Geheime Versuchung
das.« Er zog sie an sich. »Nur weil die Eltern nicht mehr da sind, heißt das noch lange nicht, dass man ihre Liebe und die Liebe zu ihnen je vergisst.« Seine Finger in ihrem Haar.
»Lange Zeit habe ich gar nicht begriffen, dass sie nie mehr wiederkehren. Als es mir dann klar war … habe ich eine Nacht lang geheult und bin ganz krank geworden.« Sie griff nach der Hand, die auf ihrer Schulter lag. »Du verstehst das doch.« Er hatte seine Eltern auch verloren, allerdings nicht durch die Gewalt, die ihr die Eltern genommen hatte.
»Ja.« Raue Zustimmung, dann stahl er ihr das letzte Stück Zuckerwatte, rang ihr dadurch ein Lächeln ab und führte sie zu einem altmodischen, hell erleuchteten Riesenrad. »Macht dir das Spaß?«, fragte er, als sie sich in die Schaukel setzten.
»Ja.« Sie schmiegte sich an ihn, und die Gondel bewegte sich weiter. »Und dir?«
»Ja, auch, aber ich warte aufs Knutschen.« Er strich über das sonnengelbe Jäckchen, das sie über einem weißen Tanktop trug. »Ist dir nicht kalt?«
»Ein wenig. Ich hätte eine richtige Jacke mitnehmen sollen.«
Cooper nahm sie fest in den Arm, während sie langsam emporgehoben wurden. Der Ausblick war fantastisch. Er küsste ihr Ohr. »Wir könnten auch gleich hier anfangen, dann wird uns wärmer.«
Seine Besorgtheit gefiel ihr. Besitzergreifend. Abgesehen von allem anderen mochte Grace gerade das an Cooper. Sie brauchte sich nie zu fragen, ob und wie sie in sein Leben passte. Als er sanft in ihre Unterlippe biss, biss sie zurück. Sie spürte, wie seine Brust beim Knurren vibrierte. »Mach das noch einmal.«
Die Bitte trieb ihr die Röte ins Gesicht – und sie reckte es ihm zum nächsten Kuss entgegen. Er küsste ihre Lippen, dann die Wangen und den Hals. Inzwischen war sie so an seine Küsse gewöhnt, dass ihr gar nicht auffiel, dass er bisher den Hals immer ausgespart hatte. Plötzlich überfiel sie eine Welle von Furcht, wollte die Wölfin in ihr erstarren, um das Raubtier nicht zu reizen, dessen Zähne so nah an ihrer Halsschlagader waren.
Cooper nahm wahr, wie ihr Herz raste, musste die Panik gespürt haben, denn er hob den Kopf. »Ich will keine Unterwerfung.« Ärgerliches Knurren. »Falls ich es jemals will, dann nur als Spiel im Bett. Hast du das verstanden?«
Grace’ Wölfin zitterte … doch sie nahm neben seinem Ärger auch die beschützende Umarmung wahr. »Wie würde es dir denn gefallen, wenn dir der Leitwolf an die Kehle ginge?«, fragte sie.
Cooper grinste breit, denn er spürte nicht mehr die ängstliche Wölfin, sondern die aufgebrachte Frau. Wenn Grace sauer werden musste, um das Ungleichgewicht zwischen ihnen zu vergessen, dann würde er sie so viel wie möglich ärgern. »Ich würde Hawke sagen, dass er nicht mein Typ ist.«
Grace schnaubte, und das Riesenrad nahm Fahrt auf.
Begeistert hob er ihr Kinn und knabberte spielerisch an ihrer Nase. »Oh Gott, ich hoffe, du machst das auch, wenn wir nackt sind.«
Sie biss zurück. Fest.
»Autsch.« Er rieb sich die Nase. »Das war aber nicht nett.«
Sie starrte ihn kurz an und barg dann den Kopf an seiner Brust. Er lächelte verhalten, sein Wolf war zufrieden. Auch wenn Grace das vielleicht nicht mitbekommen hatte, sie hatten einen großen Schritt auf eine feste Beziehung hin getan. Bald hatte er seine Ingenieurin so weit, ihn auch im Bett anzuknurren und mit den Nägeln rote Striemen auf seinem Rücken zu hinterlassen.
Doch weil sie ihm nun grollte und der Versuch vorher schiefgegangen war, würde sie ihn sicher nicht an das Versprechen erinnern, mit ihr zu knutschen. Auf dem Nachhauseweg fuhr er mit ihr in ein abgeschiedenes Waldstück. »Komm her«, sagte er mit Wolfsstimme, als er den Motor abgestellt hatte.
Grace erbebte innerlich und löste den Gurt, doch sie folgte seinem Befehl nicht, sondern öffnete die Tür. »Raus hier.« Ein leises Flüstern.
Es war kalt draußen, und er hätte sie lieber im Warmen gewusst, aber seine unterwürfige Geliebte versuchte wohl, die Dinge so zu regeln, dass sie nicht wieder in Panik geriet. Also stieg er auch aus und traf sie vor dem Wagen. Sie wirkte nervös. Damit es nicht noch stärker wurde, hob er sie auf die Kühlerhaube und stellte sich zwischen ihre Beine.
Sie schnappte nach Luft und legte die Hände auf seine Schultern. Dann stellte die süße und unglaublich starke Grace eine unerwartete Frage: »Darf ich deinen Hals küssen?«
Er stöhnte. »Wann immer du willst.«
Sie legte den Kopf schräg, fasste seinen Nacken
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