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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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den Krieg zieht, wird der wahrscheinlich in wenigen Monaten beendet sein. Ein verlängertes Weihnachten.«
    »Trotzdem«, sagte Lady Clementine. »Gleich morgen früh schreibe ich an Lord Gifford und teile ihm mit, wie
ich mir meine Beerdigung wünsche. Das solltet ihr alle tun. Bevor es zu spät ist.«
    Ich hatte noch nie gehört, dass jemand über seine eigene Beerdigung sprach, geschweige denn, dass er sie auch noch plante. Meine Mutter hätte mir sicherlich erklärt, das würde Unglück bringen, und verlangt, dass ich Salz über meine Schulter werfe, um das Unglück abzuwenden. Verwundert sah ich Lady Clementine an. Nancy hatte einmal etwas davon erwähnt, dass sie dazu neigte, alles schwarz zu sehen – unter den Dienstboten wurde gemunkelt, sie hätte sich über das Bettchen der neugeborenen Emmeline gebeugt und ganz trocken verkündet, so ein hübsches Baby würde bestimmt nicht lange leben. Dennoch war ich schockiert.
    Die Hartfords dagegen waren offenbar an derartige Äußerungen gewöhnt, denn ich sah keinen von ihnen auch nur mit der Wimper zucken.
    Hannahs Augen weiteten sich in gespielter Entrüstung. »Soll das etwa heißen, dass du uns nicht zutraust, die bestmögliche Beerdigung für dich auszurichten, Lady Clementine?« Sie lächelte süß und nahm die Hand der alten Dame. »Ich jedenfalls würde mich geehrt fühlen, wenn ich dafür sorgen dürfte, dass du den Abschied bekommst, den du verdient hast.«
    »Ach, wirklich?«, höhnte Lady Clementine. »Wenn man solche Angelegenheiten nicht höchstpersönlich regelt, kann man nie wissen, in wessen Hände am Ende die Verantwortung fällt.« Sie sah Fanny durchdringend an und schnaubte so nachdrücklich, dass sich ihre Nüstern weiteten. »Außerdem bin ich äußerst wählerisch, was diese Dinge angeht. Ich habe meine Beerdigung jedenfalls schon seit Jahren genauestens geplant. «
    »Wirklich?«, fragte Lady Violet interessiert.

    »O ja«, antwortete Lady Clementine. »Es handelt sich schließlich um einen der wichtigsten öffentlichen Auftritte im Leben eines Menschen, und meiner wird absolut spektakulär werden.«
    »Ich freue mich jetzt schon darauf«, bemerkte Hannah trocken.
    »Und zu recht«, sagte Lady Clementine. »Heutzutage kann man sich keinen kläglichen Abgang leisten. Die Leute sind längst nicht mehr so anspruchslos, wie sie früher einmal waren, und man möchte schließlich keine schlechte Kritik riskieren.«
    »Ich hätte gar nicht gedacht, dass du dir etwas aus Zeitungskritiken machst, Lady Clementine«, sagte Hannah, wofür sie prompt einen strafenden Blick von ihrem Vater erntete.
    »Normalerweise tue ich das auch nicht«, antwortete Lady Clementine. Sie deutete mit ihrem mit protzigen Ringen geschmückten Finger erst auf Hannah, dann auf Emmeline und dann auf Fanny. »Neben der Heiratsanzeige ist der Nachruf die einzige Gelegenheit, bei der der Name einer Dame in der Zeitung erscheinen sollte.« Sie richtete ihren Blick gen Himmel. »Und Gott stehe ihr bei, wenn die Beerdigung von der Presse verrissen wird, denn sie wird in der nächsten Saison keine zweite Chance bekommen.«
     
    Nach dem Triumph des Theaterstücks fehlte nur noch das Mittsommerfestessen, um den Tag zu einem vollen Erfolg zu machen. Es sollte der Höhepunkt des Familienfests werden. Ein letzter Luxus, bevor die Gäste abreisten und auf Riverton wieder Ruhe einkehrte. Dinnergäste – unter ihnen Lord Ponsonby, ein Vetter des Königs, wie Mrs Townsend durchblicken ließ – wurden selbst aus dem weit entfernten London erwartet, und Nancy
und ich hatten unter der strengen Aufsicht von Mr Hamilton den ganzen Nachmittag damit zugebracht, den Tisch im Speisezimmer zu decken.
    Wir legten für zwanzig Personen auf, wobei Nancy jeden Gegenstand benannte, den sie auf dem Tisch platzierte: Suppenlöffel, Fischmesser und Fischgabel, zwei Messer, zwei große Gabeln, vier unterschiedliche kristallene Weingläser. Bewaffnet mit seinem Maßband und einem Poliertuch folgte uns Mr Hamilton um den Tisch herum, vergewisserte sich, dass der Abstand zwischen den Gedecken immer exakt gleich groß war und dass er in jedem Löffel sein verzerrtes Spiegelbild erblicken konnte. In der Mitte des weißen Damasttischtuchs arrangierten wir Efeuranken und streuten Rosenblütenblätter um Kristallschalen mit glänzendem Obst. Die Dekoration gefiel mir sehr, sie war so hübsch und passte perfekt zu Lady Violets bestem Tafelservice – ein Hochzeitsgeschenk von den Churchills, wie Nancy mir

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