Geheime Lust
nicht mit ihr Schluss machen. Er musste dafür sorgen, dass es funktionierte, und das würde er nur erreichen, indem er die ganze Situation mit Glacéhandschuhen anfasste.
»Die einzige Veränderung wird sein, dass du nicht mehr mit ihr schläfst«, antwortete er mit mehr Zuversicht, als er tatsächlich empfand. Er konnte nur hoffen, dass er sich keine Illusionen machte. »Ich bin sicher, dass sich die ersten Male, wenn wir uns zu dritt wiedersehen, seltsam anfühlen werden. Aber so wird es nur bleiben, wenn wir es zulassen. Ihr gehört beide zu meinem Leben, Ash. Ich möchte nicht zwischen euch wählen. Hoffentlich muss ich das auch nie. Das Einzige, was wir tun können, ist, dafür zu sorgen, dass es nicht zur Belastungsprobe wird. Aber ich brauche deine Hilfe. Deine Unterstützung.«
Erleichterung blitzte in Ashs Augen auf. »Wirst du deinen ersten Sohn nach mir benennen?«
»Lieber Himmel. Wer ist jetzt voreilig? Tritt auf die Bremse, Ash. Ich heirate sie nicht.«
»Noch nicht.«
»Es gibt noch eine Menge zwischen ihr und mir zu klären«, brummte Jace.
»Kann ich bei irgendetwas helfen? Du hast um meine Unterstützung gebeten, dabei weißt du doch, dass du immer auf mich zählen kannst, Mann. Daran wird sich auch nie etwas ändern.«
Jace zögerte einen kurzen Moment, während die Erleichterung wie hochprozentiger Alkohol durch sein Blut rauschte. Dann erzählte er ihm die ganze Kette der Ereignisse rund um Bethany von Anfang bis Ende. Als er zum Schluss kam, war Ashs Gesicht eine grimmige Maske des Zorns.
»Diese Schweine«, fluchte er. »Sie schlagen eine hilflose Frau zusammen, weil dieses Arschloch von einem Bruder sich Geld geliehen hat, von dem er wusste, dass er es nicht zurückzahlen kann? Und der kleine Wichser hat sie auch noch ans Messer geliefert? Meine Fresse. Meine Familie mag völlig bekloppt sein, aber selbst sie haben mir nie ein Rudel Straßenganoven auf den Hals gehetzt.«
Jace schnaubte. »Zumindest bisher nicht.«
Ein belustigtes Glitzern erhellte Ashs Augen. »Das stimmt. Lass ihnen Zeit.«
Es trat eine längere Pause ein, ein Moment wortlosen Verstehens.
»Ich will nicht, dass du da mit reingezogen wirst. Ich kenne ein paar Leute, die ich darauf ansetzen kann. Um dafür zu sorgen, dass diese Hurensöhne ihr Geld bekommen, zusammen mit einer Warnung, sich nie wieder an Bethany zu vergreifen«, sagte Ash. »Vorausgesetzt, dass du es auf diese Weise regeln möchtest. Ich nehme an, du willst, dass die Schulden beglichen werden?«
»Du kennst ein paar Leute?«, wiederholte Jace ungläubig. »Was sind das für Leute, die sich um Situationen wie diese kümmern? Und ja, ich bin für alles zu haben. Ich will, dass die Schulden bezahlt werden. Nicht weil ihr Drecksack von einem Bruder mich einen feuchten Scheißdreck interessiert, sondern weil ich Bethany in Sicherheit wissen und sie vor jeder potenziellen Gefahrensituation schützen will.«
Ash zuckte mit den Schultern. »Man kann nie wissen, wann man solche Kontakte mal braucht. Jedenfalls schulden sie mir einen Gefallen. Ich habe ihnen gute Anlagetipps gegeben und sie gratis in einem unserer Hotels wohnen lassen.«
»Ich will gar nicht wissen …«
»Das ist auch besser so«, sagte Ash aufgeräumt. »Es sind keine Leute, die man zu Thanksgiving einladen würde.«
»Das habe ich mir fast gedacht«, murmelte Jace.
Ashs Miene wurde wieder ernst. »Von welchem Betrag sprechen wir?«
»Fünftausend.«
»Mehr nicht?«
Jace seufzte. »Für Bethany ist das ein Vermögen. Ihren Worten zufolge könnte es ebenso gut eine Million sein. Sie wollte
hausieren
gehen, um das Geld aufzutreiben.«
Die Vorstellung, was möglicherweise passiert wäre, hätte Kate ihn nicht an jenem Tag angerufen, als Bethany in dem Asyl aufgetaucht war, erschreckte ihn noch immer. Oder was hätte passieren können, wäre Bethany nicht dorthin zurückgekehrt. Dass sie sich in diesem Moment auf den Straßen rumtreiben könnte, eine leichte Beute für Gott und die Welt …
»Herrje«, entfuhr es Ash. »
Hausieren
?«
»Ja. Du gibst ziemlich originalgetreu meine Reaktion wieder.«
»Sie muss an die kurze Leine gelegt werden.«
»Das ist bereits passiert«, antwortete Jace ruhig. »Sie wird ohne die beiden Männer, die ich zu ihrem Schutz abgestellt habe, nirgendwo hingehen, und wenn sie nicht bei ihr sind, bin ich es. Ich hoffe, dass Bethany außer Gefahr ist, sobald du es arrangiert hast, dass die Schulden beglichen werden. Trotzdem muss ich mich mit dem Thema
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