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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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finde ich den Autor ziemlich langweilig.«
    Deborahs Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, und ihre Augen funkelten. Sie versuchte Robbies Wert zu schätzen, ging die Liste der Leute durch, die sie beeindrucken konnte, wenn sie ihn zu einer ihrer Soireen einlud. Gemessen an der Art, wie sie ihre rot geschminkten Lippen schürzte, musste sein Wert sehr hoch sein. Plötzlich
hatte Hannah das seltsame Gefühl, ihren Besitz verteidigen zu müssen.
    » Fortschritt und Zerfall ?«, fragte Teddy und zwinkerte Robbie zu. »Sie sind doch nicht etwa Sozialist, Mr Hunter?«
    Robbie lächelte. »Nein, Sir. Ich habe weder Besitztümer, die ich umverteilen könnte, noch verspüre ich das Verlangen, mir welche zuzulegen.«
    Teddy lachte.
    »Aber, aber, Mr Hunter«, sagte Deborah. »Ich fürchte, Sie amüsieren sich auf unsere Kosten.«
    »Ich amüsiere mich. Ich hoffe jedoch, nicht auf Ihre Kosten.«
    Deborah lächelte auf eine Weise, die sie für verführerisch hielt. »Ein kleines Vögelchen sagt mir, dass Sie längst nicht so mittellos sind, wie Sie uns glauben lassen wollen.«
    Hannah schaute zu Emmeline hinüber und verbarg ein Grinsen hinter ihrer Hand. Es war nicht so schwer zu erraten, wer Deborahs kleines Vögelchen war.
    »Wovon redest du, Deb?«, wollte Teddy wissen. »Raus mit der Sprache.«
    »Unser Gast hält uns zum Narren«, erwiderte Deborah triumphierend. »Denn er ist gar nicht Mr Hunter, sondern Lord Hunter.«
    Teddy hob die Brauen. »Hä? Was soll das heißen?«
    Robbie ließ sein Weinglas zwischen den Fingern kreisen. »Es stimmt, mein Vater war Lord Hunter. Aber ich benutze den Titel nicht.«
    Teddy beäugte Robbie über seinen Teller mit Roastbeef hinweg. Einen Titel zu verleugnen, das war etwas, wofür er kein Verständnis hatte. Er und sein Vater hatten lange und hart für die Erhebung in den Adelsstand gekämpft. »Sind Sie wirklich kein Sozialist?«, fragte er noch einmal.

    »Schluss mit der Politik«, platzte Emmeline heraus und verdrehte die Augen. »Natürlich ist er kein Sozialist. Robbie ist einer von uns, und wir haben ihn nicht eingeladen, um ihn zu Tode zu langweilen.« Das Kinn in die Hand gestützt, blickte sie Robbie an. »Erzählen Sie uns, wo Sie gewesen sind, Robbie!«
    »Kürzlich?«, sagte Robbie. »In Spanien.«
    Spanien, dachte Hannah. Wie herrlich!
    »Wie primitiv«, sagte Deborah lachend. »Was um alles in der Welt haben Sie denn da gemacht?«
    »Ich habe ein Versprechen eingelöst, das ich vor langer Zeit gegeben habe.«
    »Sie waren in Madrid?«, fragte Teddy.
    »Eine Zeit lang«, erwiderte Robbie. »Auf dem Weg nach Segovia.«
    Teddy runzelte die Stirn. »Was zieht denn einen Mann nach Segovia?«
    »Ich war im Alcázar.«
    Hannah spürte ein Prickeln auf der Haut.
    »In dieser verstaubten alten Festung?«, fragte Deborah grinsend. »Etwas Hässlicheres kann ich mir gar nicht vorstellen.«
    »O nein«, entgegnete Robbie. »Es war außergewöhnlich. Magisch. Als würde man eine andere Welt betreten.«
    »Erzählen Sie uns davon.«
    Robbie zögerte, suchte nach den richtigen Worten. »Manchmal kam es mir so vor, als könnte ich in die Vergangenheit sehen. Abends, wenn ich ganz allein war, konnte ich beinahe das Flüstern der Toten hören. Das leise Rauschen uralter Geheimnisse, die an mir vorüberwirbelten. «
    »Wie makaber«, bemerkte Deborah.
    »Warum sind Sie nicht dort geblieben?«, fragte Hannah.

    »Ja«, sagte Teddy. »Was hat Sie nach London zurückgeführt, Mr Hunter?«
    Robbie suchte Hannahs Blick. Er lächelte, dann wandte er sich an Teddy. »Das Schicksal, fürchte ich.«
    »So viele Reisen«, gurrte Deborah. »Sie müssen mehr als nur ein paar Tropfen Zigeunerblut in den Adern haben. «
    Robbie lächelte, schwieg jedoch dazu.
    »Entweder das, oder unser Gast hat ein schlechtes Gewissen«, fuhr Deborah fort, beugte sich zu Robbie hinüber und senkte betörend die Stimme. »Ist es das, Mr Hunter? Sind Sie auf der Flucht?«
    »Nur vor mir selbst, Miss Luxton«, erwiderte Robbie.
    »Sie werden schon noch sesshaft werden«, bemerkte Teddy. »Wenn Sie erst mal ein paar Jährchen älter sind. Ich hatte früher auch Hummeln im Hintern und war von der fixen Idee besessen, ich müsste die Welt sehen, Kunstgegenstände und Erfahrungen sammeln.« Beim Sprechen fuhr er mit den flachen Händen rechts und links von seinem Teller über die Tischdecke, und Hannah ahnte, dass jetzt eine Moralpredigt folgen würde. »Mit den Jahren entwickelt sich dann mehr Verantwortungsgefühl. Man

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