Geheime Versuchung
trieb, konnte sie mit dem freundlichen Spott der Gefährten gut leben. Aber natürlich musste Cooper immer noch mehr auftrumpfen: Pralinenschachteln landeten bei ihr zu Hause oder im Büro, ein echtes Gorilla-Liebestelegramm löste hysterische Schreie beim ganzen Team aus … und dann gab es noch Geschenke, die nur für sie privat bestimmt waren.
Zum Beispiel ein exotisches Parfüm, das Cooper selbst auf ihr Handgelenk tropfte, nachdem er sie bekocht hatte, oder die mitternachtsblauen Seidenlaken, die sie auf ihrem Bett fand, als sie eines Vormittags unterwegs war, um schnell noch etwas zu holen, das sie vergessen hatte. Sie hielt den Atem an, strich über den glänzenden Stoff und sah im Kopf Bilder von Cooper auf ebendiesen Laken – die bronzefarbene Haut, die kräftigen Muskeln.
Sie ballte die Fäuste und seufzte. Denn auf einem Gebiet bedrängte Cooper sie nicht – bislang hatten sich ihre körperlichen Kontakte auf lange Küsse beschränkt, nach denen Frau und Wölfin inzwischen ganz süchtig waren. Natürlich war das pure Absicht, denn er wollte sie Stück für Stück verführen und achtete sorgsam darauf, die Überlebensinstinkte ihrer Wölfin nicht wachzurufen wie an dem Abend in ihrem Zimmer, doch in ihr brannte eine schmerzhafte Sehnsucht, glühte ein sanftes Feuer.
Als Cooper sie am Nachmittag aufsuchte, sagte sie: »Du treibst mich in den Wahnsinn.«
Er saß ganz still neben ihr im Versorgungstunnel. »Soll ich aufhören?«
Nein! »Ich … mir gefällt es, wenn du böse Dinge tust.« Denn es war ihr wichtig, dass er nicht etwa glaubte, er könne bei ihr nicht der sein, der er war.
Er strich ihr über den Oberschenkel, und das Feuer loderte auf. »Ist dir eigentlich klar, wie viel Spaß es mir macht, dich zu verführen?« Seine Finger drückten zu. »Es macht mich ganz verrückt, mir vorzustellen, deine helle Haut in den Laken zu sehen, so richtig zum Anbeißen. Ich muss mich selbst befriedigen, um Schlaf zu finden, und das ist kein Ersatz.«
Seine Sexualität war rauer und direkter als ihre … doch allmählich glaubte sie, sie könnte damit klarkommen. Wenn er so etwas sagte, erregte es sie ungemein – und das wusste er genau. »Hab ich auch gemacht«, murmelte sie, denn warum sollte er nicht auch leiden.
»Was?«
Sie legte das Werkzeug aus der Hand, kniete sich neben ihn und flüsterte: »Hab mich selbst gestreichelt.« Als er sie gestern Abend nach Hause gebracht hatte, war sie vor Begierde außer sich gewesen.
Die Felswände hallten von seinem Knurren wider. »Hexe.«
Sie lachte heiser. Bei ihm fühlte sie sich stark und mutig, ihre Wölfin traute sich an seinen Wolf. Doch sie wollte auch für ihn sorgen – das Bedürfnis war so groß, dass sein Schweigen sie frustrierte, wann immer sie nur am Rande berührte, was tiefe Falten in sein Gesicht gegraben hatte.
»Bin nur müde von den Spätschichten. Mach dir keine Sorgen.«
Sie wusste, dass mehr dahintersteckte, aber selbst beim kleinsten Nachhaken zog er sich von ihr zurück, und ihre Wölfin konnte ihn dann nicht mehr weiter bedrängen. Das beunruhigte Grace sehr, denn ihre Beziehung konnte nur dann weiterbestehen, wenn er auch dieses Problem mit ihr teilte – wenn sie immer nur zusehen durfte, wenn ihn etwas schmerzte, ohne etwas dagegen tun zu können, würde es sie auf Dauer zerstören, denn sie würde sich als Partnerin nutzlos vorkommen.
Das durfte nicht geschehen, und da sie mit Konfrontation nicht weiterkam, würde sie es mit Zärtlichkeit versuchen, würde ihn lieben und ihm so seinen Kummer entlocken. Unterwürfige Wölfe konnten ebenso stur sein wie dominante – und sie liebte ihn zu sehr, um nicht alles in ihrer Macht Stehende zu tun, die Schatten um ihn zu vertreiben. »Vivienne hat mir von einem Jahrmarkt nicht weit von hier erzählt«, sagte sie. »Magst du mit mir hingehen?«
Um seine Pupillen lagen hellgelbe Kreise, der Wolf sah sie an. »Aber nur, wenn du hinterher mit mir knutschst.«
Die Glut in ihr wurde noch mehr angefacht. Weshalb sie schließlich Hand in Hand mit Cooper über den Jahrmarkt ging, der eine halbe Stunde Autofahrt von der Höhle entfernt stattfand. Cooper kaufte ihr Zuckerwatte, die sie an ihre Kindheit erinnerte und dazu brachte, ihm von ihrer Familie zu erzählen, sowohl von der jetzigen als auch von der verlorenen.
»Ich vermisse Mama und Papa immer noch«, gab sie zu. »Es kommt mir illoyal gegenüber Milena und James vor, aber ich glaube, sie würden es verstehen.«
»Sicher würden sie
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