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Geheime Depeschen #2

Geheime Depeschen #2

Titel: Geheime Depeschen #2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karsten Sturm
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und wir bereiten die Anklage gegen Lagrange wegen Verrat vor. Was könnte es Schöneres geben, als wenn ein Plan so gut funktioniert?“
    „Das ist es ja gerade, was mich beunruhigt“, wiederholte sich O‘Mally. „Wir haben augenscheinlich alles durchdacht. Haben wir jedoch nur eine Kleinigkeit übersehen, dann fliegen wir auf. Deswegen mache ich mir lieber Sorgen und suche nach einer möglichen Achillesferse, bevor sie von anderen gefunden wird“ Er trank seinen Bourbon in einem Zug aus.
    „Sie haben Recht.“ Miller schaute nun ebenfalls besorgt drein. „Wir sollten unsere Pläne noch einmal durchgehen und alle Varianten und Optionen durchspielen, bevor wir uns in Sicherheit wiegen. Treffen wir uns heute Abend? Bei mir zuhause? Meine Frau kocht, und ich akzeptiere kein Nein.“
    „In Ordnung, heute Abend bei Ihnen. Wie viel Uhr?“ O`Mally wusste, dass ihm eine lange Nacht bevorstand.
    „Um Acht. Und lassen Sie sich nicht fahren, kommen Sie alleine. Je kleiner der Kreis, umso besser“
    O`Mally verabschiedete sich, er wollte sich vor dem konspirativen Treffen noch ein wenig ausruhen.
    An einem nicht identifizierten Ort, 08.12.2010
    In einem abgedunkelten Kellerraum flimmerten die Displays und tauchten die Tastaturen in ein diffuses, bläuliches Licht. Finger flitzten über die Tastaturen der fünf Workstations, als würden die Bediener dahinterein gemeinsames Konzert geben. Sie saßen an einem großen Tisch, zwei auf jeder Seite einander direkt gegenüber, der fünfte am Kopfende. Ihre Gesichter wirkten unter dieser Beleuchtung verfremdet, so ähnlich, als würden sich die Männer im Dunkeln Taschenlampen ans Kinn halten. Neben dem klappernden Geräusch hörte man zwischendurch lediglich das ein oder andere Räuspern, bis endlich die Person an Computer Nr.1 das Schweigen brach.
    „Wen sollen wir zuerst angreifen? Visa, Mastercard oder Paypal?“ Die Frage war an den Mann am Kopfende gerichtet, der so dicht vor seinem Monitor saß, dass die anderen ihn nicht sehen konnten.
    „Wartet!“, lautete die knappe Anweisung, die dem Fragenden entgegnet wurde. Mit einem Schlag herrschte Totenstille im Raum. Nummer zwei lehnte sich zurück, die anderen behielten ihre Hände in Reichweite der Tastatur, als müssten sie gleich einen Hundert-Meter-Sprint absolvieren und warteten nur noch auf den Startschuss.
    „Visa!“, rief die Person am Kopfende schließlich. Das war der Startschuss. Die anderen Hacker hämmerten ihre vorbereiteten Angriffe in ihre PCs, als ginge es darum, die anderen abzuhängen oder vor dem Teufel persönlich Reißaus zu nehmen. Nach und nach verstummte dieser skurrile Wettbewerb. Unmengen von Anfragen, mehrere Gigabit pro Sekunde, überforderten die WebServer des Angriffsziels und zwangen das System nach und nach in die Knie. Über ein Netzwerk von mehr als Eintausendsiebenhundert Freiwilligen legten die DDOS-Angriffe schlussendlich die Homepage von Visa lahm.
    „Mastercard“, kam kurz darauf das nächste Kommando, die Prozedur begann von neuem. Ihnen war klar, dass diese Art von Computerangriffen durch Filter nach einigen Stunden abgewehrt werden konnten und sie dann wieder von vorne anfangen mussten. Das ganze hatte etwas von einer Galeerenarbeit, bei der einer die Schlagzahl vorgab und alle anderen ruderten.
    London, Wandsworth-Gefängnis, 09.12.2010
    William fieberte seit Stunden dem Besuch von Christian entgegen. Ihm ging es überhaupt nicht gut, die Einsamkeit in seiner Zelle machte ihn seelisch krank.
    Am Morgen hatte man ihn nach Wandsworth verlegt und seinen Antrag auf einen begrenzten Internetzugang abgelehnt. Die wenigen Stunden am Tag, die er außerhalb seiner Zelle sein durfte, musste er mit Vergewaltigern und anderen Sex-Gangstern verbringen, in deren Trakt er untergebracht war. Die nächste Anhörung würde erst am 14. Dezember stattfinden. Bis dahin hatte er keine Erleichterungen seiner Haftbedingungen zu erwarten.
    Es war noch etwa eine Stunde Zeit. William zog seine Zelle der „illustren“ Gesellschaft, die sich im Speisesaal befand, vor und stocherte mit seiner Gabel gedankenverloren in einem wässrigen Kartoffelbrei. Das Fleisch war hart wie Schuhleder und verdarb ihm bereits nach dem ersten Bissen den Appetit. Die Ungewissheit, welche Nachrichten Christian ihm gleich überbringen würde, tat ein Übriges, dass er keinen Hunger hatte. William schob sein Tablett zur Seite.
    Immer dieses elendige Warten. Mittlerweile konnte er sich wenigstens Bücher ausleihen, doch nach

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