Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
Vom Netzwerk:
Lady Clementine trocken, nahm den Kaffee entgegen und zwängte ihr ausladendes Gesäß in Lady Violets Lieblingssessel. Dann fuhr sie etwas vernehmlicher fort: »Und wir werden alle leiden. Männer, Frauen und Kinder. Die Deutschen sind nicht so zivilisiert wie wir. Die werden unser Land ausplündern, unsere Kinder in ihren Betten abschlachten und englische Frauen versklaven, damit wir ihnen kleine Hunnen gebären. Denk an meine Worte, meine Liebe, denn ich irre mich selten. Bevor der Sommer vorüber ist, werden wir uns im Krieg befinden.«
    »Du übertreibst, Clementine«, entgegnete Lady Violet. »Der Krieg – falls er überhaupt kommt – wird schon nicht so schlimm werden. Schließlich leben wir in modernen Zeiten.«
    »Allerdings«, warf Lord Ashbury ein. »Ein Krieg des zwanzigsten Jahrhunderts – ganz neue Kriegsführung,
völlig neue Spielregeln. Ganz abgesehen davon, dass kein Hunne einem Engländer das Wasser reichen kann.«
    »Es mag vielleicht nicht schicklich sein, das zu sagen«, flötete Fanny, ließ sich an einem Ende der Chaiselongue nieder und schüttelte dabei aufgeregt ihre Löckchen, »aber ich hoffe doch sehr, dass der Krieg kommt.« Hastig wandte sie sich an Lady Clementine. »Die Plünderei und das Morden wünsche ich mir natürlich nicht, liebe Tante, und auch nicht das mit den kleinen Hunnen. Das würde mir gar nicht gefallen. Aber ich finde Gentlemen in Uniform so unglaublich fesch.« Sie warf Major Jonathan einen flüchtigen Blick zu. »Heute habe ich einen Brief von meiner Freundin Margery bekommen … Du erinnerst dich doch an Margery, nicht wahr, Tante Clem?«
    Lady Clementines schwere Lider zuckten. »Bedauerlicherweise. Ein törichtes Mädchen mit ungehobelten Manieren.« Sie beugte sich zu Lady Violet hinunter. »In Dublin aufgewachsen, weißt du. Eine echte irische Katholikin. «
    Ich schaute zu Nancy hinüber, die gerade Zuckerwürfel verteilte, und sah, wie sie zusammenzuckte. Sie bemerkte meinen Blick und funkelte mich finster an.
    »Also«, fuhr Fanny fort, »Margery verbringt ihre Ferien bei Verwandten an der Küste, und sie schreibt, als sie ihre Mutter vom Bahnhof abgeholt hat, waren die Züge überfüllt mit Reservisten, die zu ihren Garnisonen fuhren. Gott, ist das aufregend.«
    »Fanny, Liebes«, sagte Lady Violet und blickte von ihrer Kaffeekanne auf. »Ich halte es für ziemlich geschmacklos, einen Krieg herbeizuwünschen, bloß wegen der Aufregung, die er mit sich bringt. Meinst du nicht auch, Jonathan, Liebling?«
    Der Major, der vor dem Kaminsims stand, straffte sich. »Nun, ich teile zwar Fannys Motivation nicht, aber
doch ihre Gefühle. Ich hoffe ebenfalls, dass wir in den Krieg ziehen werden. Der ganze Kontinent hat sich in einen verabscheuungswürdigen Schlamassel manövriert – verzeiht mir meine heftigen Worte, Mutter, Lady Clem –, aber es ist die Wahrheit. Es wird Zeit, dass das gute alte Britannien sich erhebt und die Welt wieder in Ordnung bringt. Wir werden diesen Hunnen gehörig einheizen. «
    Seine Worte wurden mit Hochrufen bejubelt. Jemima legte eine Hand auf den Arm des Majors und schaute ihn aus ihren glühenden Augen voller Bewunderung an.
    Der alte Lord Ashbury stopfte aufgeregt seine Pfeife. »Eine gute sportliche Partie«, rief er und lehnte sich in seinem Sessel zurück. »Nichts geht über einen Krieg, wenn es darum geht, die Männer von den Knaben zu trennen.«
    Mr Frederick rückte sich in seinem Sessel zurecht, nahm die Kaffeetasse entgegen, die Lady Violet ihm anbot, und machte sich daran, Tabak in seine Pfeife zu stopfen.
    »Was ist mit dir, Frederick?«, fragte Fanny kokett. »Was wirst du tun, falls es Krieg gibt? Du wirst doch nicht etwa aufhören, Automobile zu produzieren, oder? Es wäre eine Schande, wenn es bloß wegen eines albernen Kriegs keine schicken Automobile mehr gäbe. Ich hätte jedenfalls keine Lust, wieder in einer Kutsche zu fahren.«
    Mr Frederick, peinlich berührt von Fannys eindeutigen Avancen, klaubte einen Tabakkrümel von seinem Hosenbein. »Da mach dir mal keine Sorgen. Dem Automobil gehört die Zukunft.« Er drückte den Tabak in seiner Pfeife fest und murmelte vor sich hin: »Gott bewahre, dass ein Krieg einfältigen, gelangweilten Damen Unannehmlichkeiten bereitet.«

    In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und Hannah, Emmeline und David kamen hereingelaufen, die Wangen immer noch glühend vor Aufregung. Die Mädchen hatten die Kostüme abgelegt und trugen wieder ihre weißen Kleider mit den

Weitere Kostenlose Bücher