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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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nichts von Emmelines Teilnahme an solchen Partys erfuhr. Erst recht nicht, dass Emmeline sie mit organisierte. Hannah entwickelte ein außerordentliches Geschick darin, sich Vorwände für Emmelines nächtliche Aktivitäten auszudenken.
    Aber als sie an jenem Abend die Treppe zu Teddys Arbeitszimmer hinaufging, um ihm eine nur zum Teil wahre Geschichte über Emmelines Freundschaft zu Lady Clarissa aufzutischen, war er nicht allein. Durch die verschlossene Tür konnte sie Stimmen hören: die von Teddy
und die von Simion. Sie wollte gerade wieder nach unten gehen, um später noch einmal wiederzukommen, als sie hörte, wie der Name ihres Vaters fiel. Mit angehaltenem Atem legte sie ein Ohr an die Tür.
    »Eigentlich kann der Mann einem leidtun«, sagte Teddy. »Egal, was man von ihm hält. Aber so zu sterben, bei einem Jagdunfall … Ausgerechnet er, der das Landleben kannte und liebte.«
    Simion räusperte sich. »Also, Teddy, unter uns gesagt, das war kein normaler Unfall.« Bedeutungsvolles Schweigen. Dann geflüsterte Worte, die Hannah nicht verstehen konnte.
    Teddy atmete hörbar ein. »Selbstmord?«
    Lügen, dachte Hannah, dummes Geschwätz. Nichts als Lügen.
    »Sieht ganz so aus«, antwortete Simion. »Lord Gifford sagt, einer von den Dienern – der ältere Bursche, dieser Hamilton – hat ihn draußen im Park gefunden. Die Bediensteten haben sich alle Mühe gegeben, die Umstände zu vertuschen – ich hab dir ja schon oft genug gesagt, dass kein Diener sonst auf der Welt einem britischen Bediensteten das Wasser reichen kann, wenn es um Diskretion geht –, aber Lord Gifford hat sie daran erinnert, dass es seine Pflicht ist, den Ruf der Familie zu schützen, und dass er die Wahrheit wissen muss, wenn er seine Aufgabe erfüllen soll.«
    Gläser klirrten, und Hannah wusste, dass Sherry nachgeschenkt wurde.
    »Und was hat Gifford gesagt?«, fragte Teddy. »Wie ist er zu dem Schluss gekommen, dass es … vorsätzlich war?«
    Simion seufzte vielsagend. »Der Mann war schon seit einiger Zeit nicht mehr ganz auf der Höhe. Nicht jeder ist dem rauen Klima des Geschäftslebens gewachsen. Er ist immer unausstehlicher geworden und dauernd mit
seinem Gewehr im Park rumgelaufen. Die Diener sind ihm gefolgt, um zu verhindern, dass er …« Er riss ein Streichholz an, und Hannah stieg durch den Türspalt hindurch Zigarrenrauch in die Nase. »Sagen wir mal: So wie ich das sehe, war dieser sogenannte Unfall vorauszusehen. «
    Eine Weile herrschte Stille, offenbar dachten beide Männer über diese letzte Bemerkung nach. Atemlos lauschte Hannah auf Schritte.
    Nachdem er eine gebührende Schweigeminute eingehalten hatte, fuhr Simion mit erneutem Eifer fort. »Aber Lord Gifford hat seine Sache gut gemacht – niemand wird je davon erfahren –, und wir sollten das Beste daraus machen.« Hannah hörte den Sessel quietschen, als er sein Gewicht verlagerte. »Ich finde, du solltest es allmählich noch mal mit der Politik versuchen. Die Geschäfte sind noch nie so gut gelaufen wie jetzt, du hast eine weiße Weste, hast dir unter den Konservativen einen Ruf als zuverlässiger Mann erworben. Du könntest dich doch für den Sitz für Saffron aufstellen lassen.«
    »Du meinst, wir sollten nach Riverton ziehen?«, fragte Teddy hoffnungsvoll.
    »Das Anwesen gehört jetzt dir, und die Leute auf dem Land verehren ihren Gutsherrn.«
    »Vater«, sagte Teddy atemlos, »du bist ein Genie. Ich werde Lord Gifford sofort benachrichtigen. Vielleicht kann er bei den anderen ein gutes Wort für mich einlegen. « Hannah hörte, wie der Telefonhörer abgenommen wurde. »Oder ist es schon zu spät?«
    »Für Geschäfte ist es nie zu spät«, sagte Simion. »Und für Politik auch nicht.«
    Hannah zog sich zurück. Sie hatte genug gehört.
    An jenem Abend sprach sie nicht mehr mit Teddy. Immerhin kam Emmeline gegen zwei Uhr nach Hause, vergleichsweise
früh. Hannah lag immer noch wach im Bett, als Emmeline durch den Korridor stolperte. Sie drehte sich um und schloss die Augen, versuchte, nicht mehr über das nachzudenken, was Simion über Vater gesagt hatte und darüber, wie er gestorben war. Über seine stille Verzweiflung. Seine Einsamkeit. Die Dunkelheit, die ihm die Kraft genommen hatte. Und sie schob den Gedanken an die Danksagungsbriefe beiseite, die sie noch immer nicht alle geschrieben hatte.
    Während Teddy im Nebenzimmer zufrieden schnarchte und gedämpfte Straßengeräusche durch die Fenster drangen, schlief sie schließlich auch ein und träumte

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