu halten.«
»Vielleicht hat Kang den einen oder anderen geschmiert«, sagte Summer.
Webster tat den Einwand mit einer unwirschen Handbewegung ab. »Wissen wir genau, dass sich der Erkundungstrupp nicht geirrt hat?«
»Im Moment wird uns eine Videoaufnahme des Erkundungstrupps per Satellit übermittelt. Wie können sie uns im Zimmer des Admirals ansehen«, erwiderte Gunn.
Zum zweiten Mal an diesem Tag führte er den Trupp zum ehemaligen Büro des Admirals. Als er sich der Ecksuite näherte, hörte er zu seinem Erstaunen ein Lachen, das er nur zu gut kannte, und eine Rauchwolke drang ihm aus der offenen Tür entgegen.
Erschrocken blieb er auf der Schwelle stehen, als er Al Giordino auf der Couch sitzen sah. Der frisch ernannte NUMA-Direktor für Unterwassertechnologie hatte die Füße auf den Kaffeetisch gelegt und eine dicke Zigarre in den Mund geklemmt. Mit seinem widerspenstigen dunklen Lockenhaar und dem abgetragenen NUMA-Overall sah er aus, als wäre er gerade vom Boot gestiegen.
»Rudi, mein Junge, zu später Stunde die Mannschaft noch ein bisschen triezen, was?«, sagte Giordino und blies dann eine Qualmwolke in Richtung Decke.
»Jemand muss doch den Laden hier zusammenhalten, wenn ihr euch an tropischen Stränden aalt.«
Dirk und Summer grinsten, als sie das Zimmer betraten und Giordino sahen, der für sie eine Art Lieblingsonkel war. Ihren Vater, der an der gegenüberliegenden Fensterfront des Büros stand und die Lichter auf der anderen Seite des Potomac betrachtete, bemerkten sie zunächst gar nicht. Er wirkte noch immer jugendlich schlank und muskulös. Lediglich die grau melierten Schläfen und ein paar leichte Falten um die Augen deuteten auf sein Alter hin. Das wettergegerbte, braun gebrannte Gesicht von Dirk Pitt, dem legendären Direktor für Spezialprojekte und jetzigen Leiter der NUMA, verzog sich beim Anblick seiner Kinder zu einem breiten Grinsen.
»Dirk, Summer«, sagte er, und seine funkelnden grünen Augen leuchteten auf, als er sie in die Arme schloss.
»Dad, wir dachten du und Al wärt noch auf den Philippinen«, sagte Summer, nachdem sie ihren Vater umarmt und auf die Wange geküsst hatte.
»Soll das ein Witz sein?«, mischte sich Giordino ein. »Dein alter Herr ist praktisch quer durch den Pazifik geschwommen, als er gehört hat, dass ihr verschollen seid.«
Der ältere Pitt lächelte. »Ich war bloß eifersüchtig, weil ihr zwei ohne mich durch Ostasien getourt seid«, sagte er grinsend.
»Wir haben uns ein paar Orte notiert, die man lieber meiden sollte«, erwiderte Dirk lachend.
Pitt taute im Beisein seiner Kinder sichtlich auf. Der erfahrene Ingenieur für Meerestechnologie strahlte eine Ruhe und Gelassenheit aus, die neu an ihm waren. Sein Leben hatte sich von Grund auf geändert, als vor ein paar Jahren plötzlich zwei erwachsene Kinder bei ihm aufgetaucht waren, von deren Existenz er überhaupt nichts gewusst hatte. Doch sie verstanden einander prächtig und
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