Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
Schlüssel, um die Tötung al-Berjawis zu verstehen.
Der US -Air-Force-Chefermittler untersucht in dem Report den Absturz einer MQ - 1 B-Predator-Kampfdrohne. Sie war von AFRICOM -Camp Lemonnier gestartet, um «ein sich bewegendes Fahrzeugziel aufzuklären, zu beobachten und zu überwachen». Aufgrund eines technischen Defekts fiel die Drohne jedoch in den Indischen Ozean vor Dschibuti – rund 140 Kilometer von der Basis entfernt. Ein Abgasturbolader war ausgefallen und hatte damit den Motor zerstört, der die Drohne und ihre Hellfire-Raketen zum Ziel bringen sollte. Technikschrott im Wert von über vier Millionen US -Dollar landete auf dem Meeresboden.
Der Absturz ereignete sich drei Tage, bevor eine weitere US -Drohne Mohamed Sakr tötete. Sakr war ein Jugendfreund von Bilal al Berjawi, der ebenfalls britischer Staatsbürger war und mit ihm nach Somalia gegangen war. Vier Wochen zuvor hatte eine amerikanische Drohne bereits al-Berjawi in Somalia gezielt hingerichtet. Es fällt schwer, den Drohneneinsatz, der zum Crash führte, nicht als Teil einer geplanten Mission gegen eine bestimmte Personengruppe in Somalia zu sehen.
Aus juristischer Sicht ist dieser technische Absturzbericht vor allem deshalb für uns interessant, weil er der Beweis eines bisher geheimen Programms ist. Er liefert uns die Erklärung dafür, wer rechtlich zuständig ist für die Drohnenangriffe in Afrika. Der Beweis steht auf Seite 7 des Dokuments ganz oben: « AFRICOM ist verantwortlich für alle Operationen, Übungen und Sicherheitskooperationen des US -Verteidigungsministeriums auf dem afrikanischen Kontinent, seinen Inseln und den umgebenden Gewässern.»
Also: Stuttgart.
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Nach diesem Treffen und den kritischen Nachfragen merken wir, dass wir noch besser verstehen müssen, wie AFRICOM funktioniert und wie das Kommando konkret in den Drohnenkrieg Amerikas eingebunden ist. Wir rufen in Stuttgart an, in den «Kelley Barracks» an der Plieninger Straße 289 . Wir fragen nach einem Termin für einen Besuch von AFRICOM . Der zuständige Chief für «Public Affairs» ist ein freundlicher Mann, der nichts dagegen hat und uns gerne auf dem Kasernengelände begrüßt. Wir reisen nach Schwaben.
Auf dem Gelände, das von einem hohen Zaun mit Stacheldraht umgeben ist, stehen überall deutsche Straßenverkehrszeichen. Wir müssen lange schauen, um einen Hinweis darauf zu finden, dass sich an diesem Ort alles um Afrika dreht. Nichts wirkt hier so, als sei man in dem Zentrum, von dem aus Missionen auf dem afrikanischen Kontinent durchgeführt werden. Steht man auf dem Kasernenhof, scheint Afrika nicht nur 2000 Kilometer, sondern eher Lichtjahre entfernt zu sein. Vielmehr haben wir das Gefühl, wir laufen über ein altes Wehrmachtgelände – und das ist es ja auch. Die Hellenen-Kaserne wurde 1938 von der Wehrmacht eröffnet, ein Regiment der Luftwaffe saß bis Ende des Zweiten Weltkriegs hier. Am Rand einer Straße auf dem Gelände steht noch heute ein alter Panzer aus dem Krieg.
Jeder hier scheint ein deutsches Auto zu fahren, mit deutschen Nummernschildern. Keiner fährt mit amerikanischem Nummernschild herum. Es gibt ein Besucherhotel, kleine uniforme, mit Holzzäunen abgegrenzte Häuschen für die Offiziere und ihre Familien sowie eine Bowlingbahn. Wir laufen an einer «Pizza Hut»-Filiale und einem «Subway»-Imbiss vorbei. Es geht kein Wind, darum hängen die 53 Flaggen der Länder Afrikas schlapp an den Fahnenstangen herunter. Aber auch wenn sie flattern würden, hätten wir Farben und Symbole der Fahnen wohl nur schwer ihren jeweiligen afrikanischen Staaten zuordnen können.
Nach zehn Minuten Fußweg vom Eingangstor sehen wir ein Gebäude, vor dem ein braunes Schild steht: AFRICA COMMAND . Das Logo zeigt ein hellblaues Oval, in dem sich zwei grüne Palmenzweige um den Umriss Afrikas ranken. Hinein dürfen wir hier aber nicht.
Wir schlendern weiter über das Gelände, plaudern mit dem Pressesprecher darüber, wie wenig afrikanisch die Kaserne mitten in Baden-Württemberg wirkt. Er nickt mit dem Kopf, dann hat der Mann eine Idee. Er sagt, er wird versuchen, einen Termin mit dem Chefplaner von AFRICOM für uns zu vereinbaren. Sein Gebäude sei vollgestopft mit afrikanischen Symbolen in einer Vitrine. «Das ist ein sehr afrikanischer Ort», sagt er.
Wenig später fragen wir den PR -Mann, wo sich das Gebäude der Elitesoldaten des Spezialkommandos JSOC befindet. Von der Special-Operations-Truppe hatten wir durch unsere Recherchen
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