Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
im Zusammenhang mit der tödlichen Operation «Himmlisches Gleichgewicht» erfahren, in der AFRICOM 2009 gemeinsam mit dem JSOC den mutmaßlichen Islamisten Ali Saleh Nabhan und seine Gefährten in Somalia getötet hatte. Irgendwo hier muss doch die Baracke der Spezialeinheit sein.
Als der nette Mann unsere Frage hört, wird er auf einmal sehr einsilbig. Seine Lust, uns das Kommando zu zeigen, lässt augenblicklich nach. Er beendet das Gespräch. Wir kommen an diesem Tag in kein Gebäude auf dem Gelände des Regionalkommandos mehr hinein. Das Büro des Chefplaners können wir dann doch auch nicht mehr besuchen, sogar das Haus der Pressestelle bleibt für uns tabu. Lediglich in die Kantine dürfen wir uns für ein Mittagessen noch setzen.
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Hier kommen wir nicht weiter. Aber irgendeiner der 1500 AFRICOM -Mitarbeiter in Stuttgart muss uns doch etwas sagen können. Zurück im Büro beschließen wir, im Internet soziale Netzwerke nach Menschen zu scannen, die bei den US -Streitkräften dienen. Mittlerweile kennen wir die Begriffe der militärischen Abteilungen so gut, dass es nicht lange dauert, bis wir dutzende spannende Job-Profile finden: Director of Training Assistant, Non-Commissioned Officer-In-Charge ( NCOIC ), J- 2 ISR SME , Collection Subject-matter-expert, Chief of ISR Operations-Collection Management, Cyber Space Defense Operator, Regional Planner at Marine Forces Africa, Imagery Analyst, Sr. ISR Requirements Subject-matter-expert.
In den kommenden Tagen reden wir mit vielen Amerikanern. Die Gespräche laufen fast immer gleich ab:
Guten Tag, ich recherchiere über das Afrika-Kommando der USA in Deutschland und würde Ihnen gern einige Fragen stellen, wenn ich darf.
Wer ist da?
Ein Journalist, ich arbeite für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, den NDR .
Sorry, aber dann muss ich sofort wieder auflegen.
Wieso das denn?
Mir ist nicht erlaubt, mit anderen über meine Arbeit zu sprechen. Und mit Journalisten erst recht nicht. Dafür kann ich ins Gefängnis kommen. Viel Glück Ihnen weiterhin …
Nur bei einigen Soldaten haben wir Erfolg, sie sprechen mit uns. Meistens bitten sie uns danach jedoch darum, nicht als Personen in diesem Buch vorzukommen. Diese Bitte respektieren wir.
Ein Mann erlaubt uns, dass wir ihn besuchen. Auch er hat in seinem Vertrag mit der US Army unterschrieben, niemals mit Ausländern über das zu sprechen, was er tagtäglich in Stuttgart tut. Wenn unser Treffen bekannt wird, muss er mit einer Verurteilung rechnen. Darum haben wir an dieser Stelle alles verfremdet, was ihn identifizierbar machen kann. Seinen Namen, den Wohnort und Details aus seinem Leben haben wir verändert – die Schilderungen seiner Arbeit jedoch nicht.
An einem der ersten sonnigen Tage des Jahres steht der Mann, den wir Dave Jameson nennen werden, sehr früh schon ziemlich aufgeräumt in der Türschwelle seines Hauses in Aidlingen, einem kleinen Örtchen im Speckgürtel von Stuttgart. Jameson ist schon seit 5 Uhr morgens wach. «Seitdem ich ein Jahr im Irak im Einsatz war, kann ich nicht mehr lange schlafen», sagt der Mann, der um die 30 ist. Wir setzen uns auf den Balkon, blinzeln in die Sonne. Dave schenkt uns auf unseren Wunsch Wasser ein und öffnet sein erstes Bier, das er aus einem Humpen trinkt. Sein T-Shirt spannt ein wenig über dem Bauch, aber er wirkt sportlich, muskulös. In seinen Augen kann man eine Traurigkeit erkennen. Er ist schon länger in Stuttgart eingesetzt, aber so richtig Anschluss hat er in Deutschland noch nicht gefunden.
Von seiner Aufgabe darf er nicht einmal seiner Familie viel erzählen. Er hat die höchste «Top Secret Clearance»-Einstufung, die es im US -Militär gibt. Das bedeutet, dass er Zugang zu streng geheimen Informationen bekommt. Er besitzt die absolute Unbedenklichkeit als Geheimnisträger. Um diese Geheimhaltungsstufe zu erhalten, wurden seine Familie, Freunde und Bekannte ausgefragt. Sein Leben wurde nach Drogengeschichten, politischem Engagement und verdächtigen Freunden durchleuchtet. Alle paar Jahre muss er neu beweisen, dass er noch vertrauenswürdig ist.
Dass Dave Jameson dichthalten kann, zeigt er in unserem stundenlangen Gespräch. Er erzählt viel Allgemeines darüber, wie ein Lufteinsatz in Afrika geplant wird, wie Ziele «gefunden, fixiert und abgeschlossen» werden. Immer wieder sagt er: «Jungs, wir sind keine James Bonds dort, wir machen einen langweiligen Bürojob mit vielen Graphiken und Statistiken. Wir sind die
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