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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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am Fußende des Betts wieder ein. »Normalerweise mache ich das nicht. Aber es war dringend.«
    Zuerst weiß ich nicht so recht, wovon sie spricht, dann sehe ich das Handy in ihrer Hand.
    Sylvia reicht mir eine Tasse Tee, geht um meinen Sessel herum, um auch Keira eine dampfende Tasse anzubieten.
    »Ich hoffe, Sie haben schon ohne mich angefangen«, sagt Ursula.
    Keira zuckt lächelnd mit den Achseln. »Wir sind so gut wie fertig.«
    »Wirklich?« Ursula schaut sie mit geweiteten Augen an. »Gott, dann habe ich ja das ganze Gespräch verpasst. Ich hatte mich so darauf gefreut, zu hören, woran Grace sich erinnert.«
    Sylvia legt mir eine Hand auf die Stirn. »Sie sehen ein bisschen mitgenommen aus. Brauchen Sie vielleicht ein Schmerzmittel?«
    »Nein, es geht mir gut«, antworte ich mit krächzender Stimme.
    Sylvia hebt die Brauen.
    »Es geht mir gut«, wiederhole ich so bestimmt, wie ich kann.
    Sylvia schnaubt. Dann schüttelt sie den Kopf, ein Zeichen dafür, dass sie jede Verantwortung für mich ablehnt. Vorerst. Meinetwegen, denkt sie, das sehe ich ihr an. Auch wenn ich behaupte, dass es mir gut geht, zweifelt sie keinen Augenblick daran, dass ich sie um ein schmerzstillendes Mittel bitten werde, sobald meine Gäste das Zimmer verlassen haben. Wahrscheinlich wird sie recht behalten.
    Keira trinkt einen Schluck grünen Tee, dann stellt sie Tasse und Untertasse auf meiner Frisierkommode ab. »Gibt es hier ein Klo?«

    Ich spüre, wie Sylvia mich mit ihrem Blick durchbohrt. »Sylvia«, sage ich. »Würden Sie Keira das Bad auf dem Korridor zeigen?«
    Sylvia kann sich kaum zurückhalten. »Selbstverständlich«, sagt sie. Obwohl ich sie nicht sehen kann, weiß ich, dass sie sich aufplustert. »Bitte hier entlang, Miss Parker.«
    Ursula lächelt mich an, als die Tür sich schließt. »Vielen Dank, dass Sie Keira empfangen haben«, sagt sie. »Sie ist die Tochter eines Freundes des Produzenten, deshalb muss ich mich ganz besonders um sie kümmern.« Nach einem kurzen Blick in Richtung Tür sagt sie leise, ihre Worte sorgfältig abwägend: »Sie ist ganz in Ordnung, aber sie kann manchmal ein bisschen … taktlos sein.«
    »Mir ist nichts aufgefallen.«
    Ursula lacht. »Das kommt davon, wenn man erfolgreiche Eltern hat«, sagt sie. »Diese Kinder erleben dauernd, dass ihre Eltern große Anerkennung dafür bekommen, dass sie reich, berühmt und schön sind – wer kann ihnen verdenken, dass sie dasselbe wollen?«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    »Trotzdem«, sagt Ursula. »Ich wollte eigentlich dabei sein. Als Anstandsdame sozusagen …«
    »Wenn Sie nicht aufhören, sich zu entschuldigen, werden Sie mich noch davon überzeugen, dass Sie etwas falsch gemacht haben«, erwidere ich. »Sie erinnern mich an meinen Enkel.« Als sie mich verlegen ansieht, entdecke ich etwas Neues in ihren dunklen Augen. Einen Schatten, den ich vorher noch nicht bemerkt hatte. »Haben Sie Ihr Problem lösen können?«, frage ich. »Am Telefon?«
    Sie nickt seufzend. »Ja.«
    Ich warte darauf, dass sie noch etwas sagt. Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, dass Schweigen die Menschen dazu ermuntert, sich einem anzuvertrauen.

    »Ich habe einen Sohn«, sagt sie schließlich. »Finn.« Der Name entlockt ihr ein Lächeln, das zugleich glücklich und traurig scheint. »Er ist letzten Samstag drei geworden. « Sie wendet sich einen Moment lang von mir ab und betrachtet den Rand der Teetasse in ihrer Hand. »Sein Vater … Er und ich waren nie …« Sie klopft zweimal mit dem Fingernagel gegen ihre Tasse, sieht mich wieder an. »Ich lebe mit Finn allein. Das eben am Telefon war meine Mutter. Sie kümmert sich um Finn während der Dreharbeiten. Er ist hingefallen.«
    »Geht es ihm gut?«
    »Ja. Er hat sich das Handgelenk verstaucht. Der Arzt hat ihm einen Verband angelegt. Es geht ihm gut.« Sie lächelt, aber ihre Augen füllen sich mit Tränen. »Es tut mir leid … meine Güte … es geht ihm gut. Ich weiß auch nicht, warum ich weine.«
    »Sie sind besorgt«, sage ich, während ich sie ansehe. »Und erleichtert.«
    »Ja«, sagt sie. Plötzlich wirkt sie sehr jung und zerbrechlich. »Und ich habe ein schlechtes Gewissen.«
    »Ein schlechtes Gewissen?«
    »Ja«, antwortet sie, geht aber nicht näher darauf ein. Sie nimmt ein Taschentuch aus ihrer Tasche und wischt sich die Augen. »Es ist angenehm, mit Ihnen zu sprechen. Sie erinnern mich an meine Großmutter.«
    »Sie muss eine nette Frau sein.«
    Ursula lacht. »Ja.« Sie schnäuzt sich. »Meine

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