Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
der Meerenge zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden. Gegenüber, auf der Arabischen Halbinsel, liegt der Jemen. Das Nachbarland im Südosten ist Somalia. In beiden Ländern vermuten die Anti-Terror-Einheiten der USA Verstecke von islamistischen Terroristen.
Das Camp verteidigt die Interessen der USA auf dem Kontinent seit den Terroranschlägen von New York 2001 – lange bevor das Afrika-Kommando in Stuttgart stationiert wurde. Seit der Gründung von AFRICOM war klar, dass es der Hauptstützpunkt in Afrika werden würde.
Durch viele Gespräche, Artikel in der internationalen Presse und aus Akten über AFRICOM , die wir einsehen, bestätigt sich: Stuttgart ist die Kommandozentrale, der Kopf. In Deutschland werden die Einsätze geplant, die Befehle ausgegeben. Sie erreichen dann Afrika, wo sie umgesetzt werden. Wenn Stuttgart also das Hirn von AFRICOM ist, dann ist Camp Lemonnier in Dschibuti zuständig für die Ausführung der Befehle und die unangenehme Drecksarbeit.
Dschibuti ist ein Land, in dem das ganze Jahr Hochsommer ist. Flamingos leben hier und Pelikane, Taucher und Angler reisen gern an die Strände des türkisblauen Meeres. Das Wasser wird nie kälter als 25 Grad.
Der US -Stützpunkt existierte bereits sechs Jahre, als die deutsche Regierung 2007 die Ansiedlung des amerikanischen Afrika-Kommandos in Deutschland zuließ. Was war 2007 über Camp Lemonnier in Dschibuti öffentlich bekannt? Hätte die deutsche Regierung wissen können, was die Amerikaner in Afrika tun? Waren die Menschenrechtsverletzungen in Afrika durch das US -Militär zu dieser Zeit noch unbekannt?
Das Camp kann man vom Flughafen in Dschibuti sehen, genau genommen ist es nur eine Erweiterung des zivilen «Dschibuti-Ambouli International Airport». Es liegt an dessen Südseite zwischen der Start- und Landebahn und ehemaligen französischen Munitionslagern. Wir wollen mehr über die einzige Basis von AFRICOM auf afrikanischen Boden erfahren. Was passiert hinter den hohen Zäunen und gelb gestrichenen Mauern? Ein Besuch vor Ort ist uns nicht möglich, AFRICOM lehnt unsere Anfrage ohne Begründung ab. Darum machen wir uns auf den Weg zu einer Frau, die von ihren Klienten schon viel darüber gehört hat, was in dem US -Militärcamp vor sich geht.
Wir reisen nach Brighton, dem bekannten Seebad im Süden Englands, nur eine Stunde entfernt von London. Hier treffen wir Clara Gutteridge. Die 35 -jährige Schottin ist Detektivin und ermittelt im Auftrag von Menschenrechtsorganisationen. Seit einem Jahrzehnt beobachtet und recherchiert sie Aktivitäten der USA in Afrika. Damit macht sie sich nicht nur Freunde. Als die Detektivin im Jahr 2011 Verschleppungen von Terrorverdächtigen aus Kenia nach Uganda untersuchte, wurde sie am Flughafen in Nairobi vom kenianischen Geheimdienst festgenommen, festgehalten und schließlich wieder abgeschoben. Viele Jahre hat Gutteridge für die britische Menschenrechtsorganisation Reprieve gearbeitet und unter anderem geheime CIA -Flugzeuge ausfindig gemacht, die Gefangene durch ganz Europa und die Welt zu US -Geheimgefängnissen gebracht hatten.
Wir wussten vor unserem Treffen gar nicht, dass Menschenrechtsorganisationen Detektive beauftragen, aber jeder erzählte uns, dass Clara Gutteridge die Person war, die wir treffen mussten. In Brighton fühlen wir uns beinahe wie in London. Rote Doppelstockbusse fahren Touristen umher, eine Menge «Top Shop»-Filialen und auch sonst die gleichen Geschäfte und Organisationen des öffentlichen Lebens prägen das Stadtbild. Aber alles hat den Charme eines Seebads aus dem 19 . Jahrhundert.
Wir treffen Clara Gutteridge in Brightons ältester Adresse für Besucher: dem Grand Hotel mit Blick auf den Ärmelkanal. Hier trifft sich die Konservative Partei des Vereinigten Königreichs einmal im Jahr zum Parteitag. Das Büro von Gutteridge ist nur ein paar Minuten Fußweg von dem Hotel entfernt.
Im Grand Hotel zündete die paramilitärische Irische Republikanische Armee ( IRA ) 1984 eine Bombe. Bei dem Anschlag kamen fünf Menschen ums Leben. Premierministerin Margaret Thatcher entkam dem Anschlag nur knapp. Nach dem Attentat veröffentlichte die IRA ein Bekennerschreiben, direkt gerichtet an Thatcher: «Heute hatten wir Pech, aber irgendwann werden wir Glück haben. Sie müssen immer wieder Glück haben.»
Obwohl es bei unserem Besuch im April noch sehr frisch ist, flanieren die Menschen auf der alten Seepromenade. Mit Gutteridge diskutieren wir über den schmalen Grat
Weitere Kostenlose Bücher