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Geheime Melodie

Geheime Melodie

Titel: Geheime Melodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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meinte. Nie im Leben.
    »Aber natürlich nicht!« rief ich, fast ein bißchen perplex. »Du könntest mir nicht schaden und ich dir auch nicht. Wir halten immer zusammen, durch dick und dünn. Abgemacht!«
    Und sie: »Ach, Salvo!«
    Sie hatte aufgelegt. Eine lange Zeit stand ich da und starrte auf das Regenbogenhandy in meiner Hand. Wir Kongolesen lieben Farben. Warum h ätte Gott uns sonst Gold und Diamanten, Früchte und Blumen geschenkt, wenn nicht, damit wir uns an der Buntheit freuen? Ich wanderte ziellos im Zimmer auf und ab, wie Haj, nachdem er gefoltert worden war – sah mich im Spiegel an und fragte mich, ob an mir überhaupt noch etwas war, was zu retten es lohnte. Ich setzte mich auf die Bettkante und stützte den Kopf in die Hände. Ein guter Mensch weiß, wann er sich opfern muß, pflegte Pater Michael zu sagen. Ein schlechter Mensch rettet sein Leben, aber er verliert seine Seele. Es war noch Zeit, nicht viel, aber genug. Genug für einen allerletzten Versuch. Aber ich mußte sofort handeln, solange Hannah noch in Bognor war.

18
    Es war zehn Uhr am n ächsten Morgen. Gestärkt durch das Wissen, daß ich eine unumkehrbare Entscheidung getroffen hatte, nahm ich meine obligatorische Meile Fußmarsch geradezu naßforsch in Angriff, die Pudelmütze tief in die Stirn gezogen, die Umhängetasche munter von der Schulter schwingend. In einer abgelegenen, dicht zugeparkten Seitenstraße stand ein fröhliches, rotes Telefonhäuschen. Ich wählte die altbekannte Nummer und bekam Megan an den Apparat, die mit der ganzen Welt gut Freund ist.
    »Tag, Salvo-Darling. Na, wie geht es uns denn heute?«
    Hatte man die Grippe, tr östete Megan einen damit, daß sie zur Zeit in der ganzen Stadt grassierte. War man im Urlaub gewesen, hoffte Megan, daß man sich wunderbar erholt hatte.
    »Nach allem, was man so hört, soll die Party ja phantastisch gewesen sein. Wo hatte sie bloß diesen Hosenanzug her? Sie dürfen sie nicht so verwöhnen, das ist Ihr Problem. Leider haben wir momentan ein anderes Gespräch in der Leitung. Kann ich solange etwas für Sie tun? Möchten Sie warten? Eine Nachricht hinterlassen? Wie hätten wir’s denn gern?«
    »Eigentlich wollte ich gar nicht Penelope sprechen, Megan. Sondern Fergus.«
    »Aha! Na, wenn das so ist! Wir werden langsam wählerisch, hm?«
    W ährend ich wartete, malte ich mir aus, wie sich derweil am anderen Ende Thorne the Horn mit seiner treu ergebenen Assistentin über die beste Taktik zur Abfertigung dieses nächsten erbosten Ehemannes beriet. Sollte Fergus in einer Besprechung mit dem Eigner sitzen? Mitten in einer transatlantischen Telefonkonferenz stecken? Oder als der furchtlose Mann, der er war, die Herausforderung annehmen und sich dem Kampf stellen?
    »Salvo, altes Haus! Mensch, wo sind Sie abgeblieben? Irgendwelche lohnenden Wohnungen zerlegt in letzter Zeit?«
    »Ich habe eine Story für Sie, Fergus.«
    »Das ist ja ein Ding! Eine Story, hm? Aber ich weiß nicht, ob ich sie hören will, Salvo. Nicht, wenn sie einer gewissen jungen Lady zum Schaden gereicht. Erwachsene Menschen treffen ihre eigenen Entscheidungen. Manche von uns müssen sich damit abfinden und Vergangenes vergangen sein lassen.«
    »Es geht nicht um Penelope.«
    »Freut mich zu hören.«
    »Es ist eine Story für einen Artikel. Eine brandheiße Sache.«
    »Salvo?«
    »Ja?«
    »Sie wollen mich doch nicht verarschen, oder?«
    »Es geht um Jack Brinkley. Das ist Ihre große Chance, ihn fertigzumachen. Ihn und Crispin Mellows und …« Ich ratterte die Namen der Prominenten herunter, die ich am Berkeley Square gesehen hatte, doch wie erwartet hatte Thorne nur Ohren für Jack Brinkley, der seine Zeitung ein Verm ögen gekostet hatte – und ihn um ein Haar seine Karriere.
    »Und womit soll ich ihn Ihrer Meinung nach fertigmachen? Vorausgesetzt, ich würde Ihnen glauben, was ich nicht tue.«
    »Nicht am Telefon.«
    »Salvo.«
    »Ja?«
    »Geht’s Ihnen um die Kohle?«
    »Nein. Ich liefere Ihnen Lord Brinkley frei Haus.«
    Da hatte ich den guten Thorne falsch eingesch ätzt. Hätte ich ihm ein Ultimatum gestellt – hunderttausend Pfund oder keine Story – wäre ihm wohler in seiner Haut gewesen.
    »Und es handelt sich nicht zufälligerweise um eine kleine Sabotageaktion? Damit wir bei der nächsten Verleumdungsklage die nächste Million in den Sand setzen? Dann kann ich Sie nur warnen, Salvo …«
    »Sie waren mal mit uns in einem Club. An dem Strand. Eine Kellerbar. Das war zu der Zeit, als Sie und

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