Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Sicherheitsbehörden», wie es in einer Pressemitteilung der Botschaft heißt. Ende 2012 kamen die letzten vier Wagen in Nairobi an. Wert: 80 000 Euro.
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In den Jahren nach dem Aufbau von AFRICOM in Stuttgart-Möhringen tauchte die wichtigste Basis des US -Afrikakommandos immer wieder in den Schlagzeilen auf. Meist hörte man von Dschibuti im Zusammenhang mit illegalen Praktiken. Doch die Meldungen über Verschleppungen, die vom Camp Lemonnier ausgingen, wurden immer rarer.
Seit 2007 löst die US -Regierung ihr Problem mit Terrorverdächtigen meist lieber gleich direkt: durch gezielte Tötungen. In den vergangenen Jahren benutzte sie dafür vor allem Drohnen. Die Phase der Entführungen und Verschleppungen ist vorbei. Wir befinden uns jetzt in der Phase der Hinrichtungen.
6. Kapitel Himmlisches Gleichgewicht
Die Residenz des AFRICOM -Generals in Stuttgart
Es ist nicht bekannt, ob AFRICOM -Kommandeur General William E. Ward an diesem Morgen des 4 . September 2009 von seinem Militärchauffeur abgeholt wurde oder ob er mit seinem grauen Porsche selbst zur Arbeit gefahren ist. Sicher ist, dass «Kip», wie sie ihn hier nennen, seine Multi-Millionen-Dollar-Villa in der Richard-Wagner-Straße verließ, um vom Berg des Stuttgarter Villenviertels hinunter auf Arbeit zu fahren. Dort hatte er ein wichtiges Treffen.
Der General schlängelte sich entweder über die Hohenheimer oder die Jahnstraße vorbei an Burgen und Märchenschlössern auf der Gänsheide in Richtung Stuttgart-Möhringen, in das AFRICOM -Hauptquartier. Kurz bevor sein Wagen in der Plieninger Straße in die «Kelley Barracks» einbog, passierte das Auto noch die Zentrale der Daimler AG und die Redaktion der
Stuttgarter Zeitung
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Der 60 -jährige afroamerikanische General hatte für diesen Tag eine besondere Videokonferenz einberufen, an der neben Top-Militärs auch der Präsident der Vereinigten Staaten teilnehmen sollte. Es musste eine Entscheidung gefällt werden. Mit welcher Methode sollte ein Mann hingerichtet werden?
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Das Ziel von AFRICOM war diesmal Ali Saleh Nabhan. Seit Jahren wurde er von der CIA gejagt, aber nie geschnappt. Für die Regierung der USA war Nabhan der Anführer von al-Qaida in Somalia, US -Geheimdienste sahen in ihm den maßgeblichen Architekten der Allianz zwischen der somalischen islamistischen Gruppe al-Shabaab und al-Qaida. Ali Saleh Nabhan war Kenianer, lebte aber im Jemen. Er war gerade 30 Jahre alt.
Für seine Verfolger bestand kein Zweifel daran, dass er der Drahtzieher der Bombenanschläge auf die US -Botschaften in Kenia und Tansania war. Bei den Attentaten 1998 starben mehr als 200 Menschen, über 4000 wurden verletzt. Auch in die Bombardierung des «Paradiso»-Hotels an der kenianischen Küste vier Jahre später soll er involviert gewesen sein. Das Hotel mit koscherem Restaurant und eigener Synagoge war ein beliebter Ferienort für Israelis. Die Terroristen wollten mit dem Anschlag so viele Juden töten wie nur möglich. Am selben Tag soll Nabhan auch an einem Anschlag auf ein israelisches Passagierflugzeug am Flughafen in Mombasa beteiligt gewesen sein, angeblich hat er selbst Marschflugraketen abgefeuert.
Seit Wochen schon stand Nabhan unter Beobachtung. Daher wussten amerikanische Geheimdienstoffiziere, dass er sich in Somalia aufhielt. An diesem Tag würde er eine unbewohnte Wüstenstraße im Süden von Mogadischu entlang fahren, hatte eine Aufklärungseinheit herausgefunden.
Das war die Chance, ihn und seine nahestehenden Unterstützer endlich festzunehmen oder zu töten.
General Ward saß in einem abhörsicheren Raum in seiner Stuttgarter Kommandozentrale und präsentierte den Fall in der streng geheimen Videokonferenz. Über dreißig Generäle und Berater des Präsidenten hörten ihm im Weißen Haus in Washington zu. Unter ihnen war auch Mike Mullen, der ranghöchste General der Vereinigten Staaten. Seine Anwesenheit wird immer dann verlangt, wenn zwei Kommandos an einer gemeinsamen Operation beteiligt sind.
Bei diesem Einsatz sollten AFRICOM und das Joint Special Operations Command ( JSOC ,
Gemeinsames Spezial-Kommando
) zusammen die Verantwortung für die Mission tragen. Die Elitesoldaten dieses Spezialkommandos sind die schnelle Eingreiftruppe für Geiselbefreiungen, Häuserkampf und direkte geheimdienstliche Angriffe auf Terroristen.
AFRICOM und JSOC arbeiteten schon länger so nah zusammen, dass die Elite-Einheit sogar ein eigenes Gebäude auf dem Gelände des AFRICOM -Hauptquartiers hat.
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