Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
Vom Netzwerk:
und fertig«, sagte Emmeline. »Ist noch Tee übrig?«

    Dann blickte sie auf und bemerkte Robbie.
    »Du erinnerst dich doch sicher an Mr Hunter, Emmeline? «, sagte Hannah.
    Einen Moment lang überlegte Emmeline. Sie beugte sich vor, stützte das Kinn in eine Hand und musterte sein Gesicht mit großen blauen Augen.
    »Davids Freund«, sagte Hannah. »Er hat uns mal auf Riverton besucht.«
    »Robbie Hunter«, sagte Emmeline, während sich ganz langsam ein strahlendes Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete. Sie ließ ihre Hand in den Schoß fallen. »Aber natürlich. Wenn ich mich recht erinnere, schulden Sie mir ein Kleid. Vielleicht können Sie ja diesmal dem Drang widerstehen, es mir vom Leib zu reißen.«
     
    Auf Emmelines Drängen hin blieb Robbie zum Abendessen. Er könne doch unmöglich schon wieder gehen, meinte sie, wo er doch gerade erst gekommen sei. Und so saß Robbie an jenem Abend zusammen mit Deborah, Teddy, Emmeline und Hannah am Grosvenor Square Nummer siebzehn am Tisch.
    Hannah saß auf der einen Seite, Deborah und Emmeline ihr gegenüber, Robbie am einen, Teddy am anderen Ende des Tischs. Die beiden Männer wirkten wie zwei komische Buchstützen, dachte Hannah: Robbie, der junge Bohemien, und Teddy, der nach vier Jahren im Bankgeschäft zu einer Karikatur der Macht und des Wohlstands geworden war. Er sah immer noch gut aus – Hannah hatte schon mehrmals beobachtet, wie die Ehefrauen einiger seiner Geschäftspartner ihm schöne Augen gemacht hatten, auch wenn es ihnen nichts eingebracht hätte –, aber sein Gesicht war voller und seine Haare waren grauer geworden. Auch seine roten Wangen zeugten von einem Leben im Überfluss. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück.

    »Und? Womit verdienen Sie Ihre Brötchen, Mr Hunter? Meine Frau sagt, Sie sind kein Geschäftsmann.« Dass es noch etwas anderes geben könnte, hatte er längst vergessen.
    »Ich schreibe«, sagte Robbie.
    »Ein Schreiberling, wie?«, sagte Teddy. »Sie schreiben für die Times ?«
    »Früher einmal«, antwortete Robbie. »Unter anderem. Jetzt schreibe ich nur noch für mich selbst.« Er lächelte. »Dummerweise hatte ich angenommen, ich sei leichter zufriedenzustellen.«
    »Was muss man für ein Glückspilz sein«, flötete Deborah, »wenn man so viel Zeit und Muße hat. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, nicht dauernd von A nach B rennen zu müssen.« Dann erging sie sich in einem langen Monolog über eine Modenschau, die sie kürzlich organisiert hatte, wobei sie Robbie mit einem wölfischen Blick fixierte.
    Deborah flirtet mit ihm, dachte Hannah. Sie schaute Robbie genauer an. Ja, er sah gut aus, und zwar auf eine irgendwie träge, sinnliche Weise, die eigentlich ganz und gar nicht Deborahs Typ entsprach.
    »Also Bücher, ja?«, fragte Teddy.
    »Lyrik«, sagte Robbie.
    Teddy hob theatralisch die Brauen. »› How dull it is to stop, to rust unburnished rather than to sparkle in use ‹.«
    Hannah zuckte zusammen, als Teddy Tennyson falsch zitierte.
    Robbie sah sie an und grinste. »› As though to breathe were life ‹.«
    »Ich habe Shakespeare schon immer verehrt«, sagte Teddy. »Schreiben Sie so ähnliche Gedichte?«
    »Ich fürchte, da kann ich nicht mithalten«, erwiderte
Robbie. »Aber ich gebe nicht auf. Lieber aktiv untergehen als verzweifelt verwelken.«
    »Darauf können Sie Gift nehmen«, sagte Teddy.
    Während Hannah Robbie beobachtete, dämmerte ihr etwas. Plötzlich wusste sie, wer er war. Sie holte hörbar Luft. »Sie sind R.S. Hunter.«
    »Wer?«, fragte Teddy. Er schaute erst Hannah und Robbie an, dann warf er Deborah einen fragenden Blick zu. Deborah hob mit affektierter Miene ratlos die Schultern.
    »R.S. Hunter«, sagte Hannah, ohne sich von Robbie abzuwenden. Sie lachte. Sie konnte nicht anders. »Ich habe Ihre gesammelten Gedichte.«
    »Die erste oder die zweite Sammlung?«, wollte Robbie wissen.
    » Fortschritt und Zerfall «, sagte Hannah. Sie hatte gar nicht gewusst, dass es eine weitere Sammlung gab.
    »Ah!« Deborahs Augen weiteten sich. »Ja, ich habe einen Artikel in der Zeitung über Sie gelesen. Sie haben doch diesen Preis gewonnen.«
    » Fortschritt und Zerfall ist mein zweiter Gedichtband«, sagte Robbie zu Hannah.
    »Dann würde ich gern auch den ersten Band lesen«, erwiderte sie. »Nennen Sie mir doch bitte den Titel, Mr Hunter, damit ich mir das Buch kaufen kann.«
    »Sie können mein Exemplar haben«, erwiderte Robbie. »Ich habe die Gedichte schon gelesen. Unter uns gesagt,

Weitere Kostenlose Bücher