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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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verstehen, dass sie die Situation in der Hand habe und er nicht länger gebraucht werde. Als die Tür sich schloss, zog Robbie ein Stück Stoff aus der Tasche. Es war vollkommen zerschlissen, und Hannah fragte sich, wie in aller Welt es ihr gehören konnte. Dann, während sie es immer noch anstarrte, erkannte sie, dass es sich um eine alte, ehemals wohl weiße, jetzt bräunliche Schleife handelte. Mit zitternden Fingern wickelte Robbie sie auf und reichte sie ihr.
    Ihr blieb fast das Herz stehen. Auf der zerfledderten Seide lag ein winziges Buch.
    Vorsichtig nahm sie es an sich. Drehte es, um den Titel auf dem Umschlag lesen zu können, obwohl sie genau wusste, was darauf stand: Die Überquerung des Rubikon .
    Erinnerungen überschwemmten sie: wilde Jagden durch den Park von Riverton, trunkene Erregung angesichts der Abenteuer, geflüsterte Geheimnisse im Kinderzimmer. »Das habe ich David mitgegeben. Als Glücksbringer. «
    Robbie nickte.
    Ihre Blicke begegneten sich. »Warum haben Sie es an sich genommen?«
    »Das habe ich nicht.«
    »David hätte es niemals weggegeben.«

    »Nein, bestimmt nicht, und das hat er auch nicht. Ich bin nur der Bote. Er wollte, dass Sie es zurückbekommen. Seine letzten Worte waren: ›Bring es Nofretete‹. Und das habe ich getan.«
    Hannah senkte ihren Blick. Der Name. Ihr geheimer Name. Er kannte sie nicht gut genug. Sie umschloss das winzige Buch mit einer Hand, versiegelte die Büchse mit den Erinnerungen an Tapferkeit und Unbezähmbarkeit und Zukunftsträume, hob den Kopf und sah Robbie an. »Lassen Sie uns über etwas anderes sprechen.«
    Robbie nickte knapp und steckte die Schleife zurück in seine Brusttasche. »Worüber spricht man denn, wenn man sich auf diese Weise wieder begegnet?«
    »Man fragt den anderen, wie es ihm die ganze Zeit ergangen ist«, erwiderte Hannah, während sie das winzige Buch in ihrer Schreibkassette verstaute. »Wohin das Leben ihn geführt hat.«
    »Nun denn«, sagte Robbie. »Was haben Sie die ganze Zeit gemacht, Hannah? Wohin das Leben Sie geführt hat, kann ich ja sehen.«
    Hannah richtete sich auf, schenkte Tee ein und reichte ihm eine Tasse. Die Tasse klapperte leicht auf der Untertasse. »Ich habe geheiratet. Einen Gentleman namens Theodore Luxton, vielleicht haben Sie von ihm gehört. Er und sein Vater sind Bankiers. Sie arbeiten in der City.«
    Robbie schaute sie an, ließ sich jedoch nicht anmerken, ob Teddys Name ihm bekannt war.
    »Ich wohne in London, wie Sie wissen«, fuhr Hannah fort, bemüht zu lächeln. »Eine großartige Stadt, finden Sie nicht? Es gibt so viel zu sehen, so viel zu tun. So viele interessante Menschen …« Ihre Stimme verlor sich. Robbie lenkte sie ab, er beobachtete sie mit derselben irritierenden Konzentration, mit der er damals in der Bibliothek den Picasso betrachtet hatte. »Mr Hunter«, sagte
sie leicht ungehalten. »Wirklich. Ich muss Sie bitten, damit aufzuhören. Es ist unmöglich, wie Sie mich …«
    »Sie haben recht«, erwiderte er leise. »Sie haben sich verändert. Ihre Augen sind traurig.«
    Am liebsten hätte sie ihm widersprochen, ihm erklärt, dass er sich irrte. Ihm gesagt, dass die Spur von Traurigkeit, die er zu entdecken meinte, nichts weiter sei als die Reaktion auf die wiedererwachte Erinnerung an ihren Bruder. Aber etwas in seiner Stimme ließ sie verstummen. Etwas, das dazu führte, dass sie sich durchsichtig, unsicher, verletzlich fühlte. Als würde er sie besser kennen, als sie sich selbst. Es gefiel ihr nicht, aber sie ahnte, dass es keinen Zweck hatte, sich zu rechtfertigen.
    »Tja, Mr Hunter«, sagte sie und erhob sich steif. »Ich danke Ihnen für Ihren Besuch. Für das Buch, das Sie mir zurückgebracht haben.«
    Robbie erhob sich ebenfalls. »Ich hatte es versprochen. «
    »Ich werde Boyle bitten, Sie zur Tür zu begleiten.«
    »Bemühen Sie ihn nicht«, sagte Robbie. »Ich kenne den Weg.«
    Als er die Tür öffnete, stürmte Emmeline herein, ein Wirbelwind aus rosafarbener Seide, die blonden Haare zu einem Bubikopf gestutzt. Ihre Wangen glühten vor Übermut, vor Begeisterung, jung zu sein, gute Beziehungen zu haben und in einer Stadt und einer Zeit zu leben, die eben diesen jungen Menschen mit guten Beziehungen gehörte. Sie ließ sich aufs Sofa plumpsen und schlug die Beine übereinander. Plötzlich kam Hannah sich unscheinbar vor, seltsam blass. Wie ein Aquarell, das man aus Versehen im Regen hatte stehen lassen, sodass alle Farben ineinander verlaufen waren.
    »Puh. Ich bin fix

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