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Geheime Spiel

Geheime Spiel

Titel: Geheime Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Morton
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dem Hund ein Stück Brot an. Der Hund schnüffelt daran, sieht Robbie an, wendet sich ab. Robbie zieht seine Schuhe und seine nassen Socken aus. Seine Füße sind schlammverkrustet und voller Blasen.
     
    Plötzliche Gewehrschüsse zerreißen die Stille. DAVIDs Augen weiten sich erschrocken. Durch die Tür sehen wir Geschützfeuer am
Horizont. Der Lärm ist überwältigend. Die Explosionen bilden einen krassen Kontrast zu der Musik von Debussy.
     
    Im Bauernhaus sehen wir die drei Männer, die Augen weit aufgerissen. Lichtreflexe der Explosionen auf ihren Gesichtern.
     
    Schließlich schweigen die Geschütze, und das helle Licht verschwindet. Auf die Gesichter der Männer fällt wieder Schatten. Die Schallplatte hat aufgehört zu spielen.
     
    FRED (den Blick immer noch auf das ferne Schlachtfeld gerichtet) Die armen Schweine.
     
    DAVID
    Die kriechen jetzt im Niemandsland rum. Die, die noch leben. Sammeln die Toten ein.
     
    FRED (schaudernd)
    Da kriegt man ein schlechtes Gewissen. Weil man nicht da ist, um zu helfen. Trotzdem bin ich froh.
     
    ROBBIE steht auf, geht zur Tür.
     
    ROBBIE
    Ich übernehme. Du bist müde.
     
    FRED
    Nicht mehr als du. Du hast seit Tagen nicht geschlafen. Nicht seit er (zeigt auf DAVID) dich aus dem Graben gezogen hat. Ich weiß immer noch nicht, wie du es geschafft hast, aus dem …
     
    ROBBIE (hastig)
    Mir geht’s gut.

     
    FRED (achselzuckend)
    Ich will mich nicht aufdrängen, Kumpel.
     
    FRED setzt sich neben DAVID auf den Boden. Er legt eine Decke über seine Beine, das Gewehr immer noch unterm Arm. DAVID holt ein Kartenspiel aus seiner Tasche.
     
    DAVID
    Wie wär’s, Fred? Ein kleines Spielchen, bevor du dich hinhaust?
     
    FRED
    Ein Spiel hab ich noch nie abgelehnt. Das lenkt einen ab.
     
    DAVID reicht FRED die Karten, deutet auf seine eigene verbundene Hand.
     
    DAVID
    Also dann.
     
    FRED
    Was ist mit ihm?
     
    DAVID
    Robbie spielt nicht. Er will das Pik-As nicht in die Hand kriegen.
     
    FRED
    Was hat er gegen das Pik-As?
     
    DAVID (trocken)
    Die Todeskarte.
     
    FRED prustet los, das Trauma der vergangenen Wochen bricht sich in einem hysterischen Gelächter Bahn.

     
    FRED
    Abergläubischer Kerl! Was hat er gegen den Tod? Alle sind tot. Gott ist tot. Nur der Teufel ist noch übrig. Und wir drei.
     
    ROBBIE sitzt in der Tür und schaut zur Front hinüber. Der Hund hat sich neben ihn gelegt.
     
    ROBBIE (zu sich selbst, William Blake zitierend) Wir stehen auf der Seite des Teufels, ohne es zu wissen.
     
    FRED (der das mitbekommen hat)
    Wir wissen es sehr wohl! Man braucht doch nur einen Fuß auf dieses gottverlassene Land zu setzen, dann weiß man sofort, dass der Teufel hier regiert.
     
    Während DAVID und FRED Karten spielen, zündet ROBBIE sich eine weitere Zigarette an und zieht ein Notizbuch und einen Stift aus der Hosentasche. Während er schreibt, sehen wir seine Erinnerungen an die Schlacht.
     
    ROBBIE (AUS DEM OFF)
    Die Welt ist dem Wahnsinn verfallen. Der Schrecken ist alltäglich geworden. Jeden Tag werden Männer, Frauen und Kinder abgeschlachtet. Ihre Leichen werden liegen gelassen oder verbrannt, sodass nichts von ihnen übrig bleibt. Kein Haar, kein Knochen, nicht mal eine Gürtelschnalle … Die Zivilisation muss tot sein. Denn wie könnte sie jetzt noch existieren?
     
    Man hört Schnarchen. ROBBIE hört auf zu schreiben. Der Hund hat seinen Kopf auf ROBBIEs Bein gelegt und schläft tief und fest. Seine Augenlider zittern beim Träumen.
     
    Wir sehen ROBBIEs vom Kerzenschein erleuchtetes Gesicht, während er den Hund beobachtet. Ganz langsam und vorsichtig
streckt er eine Hand aus und legt sie dem Hund auf die Flanke. ROBBIES Hand zittert. Er lächelt schwach.
     
    ROBBIE (AUS DEM OFF)
    Und doch finden die Unschuldigen inmitten von all dem Schrecken noch Trost im Schlaf.
     
     
    Außenaufnahme: Verlassenes Bauernhaus – Morgen
    Es ist Morgen. Schwaches Sonnenlicht bricht durch die Wolken. Das Laub an den Bäumen rund um das Haus ist noch regennass, der Boden ist schlammig. Die Vögel zwitschern. Die drei SOLDATEN stehen vor dem Bauernhaus, die Tornister auf dem Rücken.
     
    DAVID hält einen Kompass in der unverletzten Hand. Er blickt auf, zeigt in die Richtung, aus der am Vorabend der Geschützlärm zu hören war.
     
    DAVID
    Osten. Muss in Passchendaele gewesen sein.
     
    ROBBIE nickt grimmig. Schaut mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Horizont.
     
    ROBBIE
    Dann gehen wir nach Osten.
     
    Sie machen sich auf den Weg. Der Hund

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