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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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Mr Fredericks Brille. Den Spazierstock wie ein Dandy schwingend, schritt sie in die Mitte der Bühne. Es gelang ihr auf hervorragende Weise, die Stimme ihres Vaters zu imitieren:
»Meine Tochter muss lernen, dass es für junge Frauen andere Regeln gibt als für junge Männer.« Sie holte tief Luft und rückte ihren Hut zurecht. »Davon abzuweichen, bedeutet, sich auf den gefährlichen Weg der Frauenemanzipation zu begeben.«
    Das Publikum schwieg wie elektrisiert, Reihe um Reihe, mit vor Staunen offenem Mund.
    Die Dienstboten waren gleichermaßen schockiert. Selbst im Dunkeln konnte ich erkennen, wie Mr Hamilton erbleichte. Ausnahmsweise wusste er einmal nicht, wie er sich verhalten sollte, und kam seinem unerschütterlichen Pflichtgefühl nach, indem er sich Mrs Townsend, die in die Knie gegangen war und umzukippen drohte, als Stützpfeiler zur Verfügung stellte.
    Meine Augen suchten nach Mr Frederick. Er saß noch auf seinem Platz, war aber wie zur Salzsäule erstarrt. Ich sah, wie seine Schultern zu zucken begannen, und fürchtete schon, er stünde kurz vor einem seiner Wutausbrüche, auf die Nancy angespielt hatte. Auf der Bühne standen die Kinder wie zu einem Gemälde eingefroren und beobachteten die Zuschauer, die wiederum sie beobachteten.
    Hannah war ein Muster an Gelassenheit und trug einen betont unschuldigen Gesichtsausdruck zur Schau. Einen Moment lang schienen unsere Blicke sich zu begegnen, und ich meinte, ein Lächeln über ihre Lippen huschen zu sehen. Unwillkürlich erwiderte ich das Lächeln, wenn auch ein wenig ängstlich, und wurde erst wieder ernst, als Nancy mir von der Seite einen warnenden Blick zuwarf und mich in den Arm kniff.
    Hannah, vor Stolz glühend, nahm Emmeline und David an die Hände, die drei traten vor und verbeugten sich. Dabei tropfte etwas von der Sahne-Marmelade-Mischung von Emmelines Nase und landete zischend auf einem der Scheinwerfer.

    »Ganz genau«, flötete eine Stimme aus dem Publikum – Lady Clementine. »Ein Bekannter von mir kannte mal einen Mann in Indien, der an Lepra litt. Dem ist die Nase genau so abgefallen, als er sich rasieren wollte.«
    Das war zu viel für Mr Frederick. Er schaute Hannah an, ihre Blicke begegneten sich, und er brach in schallendes Gelächter aus. Ein solches Lachen hatte ich noch nie gehört: ansteckend allein durch seine Aufrichtigkeit. Nach und nach fielen die anderen Zuschauer in das Lachen ein. Bis auf Lady Violet.
    Auch ich lachte spontan und befreit, bis Nancy mir ins Ohr zischte: »Das reicht, Miss. Du kannst mitkommen und mir mit dem Abendessen helfen.«
    Ich würde den Rest des Theaterstücks verpassen, aber ich hatte gesehen, was ich hatte sehen wollen. Während wir den Korridor hinuntergingen, hörte ich, wie der Applaus sich legte und die nächste Szene begann. Und ich fühlte mich erfüllt von einer seltsamen Energie.
     
    Bis wir Mrs Townsends Abendessen und die Tabletts mit dem Kaffee in den Salon getragen und die Sesselkissen aufgeschüttelt hatten, war das Theaterstück zu Ende, und die Gäste trafen Arm in Arm und ihrem gesellschaftlichen Rang entsprechend nacheinander ein. Zuerst erschienen Lady Violet und Major Jonathan, dann Lord Ashbury und Lady Clementine gefolgt von Mr Frederick mit Jemima und Fanny. Die Kinder, so nahm ich an, waren immer noch oben.
    Nachdem alle Platz genommen hatten, stellte Nancy das Tablett mit dem Kaffee auf den Tisch, damit Lady Violet einschenken konnte. Während ihre Gäste miteinander plauderten, beugte Lady Violet sich über Mr Fredericks Sessel und sagte mit einem schmallippigen Lächeln: »Du verwöhnst die Kinder zu sehr, Frederick.«

    Mr Fredericks Lippen spannten sich. Ich spürte, dass er diese Kritik nicht zum ersten Mal hörte.
    Ohne den Blick von dem Kaffee zu nehmen, den sie einschenkte, fuhr Lady Violet fort: »Heute magst du ihre Possen noch amüsant finden, aber der Tag wird kommen, an dem du deine Nachsicht bereuen wirst. Du lässt ihnen zu viel Freiheit. Vor allem Hannah. Es gibt nichts, was die Anmut einer jungen Dame so verdirbt wie die Impertinenz des Intellekts.«
    Mit diesen schroffen Worten richtete Lady Violet sich auf, verlieh ihrem Gesicht einen betont liebenswürdigen Ausdruck und reichte Lady Clementine eine Tasse Kaffee.
    Wie vorauszusehen wandte sich das Gespräch kurz darauf dem Konflikt in Europa zu und damit der Frage, wie wahrscheinlich Großbritanniens Mobilmachung im Falle eines Krieges wohl sei.
    »Es wird Krieg geben. Es gibt immer Krieg«, sagte

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