Geheime Lust
davongejagt.«
Jace zog die Brauen zusammen. »Blödsinn. Sie hat mich nicht besucht.«
Ash seufzte. »Du erinnerst dich nicht mal daran? Oder weißt du nur nicht mehr, dass du dich wie ein Ekel aufgeführt hast?«
»Himmel. Sie war wirklich hier?«
Ash nickte. »Du bist ihr fast an die Gurgel gegangen, woraufhin Gabe dir am liebsten den Schädel gespalten hätte. Ich habe ihm gesagt, dass er dich in Ruhe lassen soll, weil du einen schlechten Tag hast.«
»Scheiße.«
»Du hast die letzten zwei Wochen praktisch nicht existiert. Du hast dich benommen wie ein obsessiver Irrer. Darum habe ich ein paar Recherchen angestellt. Dann erfährst du, wo sie ist, und stürzt Hals über Kopf davon. Anschließend bekomme ich dich bis vor ein paar Minuten nicht mehr zu Gesicht, und jetzt tust du, als sei nichts vorgefallen. Und das alles, nachdem du mir befohlen hattest, mich aus deinem Leben rauszuhalten, weil es mich nichts angeht.«
Jace atmete hörbar aus und strich sich mit der Hand über den Kopf. »Okay. Du hast deinen Standpunkt klargemacht. Ich war ein Idiot. Mein Verhalten war völlig inakzeptabel, das wissen wir beide.«
Ash machte ein abfälliges Geräusch. »Dass du dich wie ein Idiot aufgeführt hast, interessiert mich einen Scheiß. Du denkst, es geht hier um meine verletzten Gefühle? Ich mache mir Sorgen um dich, Jace. Darüber, wie betört du von dieser Frau bist. Ich habe Angst, dass sie schlecht für dich ist und du das nicht erkennen kannst, weil sie dich an den Eiern hat.«
Jace atmete gegen den plötzlichen Zorn an, der in ihm hochstieg. Ash war sein Freund. Er machte sich Sorgen. Jace musste um jeden Preis rational bleiben.
»Sie braucht mich«, erwiderte er und war sich absolut bewusst, wie lahm das klang. Aber er fand selbst keine andere Erklärung, wie also sollte er Ash eine liefern?
Ash betrachtete ihn einen langen Augenblick, dann seufzte er. »Das wird dir nicht schmecken, trotzdem muss es gesagt werden. Ich könnte mich raushalten, dich dein Ding machen lassen, aber wir wissen beide, dass, wäre die Situation umgekehrt und ich würde mich verhalten, wie du dich verhältst, du mir in den Arsch treten und dich eben nicht raushalten würdest. Und ich werde es verdammt noch mal auch nicht tun. Du bist mein Bruder, und zwar mehr als mein leiblicher. Du und Gabe, ihr beide. Wir haben ihm die Hölle heißgemacht wegen Mia. Er hatte es verdient. Und jetzt mache ich sie dir wegen Bethany heiß. Weil irgendjemand es tun muss.«
Jace ballte die Fäuste und war in Versuchung zu gehen. Doch Ashs Worte durchdrangen seine Rage und nahmen ihr die Hitze. Sie
waren
Brüder. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und er war nicht so blind vor Zorn, um nicht zu realisieren, dass er Ash tatsächlich die Hölle heißmachen würde, hätte er eine solche Nummer abgezogen.
»Dann raus mit der Sprache«, sagte Jace resigniert.
»Du hast dich viele Jahre um Mia gekümmert«, begann Ash ruhig. »Sie immer behütet. Du warst ihr Vater
und
Bruder zugleich. Sie hat dich gebraucht. Aber inzwischen tut sie das nicht mehr. Zumindest nicht so wie früher. Du trägst nicht länger die Verantwortung für sie. Sie hat jetzt Gabe, und er ist ihre Nummer eins.«
»Worauf willst du hinaus?«
Ash ließ bedächtig den Atem entweichen. »Findest du es nicht auffällig, dass wenige Tage, nachdem Mia sich mit Gabe verlobt hat, dein Fokus sich auf eine Frau in Nöten richtet? Und ich bestreite nicht, dass Bethany Hilfe braucht, Jace. Ich bin kein gefühlskaltes Schwein. Sie steckt in einer wirklich beschissenen Situation. Du bist ein fürsorglicher Mensch, jemand, der sich kümmert. Und Bethany ist dein Kryptonit. Sie ist ein hübsches, vom Glück verlassenes Mädchen. Und dir gefällt die Vorstellung, dass sie dich braucht. Hast du dir mal überlegt, dass du eine Pause davon brauchen könntest, der einzige Rückhalt einer anderen Person zu sein, und vielleicht eine Weile leben solltest, ohne dich mit den Bedürfnissen anderer zu beschweren?«
»Was soll das alles?«, fuhr Jace ihn an. »Hörst du dir eigentlich selbst zu? Mia war nicht irgendeine Last. Sie ist meine Schwester. Ich bin ihre einzige Familie. Es hat mir nie etwas ausgemacht, mich um sie zu kümmern.«
Ash hob die Hand. »Du weißt verdammt genau, dass ich das nicht meine. Stell dich nicht blöder, als du bist. Mia gehört zu uns allen. Ich habe nicht eine Sekunde lang behauptet, dass sie eine unangenehme Bürde war. Ich habe sie aufwachsen sehen. Ich habe fast ebenso viel
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