Geheimcode Makaze
er den Kamm der nächsten Woge in Angriff nahm. Im Vergleich mit den meisten anderen Schiffen der NUMA-Flotte war es zwar winzig, doch das unverwüstliche kleine Boot, an dessen Heck der Name
Grunion
prangte, war ideal zur Vermessung von Binnen- und Küstenwasserwegen wie auch für Taucheinsätze in seichten Gewässern geeignet.
Leo Delgado drehte das Ruderrad nach rechts, worauf die
Grunion
sofort nach Steuerbord zog und einem großen roten Frachter auswich, der nahe der Einfahrt zur Juan-de-Fuca-Straße auf sie zuhielt.
»Wie weit von der Straße aus?«, fragte er und drehte das Rad im nächsten Moment hart nach Steuerbord, um mit dem Bug voraus ins Kielwasser das Frachters zu stoßen.
Dirk und Dahlgren waren über einen kleinen Tisch neben dem engen Ruderhaus gebeugt und studierten eine Seekarte der Gegend, in der sie sich derzeit befanden – etwa 125 Meilen westlich von Seattle.
»Ungefähr zwölf Meilen südwestlich von Kap Flattery«, sagte Dirk nach hinten gewandt, dann teilte er Delgado den genauen Längen- und Breitengrad mit. Der Erste Offizier der
Deep Endeavor
griff zum Keyboard und gab die Position in den kleinen Navigationscomputer des Bootes ein. Kurz darauf tauchte am oberen Rand des an der Decke hängenden Flachbildschirms ein winziges weißes Quadrat auf. Am unteren Rand des Monitors blinkte ein kleines, weißes Dreieck auf, das die
Grunion
darstellte. Mithilfe des Global-Positioning-Systems konnte Delgado das Boot auf direktem Weg zu der markierten Position steuern.
»Na, seid ihr euch sicher, dass Captain Burch nicht dahinterkommt, dass wir uns sein Arbeitsboot ausgeborgt haben und seinen Treibstoff für einen Tauchausflug verbrauchen?«, fragte Delgado etwas betreten.
»Meinst du etwa, das ist Burchs Privatboot?«, erwiderte Dirk mit gespieltem Entsetzen.
»Wenn er uns auf die Schliche kommt, sagen wir einfach, Bill Gates hätte vorbeigeschaut und uns für ein paar Millionen Aktienoptionen angeboten, wenn er mit der
Grunion
einen kleinen Törn machen darf«, schlug Dahlgren vor.
»Danke. Ich habe doch gewusst, dass ich mich auf euch verlassen kann«, murmelte Delgado kopfschüttelnd. »Übrigens, wie zuverlässig ist die Positionsangabe, die ihr von dem U-Boot habt.«
»Stammt direkt aus dem Navy-Bericht über die Versenkung, den Perlmutter mir gefaxt hat«, erwiderte Dirk und hielt sich am Türrahmen des Ruderhauses fest, als das Boot über einen hohen Wellenkamm rollte. »Wir fangen bei der Position an, die der Zerstörer vermerkt hat, nachdem er die
I-403
versenkt hatte.«
»Schade, dass die Navy 1945 noch kein GPS hatte«, maulte Delgado.
»Ja, die Einsatzberichte aus dem Zweiten Weltkrieg waren nicht immer genau, vor allem, was die Positionsangaben angeht. Aber der Zerstörer war nicht weit von der Küste entfernt, als er auf das U-Boot stieß, daher dürfte seine Positionsbestimmung halbwegs hinhauen.«
Als die
Grunion
die markierte Position erreichte, nahm Delgado das Gas zurück und gab die Koordinaten des Suchgebiets in den Navigationscomputer ein. Auf dem Achterdeck holten Dirk und Dahlgren das Sidescan-Sonar vom Typ Klein Model 300 aus der Plastikkiste. Während Dirk die Kabel am Betriebssystem anschloss, ließ Dahlgren den zylindrischen gelben Sonaraal über die hintere Bordwand zu Wasser.
»Der Aal ist draußen«, brüllte Dahlgren vom Achterdeck aus, worauf Delgado leicht Gas gab und das Boot langsam vorwärts steuerte. Nach wenigen Minuten hatte Dirk das Gerät kalibriert, sodass ein steter Strom kontrastierender Schattenbilder über den Farbmonitor lief. Diese Bilder entstanden durch die Echos der Schallwellen, die der vom Boot geschleppte Sonaraal aussandte und die wiederum vom Meeresboden zurückgeworfen, aufgefangen und in visuelle Aufzeichnungen umgesetzt wurden, auf denen jede Unebenheit am Grund zu erkennen war.
»Ich habe ein Suchgebiet von genau einer Meile rund um die von der
Theodore Knight
angegebene Position abgesteckt«, sagte Delgado.
»Das ist ein guter Ausgangspunkt«, erwiderte Dirk. »Notfalls können wir das Gebiet ja ausdehnen.«
Delgado steuerte das Boot auf der am Monitor vorgegebenen weißen Linie entlang, bis sie das Ende des Suchgebiets erreichten, dann drehte er das Rad herum, lotste das Boot zur nächsten weißen Linie und folgte ihr in entgegengesetzter Richtung. Ein ums andere Mal zog die
Grunion
im Abstand von jeweils zweihundert Metern ihre Bahn und arbeitete sich langsam durch das Suchgebiet vor, während Dirk den Blick nicht vom
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