Geheime Lust
klang beinahe gekränkt.
»Also gut«, erklärte sie, bevor sie ihre Meinung noch mal ändern konnte. Sie wusste, dass es dumm war, dass es eins der dümmsten Dinge war, die sie je getan hatte, aber sie würde keinen Rückzieher machen.
»Ich muss erst noch hier aufräumen«, verkündete sie, während Jace einfach nur still und grüblerisch dastand und sie keine Sekunde aus den Augen ließ. Er schaute weder zu Ash noch zur Seite, sondern sah sie unverwandt an.
»Nein, das musst du nicht«, widersprach Ash. »Du kannst jederzeit Schluss machen.«
Bethany schüttelte den Kopf. »Ich bekomme die zweite Hälfte meines Lohns erst, wenn ich hier fertig bin.«
»Die Party neigt sich dem Ende zu. Gabe wird nicht ewig auf der Tanzfläche bleiben, wenn er in Wirklichkeit viel lieber mit Mia zu Hause im Bett wäre«, erklärte Ash. »Ich übernehme die zweite Hälfte.«
Eisige Kälte durchströmte Bethany, und sie wich mit schockgefrorener Miene einen Schritt zurück. Dann schüttelte sie den Kopf. »Ich habe meine Meinung geändert.«
»Was soll das heißen?«, fuhr Ash sie an.
Jace rührte sich noch immer nicht vom Fleck. Schweigend und Furcht einflößend taxierte er sie die ganze Zeit. Es war nervenzermürbend, und plötzlich kam ihr der Fluchtweg in die Hintergasse immer verlockender vor.
»Ich bin nicht käuflich«, sagte sie in flachem Ton. »Ich weiß, dass ich mir ein Abendessen erbeten hatte. Das hätte ich nicht tun sollen. Ihr habt mir eine sexuelle Offerte gemacht. Aber ich werde mich nicht dafür bezahlen lassen.«
Eine Welle des Schmerzes durchflutete sie, als ferne Erinnerungen, die sie einfach nicht vergessen konnte, an die Oberfläche gespült wurden. Entscheidungen. Konsequenzen. Alles trudelte durcheinander, bis Bethany das Gefühl hatte, in einem dunklen, undurchdringlichen Nebel zu ersticken. Nur ein einziger Tag. Ein einziger Tag an der Sonne. Doch die Sonne war nicht für sie bestimmt. War es nie gewesen.
Eine leise Verwünschung entschlüpfte Jace. Es war sein erster Laut seit einer gefühlten Ewigkeit. Dann presste er die Lippen zusammen; er schien wütend zu sein.
Sein Blick glitt zur Seite und heftete sich auf Ash, und in diesem Moment dämmerte Bethany, dass er wütend auf Ash war.
Stinkwütend
sogar.
»Ich hatte dir verboten, das zu tun«, knurrte er. »Scheiße, Mann. Du hättest auf mich hören sollen.«
Die Situation wurde immer unbehaglicher. Ash wollte offensichtlich Action, Jace wollte das nicht. Ash wollte Bethany abschleppen, Jace war dagegen. Konnte diese Sache noch demütigender werden?
»Ich muss wieder an die Arbeit«, verkündete sie und wich hastig zurück, um sich ihre Fluchtroute zu der Tür, die in den Ballsaal führte, zu sichern.
Aber Jace war noch vor ihr dort. Er schob sich vor sie und schnitt ihr den Weg in die Freiheit ab. Er war so nah, dass sie ihn riechen konnte und von seiner Hitze eingehüllt wurde. Es fühlte sich so gut an, dass sie etwas wirklich Dummes tun und sich an ihn schmiegen wollte. Nur um zu spüren, wie seine Körperwärme über ihre Haut strich.
Er schob die Finger unter ihr Kinn, wobei die Berührung so sachte war, dass Bethany nicht anders konnte, als es freiwillig anzuheben, bis ihre Blicke sich trafen.
»Du bringst deine Arbeit zu Ende. Wir werden warten. Danach werden wir etwas essen. Hast du auf etwas Spezielles Lust? Möchtest du lieber auswärts oder hier im Hotel essen?«
Er stellte die Fragen mit so sanfter Stimme, dass sie fast intim klangen. Dabei schaute er nicht ein einziges Mal zu Ash, sondern fixierte sie unverwandt, und Bethany war zu betört, um wegzusehen. Prompt vergaß sie, dass sie ihre Meinung darüber, mit ihnen mitzugehen, geändert hatte.
Bethany löste sich aus der Intensität des Moments und linste nach unten, um ihre Klamotten in Augenschein zu nehmen. Sie hatte keine Möglichkeit, nach Hause zu gehen und die Kleidung zu wechseln, weil sie weder ein Zuhause noch Kleidung besaß. Und erst recht keine, die für ein Restaurant nach Jace’ und Ashs Geschmack angemessen gewesen wäre.
Sie räusperte sich. »Im Hotel essen ist völlig in Ordnung, für mich macht es keinen Unterschied. Solange es nur heiß und lecker ist, werde ich es essen. Aber bitte nichts zu Ausgefallenes. Tatsächlich hätte ich am meisten Appetit auf einen Burger. Mit Pommes.«
In diesem Moment hätte sie für beides töten können.
»Und einen Orangensaft«, ergänzte sie hastig.
Ein amüsiertes Lächeln umspielte Ashs Lippen, aber Jace
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