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Geheime Versuchung

Geheime Versuchung

Titel: Geheime Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Wolfes, der Paarungstanz hatte begonnen.

10
    Am nächsten Morgen sah sich Grace den Fleck an ihrem Hals genauer an.
    »Jetzt weiß jeder, dass du mein bist.«
    Ein leichter Schauer erfasste sie, als sie daran dachte, wie Cooper mit dem Finger über die Stelle gefahren war, als sie sich in der Höhle verabschiedeten, nachdem sie wie Teenager herumgeknutscht hatten. Sie würde den Fleck nicht mit Make-up überdecken, denn sie war stolz darauf, zu Cooper zu gehören. Und im Rudel wussten sowieso alle Bescheid. Sie lachte, freute sich auf die kommende Nacht, denn die Tatsache, dass ihre Wölfin ihn an die Kehle gelassen hatte …
    Glücklich war sie, ganz aufgeregt und vielleicht ein wenig ängstlich – wie eine Frau, die genau wusste, dass ein sehr sinnlicher und ebenso gefährlicher Mann bald in ihrem Bett landen würde. Mit einem Lächeln auf den Lippen machte sie sich auf den Weg zu ihrer Arbeit, bereit, sich dem Spott zu stellen.
    Doch nicht bereit für Bruder und Schwester, die gerade angekommen waren. Die zwei sahen den Knutschfleck und gerieten sofort außer sich, grüne Spiralen glühten in den bernsteinfarbenen Wolfsaugen.
    »Bist du völlig übergeschnappt, Grace?«, schrie Pia, die sie in den Wald gezerrt hatte, damit niemand sie hören konnte. Sie war klein von Statur, aber das galt nicht für ihr Temperament. »Der Mann ist Offizier! Noch dazu einer von der ganz harten Sorte. Der frisst unterwürfige Wölfe wie dich zum Frühstück.«
    Der schlanke Rev wählte elegantere Formulierungen, war aber ebenso heftig in seiner Ablehnung. »Du brauchst jemand Sanften, der deine Wölfin mit Sorgfalt behandelt. Zum Glück konnten wir Dad ausreden mitzukommen. Wenn er die Verletzung an deinem Hals gesehen hätte, wäre Blut geflossen.«
    Grace wollte ihnen sagen, dass die Verletzung ein hochwillkommener Knutschfleck sei, von denen sie jede Menge an den Hälsen der verschiedenen Freundinnen Revs gesehen hatte, doch ihre Schwester ging schon wieder in die Luft. Also verschränkte Grace nur die Arme und wartete ab. Irgendwann musste Pia ja mal Luft holen. Rev würde sowieso jede Antwort, die sie gab, in der Luft zerreißen. Eine wohlbekannte Gewohnheit der Familie, die sie nervte, doch sie wusste auch, dass diese Dummköpfe sich nur so aufführten, weil sie sie liebten.
    Ihre Wölfin seufzte erschöpft, legte den Kopf auf die Pfoten und wartete ebenfalls.
    Da betrat ein Mann knurrend die Lichtung. »Alles in Ordnung?«, fragte Cooper, in dessen Augen sie wieder die gelben Ringe wahrnahm, die den Wolf auszeichneten.
    »Mir geht es gut.« Sie trat zu ihm und legte ihm die Hand auf die Brust. »Was ist denn passiert?«
    »Was passiert ist?« Wie ein Schnappen mit kräftigen Zähnen. »Man hat mir gesagt, zwei unbekannte dominante Wölfe hätten dich mit Gewalt aus der Höhle gezerrt, und da fragst du mich, was passiert ist?«
    Wütend kniff sie die Augen zusammen. »Sprich nicht in diesem Ton mit mir.« Das durfte niemand, und erst recht nicht der Mann, mit dem sie Intimitäten teilen wollte.
    Als Antwort schob er sie hinter sich und wandte sich Pia und Rev zu. »Ihr habt drei Sekunden, um zu erklären, was eure Pfoten auf ihr zu suchen haben.«
    »Sie ist unsere Schwester.« Pia war großartig, wenn sie wütend war – pechschwarzes Haar und glühende Wolfsaugen –, und doch würde Cooper Hackfleisch aus ihr machen, falls er ihren Zorn als Angriff interpretierte. »Und du hast kein Recht, deine Stellung auszunutzen, um Körperprivilegien zu erzwingen.«
    Grace hätte am liebsten den Kopf gegen einen Felsen geschlagen, als sie die schrecklichen Worte aus dem Mund ihrer großherzigen, aber zu Schnellschüssen neigenden Schwester hörte. Doch dazu blieb keine Zeit, denn Coopers Krallen waren ausgefahren, und ein tiefes Knurren ließ die Äste erzittern. Sie stellte sich flink vor ihn und fuhr die eigenen Krallen aus, als er sie hochhob und wieder hinter sich stellen wollte. Sie musste schreien, um sich gegen die lauten Rufe ihrer Geschwister durchzusetzen, sie solle fortlaufen.
    »Cooper. Cooper!« Sie sah sich um, als sie hörte, wie Pia und Rev näher kamen. »Nein!«
    Sie blieben stehen, der Schock stand ihnen ins Gesicht geschrieben. Grace schrie nie. Und ihre Geschwister schrie sie schon gar nicht an.
    Zufrieden mit der Zeit, die sie sich verschafft hatte, und während sie noch in der Luft hing, beugte sie sich vor und tat das Mutigste, was sie je in ihrem Leben getan hatte: Sie biss Cooper fest in die Wange … und

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