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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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Penelope gerade …«
    »Was ist damit?«
    »Wie lautet die Adresse?«
    Er gab sie mir.
    »Treffen wir uns da in einer Stunde, und ich serviere Ihnen Brinkleys Eier auf dem Silbertablett«, versicherte ich ihm in der Sprache, die er am besten verstand.
    Der Casbah Club, wiewohl nur einen Steinwurf vom Savoy Hotel entfernt, war schon zur lebhaftesten Zeit kein sehr einladendes Etablissement, aber jetzt am Vormittag schien er die Trostlosigkeit schlechthin. Am Eingang qu älte ein depressiver Asiat einen vorsintflutlichen Staubsauger. Die Steintreppe erinnerte mich an den Abgang zum Heizungskeller. Zwischen Säulen und bestickten Kissen saß Fergus Thorne in exakt derselben Nische, in der Penelope vor sechs Monaten bei einem gemütlichen Dinner zu dritt mit hauchzart bestrumpftem Fuß seinen Unterschenkel bearbeitet hatte, während er mir erzählte, was für eine enorme Bereicherung für die Zeitung sie doch sei. Heute morgen war er zu meiner Erleichterung allein. Einen Tomatensaft vor sich, las er die Frühausgabe seines Blattes. Zwei seiner Topreporter hockten ein paar Tische weiter: der unsägliche Jellicoe alias Jelly, der mich auf Penelopes Party in den Hintern gekniffen hatte, und eine nicht mehr ganz taufrische Hexe namens Sophie, die es gewagt hatte, Penelope ihren Platz streitig zu machen, und dafür immer noch büßte. Unaufgefordert setzte ich mich neben Thome und klemmte mir die Umhängetasche zwischen die Füße. Er wandte mir sein fleckiges Gesicht zu, starrte mich finster an und las weiter. Ich holte mein J’accuse! aus der Jacke und legte es auf den Tisch. Er warf einen seitlichen Blick darauf und griff es sich. Während er las, wich seine überlegen skeptische Miene nach und nach einem Ausdruck leiser Gier.
    »Das ist absoluter Bullshit, Salvo.« Eifrig blätterte er weiter. »Und das wissen Sie selber, oder? Ein Lügenmärchen der dreistesten Sorte. Wer hat diesen Mist verzapft?«
    »Ich.«
    »Und diese ganzen Promis am … wo war es noch gleich?«
    »Berkeley Square.«
    »Die haben Sie gesehen?«
    »Ja.«
    »Persönlich. Mit eigenen Augen. Überlegen Sie genau.«
    »Ja.«
    »Waren Sie blau?«
    »Nein.«
    »High?«
    »Ich nehme keine Drogen.«
    »Jelly. Sophie. Kommt bitte mal rüber. Dieser Mann hier will uns Jack Brinkleys Eier auf dem Silbertablett servieren, und ich glaube ihm kein Wort.«
    Wir stecken die K öpfe zusammen, wir vier. Meine Vorbehalte gegenüber unserer großen britischen Presse habe ich vorübergehend auf Eis gelegt, während Thorne seine Truppen in Stellung bringt.
    »Jasper Albin – der Albin? Das ist doch der Franzosenarsch, der in der Berufungsverhandlung das Blaue vom Himmel heruntergelogen hat! Und Big Jack traut sich, ihn bei dieser Sache noch mal einzusetzen? Der Kerl hat Nerven, das muß man ihm lassen! Jelly, du läßt alles stehen und liegen, fliegst nach Besançon und legst Albin Daumenschrauben an. Wenn wir ihn kaufen müssen, kaufen wir ihn.«
    Jelly macht sich wichtigtuerisch Notizen.
    »Sophie. Du ziehst los und zeigst den Securityfirmen, was du in der Bluse hast. Wer ist Maxie? Colonel Maxie? Maxie wie weiter? Wenn er ein Söldner ist,
    war er fr üher bei den Special Forces. Wieso jetzt nicht mehr? Wen fickt er? Wo ist er zur Schule gegangen? In was für dreckigen Kriegen hat er gekämpft? Und sucht mir die Hütte am Berkeley Square. Wem sie gehört, wer Gas und Strom bezahlt, wer sie für den Abend gemietet hat, von wem, für wieviel.«
    Die Zungenspitze emsig hervorgeschoben, schreibt Sophie alles auf. Ihr Stenoblock ist identisch mit denen, die zwischen meinen F üßen stehen.
    »Und« – an beide gerichtet – »macht mir diese Insel ausfindig. Wer hat letzten Freitag einen Hubschrauber von Battersea nach Luton geflogen? Checkt alle Privatflüge, die von Luton abgegangen sind, checkt alle Nordseeinseln, die man mieten kann. Sucht nach einer Insel mit einem Pavillon. Und verfolgt den Fortnum-Freßkorb zurück: Wer hat ihn bestellt, bezahlt, geliefert? Besorgt mir die Rechnung. Räucherlachs für Kongokämpfer – zum Niederknien!«
    »Erste Sahne«, murmelt Sophie.
    »Göttlich«, sagt Jelly.
    »Und bleibt ja in Deckung. Wenn Jackieboy Lunte riecht, knallt er uns so schnell eine einstweilige Verfügung vor den Latz, daß wir nicht mal mehr piep machen können. Dieser Heuchler! Predigt den Schuldenerlaß für arme Länder, und gleichzeitig nimmt er die leidende kongolesische Bevölkerung aus wie eine Weihnachtsgans. Ein Skandal! Ein Gedicht!«
    Obwohl

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