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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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sie.
    Er schaute sie an, als könnte er tief in ihr Innerstes blicken. Es war nicht das erste Mal, dass ein Mann sie anstarrte, aber etwas an seinem Blick ließ sie erröten. Da lächelte er. »Sie haben sich nicht verändert.«
    In diesem Augenblick erkannte sie ihn. An seiner Stimme. »Mr Hunter«, sagte sie ungläubig. Sie betrachtete ihn erneut, sah ihn jetzt mit anderen Augen. Dasselbe dunkle Haar, dieselben dunklen Augen. Derselbe sinnliche Mund, immer zu einem kaum merklichen Grinsen verzogen. Sie fragte sich, warum ihr das vorher nicht aufgefallen war. Sie richtete sich auf, beruhigte sich. »Wie schön, dass Sie gekommen sind.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, erschienen sie ihr zu nichtssagend, und sie hätte sie am liebsten zurückgenommen.

    Er lächelte. Ziemlich ironisch, wie es Hannah schien.
    »Wollen Sie nicht Platz nehmen?« Sie deutete auf Teddys Sessel, und Robbie setzte sich, mechanisch wie ein Schuljunge, der weiß, dass es sich nicht lohnt, sich einer alltäglichen Aufforderung zu widersetzen. Einmal mehr kam sie sich langweilig und gewöhnlich vor.
    Er schaute sie noch immer an.
    Demonstrativ überprüfte sie ihre Frisur, vergewisserte sich mit beiden Händen, dass alle Haarnadeln noch an der richtigen Stelle saßen, glättete die blonden Strähnen in ihrem Nacken. Sie lächelte höflich. »Fehlt noch etwas, Mr Hunter? Muss ich noch etwas ändern?«
    »Nein«, sagte er. »Ich habe mir die ganzen Jahre über ein Bild von Ihnen in meiner Erinnerung bewahrt … Sie sind immer noch dieselbe.«
    »Nicht dieselbe, Mr Hunter, das versichere ich Ihnen«, sagte sie so leichthin wie möglich. »Ich war fünfzehn, als wir uns zuletzt gesehen haben.«
    »So jung?«
    Wieder dieser Mangel an Schicklichkeit. Oh, es waren nicht so sehr seine Worte – er hatte immerhin eine ganz normale Frage gestellt –, es war die Art, wie er sie ausgesprochen hatte. Als enthielten sie eine doppelte Bedeutung, die ihr verborgen blieb. »Ich lasse Tee kommen, ja?«, sagte sie und bedauerte es auf der Stelle. Jetzt würde er bleiben.
    Sie stand auf, drückte die Klingel über dem Kaminsims und nutzte die Zeit, bis Boyle erschien, um ein paar Gegenstände zu verrücken und sich zu sammeln.
    »Mr Hunter wird mir zum Tee Gesellschaft leisten«, sagte Hannah.
    Boyle sah Robbie argwöhnisch an.
    »Er war ein Freund meines Bruders«, fügte Hannah hinzu. »Ein Kriegskamerad.«

    »Ah«, sagte Boyle. »Sehr wohl, Ma’am. Ich werde Mrs Tibbit anweisen, Tee für zwei aufzutragen.« Wie ehrerbietig er war. Und wie konventionell wiederum dieses Verhalten sie selbst erscheinen ließ.
    Robbie sah sich im Wintergarten um. Die Art-déco-Möbel, die Elsie de Wolfe ausgewählt (»der letzte Schrei«) und die Hannah immer toleriert hatte. Sein Blick wanderte von dem achteckigen Spiegel über dem Kamin zu den Vorhängen mit den goldenen und braunen Rauten.
    »Modern, was?«, sagte Hannah, um Respektlosigkeit bemüht. »Ich weiß nie so richtig, ob es mir gefällt, aber ich fürchte, darum geht es gerade bei dem modernen Zeug.«
    Robbie schien gar nicht zuzuhören. »David hat oft von Ihnen gesprochen«, sagte er. »So oft, dass ich das Gefühl habe, Sie zu kennen. Sie und Emmeline.«
    Als Davids Name fiel, sank Hannah auf die Chaiselongue. Sie hatte gelernt, nicht an ihn zu denken, die Pandorabüchse ihrer Erinnerungen nicht anzurühren. Doch jetzt saß vor ihr der einzige Mensch, mit dem sie über David würde sprechen können. »Ja«, sagte sie, »erzählen Sie mir von David, Mr Hunter.« Sie straffte sich. »War er … Hat er …« Sie presste die Lippen zusammen, schaute Robbie an. »Ich habe so oft gehofft, er würde mir verzeihen.«
    »Ihnen verzeihen?«
    »Ich war so eine überhebliche Zicke in dem Winter, bevor er uns verlassen hat. Wir hatten nicht mit Ihrem Besuch gerechnet. Wir waren es gewöhnt, David für uns allein zu haben, und ich fürchte, ich war ganz schön stur. Habe Sie die ganze Zeit ignoriert und mir nur gewünscht, Sie wären nicht da.«
    Er zuckte die Achseln. »Das ist mir nicht aufgefallen.«

    Hannah lächelte wehmütig. »Dann habe ich offenbar meine Energie vergeudet.«
    Die Tür ging auf, und Boyle erschien mit dem Teetablett. Hannah wartete, bis er den Tisch gedeckt hatte.
    »Mr Hunter«, sagte Hannah, während Boyle sich Zeit ließ, um Robbie zu beäugen. »Boyle sagte, Sie wollten mir etwas zurückgeben.«
    »Ja«, sagte Robbie und langte in seine Brusttasche. Hannah gab Boyle mit einem Nicken zu

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