Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
ein.
Aus militärischer Sicht war die Zeit als General in Stuttgart für Ward ein Erfolg. Aus persönlicher Sicht lief nicht alles glänzend für ihn.
Sein exklusiver Geschmack wurde ihm zum Verhängnis. Gegen William E. Ward und seine Frau ermittelte 17 Monate lang eine militärische Untersuchungskommission wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten. Der Afrika-Kommandeur hatte im Wert von tausenden von Dollars militärische Flüge für seine Familie geordert. Seine vielen Reisen von Stuttgart nach Afrika und zurück in die USA verlängerte er gern um private Exkursionen – alles bezahlt aus dem Budget von AFRICOM . Eine Verletzung der amerikanischen Militärgesetze.
Zudem soll Kip Ward sehr enge Verbindungen zu einem privaten Auftragnehmer gepflegt haben, der insgesamt Geschäfte in Höhe von vier Millionen Dollar mit dem US -Militär gemacht hatte. Für Ward und seine Frau organisierte der Unternehmer exklusive Tickets für das Broadway-Stück «Fences» und arrangierte ein Treffen mit dem Hauptdarsteller Denzel Washington nach der Show in New York.
Als der General während der Ermittlungen gefragt wurde, welche Art Geschäftstermin er mit diesem Unternehmer während des Broadway-Schauspiels absolviert hatte, antwortete Ward, dass er dem Auftragnehmer erklärt habe, was es bedeute, eine Führungsperson zu sein.
William E. Ward wurde nahegelegt, seinen Posten als Chef von AFRICOM niederzulegen. Er verlor seinen Rang als Vier-Sterne-General, verließ Deutschland und schied aus dem Militär aus.
8. Kapitel Die Phase der gezielten Tötungen
Reaper MQ - 9 Drohne in der Luft
Der 5 . April 2013 ist ein entscheidender Tag für AFRICOM . Ein neuer Kommandeur tritt seinen Dienst in Stuttgart an. Nach William E. Ward, der das Kommando in Deutschland aufgebaut hatte, und General Carter F. Ham, der danach zwei Jahre lang alle militärischen Aktionen der USA in Afrika leitete, soll heute der dritte General an der Spitze von AFRICOM seinen Dienst antreten.
Das «Apollo Theater» ist voll mit Menschen. Sonst sehen sich die Stuttgarter hier das Musical «Sister Act» an. An diesem Tag drängen sich die Mitarbeiter des Afrika-Stabes auf die roten Stühle.
Die Brassband wartet, ihre Trompeten und Tubas glänzen. Die Soldaten tragen ihre schwarzen Sonntagsuniformen, die polierten goldenen Knöpfe blitzen im Scheinwerferlicht. Der gesamte Führungsstab von AFRICOM ist gekommen. Mit der Übergabe der Kommandoflagge auf der Bühne vom bisherigen an den neuen Kommandeur soll der Wechsel offiziell vollzogen werden.
Der amerikanische Armee-Fernsehsender
American Forces Network TV
ist mit drei Kameras anwesend, andere Journalisten sind eigens aus Washington angereist. Sogar die ARD hat zwei Teams geschickt.
Der neue Kommandeur ist eine imposante Erscheinung mit starkem Kieferbau. David Rodriguez sitzt auf der Bühne in einem grünen Ledersessel, als die Zeremonie beginnt. Stuttgart wird seine letzte Station sein in einer langen Karriere, die ihn nach Korea, in den Irak und nach Afghanistan geführt hat. Jetzt also Afrika, seine bedeutendste Mission.
Darum ist mit Martin Dempsey auch der ranghöchste General des US -Militärs nach Stuttgart gereist, der Vorsitzende des Generalstabs. Offiziere aus verschiedenen Ländern sitzen im Theatersaal, unter anderem ist mit den Streitkräfte-Führern aus Libyen und Ägypten die militärische Elite Afrikas angereist. Auch einige deutsche Würdenträger sind gekommen: der Brigadegeneral einer Panzerdivision der Bundeswehr, der Befehlshaber des Kommandos Operative Führung Eingreifkräfte, der Bürgermeister von Stuttgart und der Justizminister von Baden-Württemberg.
Rodriguez wird an diesem Tag zum Kommandeur von 3600 Soldaten aus allen Bereichen der Streitkräfte ernannt. Ihm ist nicht nur das AFRICOM -Hauptquartier in Stuttgart unterstellt, sondern auch ein Militärstandort auf der Insel Ascension im Südatlantik sowie US -Einrichtungen in Florida, England, Spanien, Italien, auf den Kleinen Antillen, in Griechenland und in Ramstein in Deutschland. Außerdem hat Rodriguez Zugriff auf Flughäfen und Häfen in Afrika – und auf die neun geheimen US -Drohnen-Basen zwischen Dschibuti im Osten des Kontinents und Burkina Faso im Westen.
Mit der militärischen Macht, die Rodriguez von seinem Vorgänger übernimmt, kann er operativ den Einsatzbefehl für Hinrichtungen in ganz Afrika geben. Seine Untergebenen suchen täglich nach Menschen, die gezielt getötet werden sollen. Das Pentagon
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