Geheimcode Makaze
schlang eine Kette um den Griff und sicherte sie mit einem Vorhängeschloss. Die dreißig Besatzungsmitglieder der
Odyssey
, die sich in dem dunklen, fensterlosen Gelass drängten, konnten nicht mehr entrinnen.
Sobald die Tür verriegelt war, ging Tongju zu der Hangarwand, an der Dirk und Dahlgren standen und auf die beiden Gewehrläufe starrten, die auf ihre Rippen gerichtet waren. Tongju betrachtete Dirk mit einer Mischung aus Respekt und Abscheu.
»Sie scheinen der reinste Überlebenskünstler zu sein, Mr. Pitt, was an sich schon ärgerlich ist, aber darüber hinaus sind Sie auch ein unbelehrbarer Störenfried.«
»Ich bin eben ein Tunichtgut«, erwiderte Dirk.
»Da Sie sich offenbar so brennend für unser Unternehmen interessieren, haben Sie sicherlich nichts dagegen, wenn Sie beim Start sozusagen in der ersten Reihe sitzen dürfen«, sagte Tongju und nickte drei Wachmännern zu.
Ehe Dirk etwas entgegnen konnte, stießen ihnen die Wachmänner die Mündungen ihrer Gewehre in den Rücken und trieben sie auf das offene Hangartor zu. Einer der Männer griff auf Dahlgrens Arbeitsbühne und schnappte sich die Seilrolle, die neben der Segeltuchplane lag. Tongju hielt sich noch kurz bei seinen anderen Kämpfern auf und befahl ihnen, sich in das Beiboot zu begeben, dann kam er hinterher. Die beiden Gefangenen warfen sich verstohlene Blicke zu und dachten fieberhaft über eine Fluchtmöglichkeit nach. Doch es sah schlecht aus. Tongju würde sie auf der Stelle töten, ohne auch nur einen Moment zu zögern.
Tongju holte sie ein, als sie aus dem Hangar auf das in gleißenden Sonnenschein getauchte offene Deck traten.
»Sie sind sich natürlich darüber im Klaren, dass in diesem Moment Militäreinheiten auf dem Weg zur Plattform sind«, sagte Dirk zu dem Killer, und insgeheim hoffte er auch, dass es stimmte. »Der Start wird verhindert werden. Und Sie und Ihre Männer werden dingfest gemacht werden, vielleicht auch getötet.«
Tongju warf einen Blick auf die Countdown-Uhr, dann wandte er sich an Dirk, grinste übers ganze Gesicht und zeigte ihm seine gelblich schimmernden Zähne.
»Sie werden nicht rechtzeitig hier sein. Und falls doch, ändert das auch nichts mehr. Das amerikanische Militär ist verweichlicht. Es wird nicht auf die Plattform schießen, aus Angst, die unschuldigen Arbeiter zu töten, die an Bord sind. Der Countdown lässt sich jetzt nicht mehr aufhalten. Die Rakete wird gestartet werden, Mr. Pitt, und Ihren wie auch den Umtrieben Ihrer Landsleute ein Ende bereiten.«
»Sie werden niemals lebend davonkommen.«
»Sie auch nicht, fürchte ich.«
Dirk und Dahlgren verstummten, als sie über das offene Deck geführt wurden; sie kamen sich vor wie auf dem Weg zum Schafott. Als sie sich dem Startturm näherten, blickten alle unwillkürlich zu der schimmernden weißen Rakete empor, die über ihnen aufragte. Dann wurden die Gefangenen an den Fuß des Turms geschafft, unmittelbar unter die Triebwerke der Zenit. Dirk und Dahlgren wurden an eine Turmstrebe gestoßen, dann befahl man ihnen, still zu stehen, während ein Wachmann das Seil mit einem Sägemesser in einzelne Stücke zerschnitt.
Tongju baute sich vor ihnen auf, zog lässig seine Glock und richtete sie auf Dirks Kehle, worauf der Wachmann seinen Arm um die Turmstrebe bog und ihm Handgelenke und Ellbogen fesselte. Nachdem er seine Knöchel festgebunden hatte, nahm er sich Dahlgren vor und fesselte ihn ebenfalls.
»Genießen Sie den Start, meine Herren«, zischte Tongju, wandte sich ab und ging weg.
»Na klar, wo wir doch wissen, dass Sie nicht mehr lange leben werden«, versetzte Dirk.
Er und Dahlgren blickten Tongju und seinen Männern schweigend hinterher, als sie über das offene Deck zum vorderen Stützpfeiler trabten und die Treppe hinabstiegen. Ein paar Minuten später sahen sie, wie das Beiboot auf die
Koguryo
zuraste, die jetzt fast zwei Meilen von der
Odyssey
entfernt war. Von ihrem Marterpfahl aus hatten sie freie Sicht auf die Countdown-Uhr, die jetzt bei 00:26:00 stand. Noch sechsundzwanzig Minuten. Dirk schaute nach oben und musterte die mächtigen Triebwerke der Zenit, die sich knapp zweieinhalb Meter über seinem Kopf befanden. Nach der Zündung würden sie achthundert Tonnen Schubkraft entfesseln – ein wahrer Feuersturm, der ihre Leiber zu Asche verbrennen würde. Wenigstens ein schneller Tod, dachte er.
»Ich glaube, das war endgültig das letzte Mal, dass ich mich von dir dazu habe überreden lassen, uneingeladen bei einer
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