Geheimer Krieg: Wie von Deutschland aus der Kampf gegen den Terror gesteuert wird (German Edition)
leistungsfähig und zuverlässig sei. Ausländische Unternehmen dürften nicht diskriminiert werden.
Das bedeutet wohl: Selbst wenn die Computer Sciences Corporation bei Menschenrechtsverletzungen an deutschen Staatsbürgern beteiligt war, ist das kein Hinderungsgrund, dass der deutsche Staat Aufträge in Millionenhöhe an diese Firma vergibt.
Mit dieser Argumentation könnte die Bundesregierung auch Rechtsextremisten, fundamentalistische Islamisten und andere Gegner des Grundgesetzes beauftragen. Wenn nicht einmal die Einhaltung der deutschen Verfassung ein Kriterium für die Regierung ist, eine Firma zu beschäftigen, welche gibt es dann?
«Wenn eine Vergabestelle Kenntnis von konkreten Anhaltspunkten hat, die begründete Zweifel an der Eignung eines bietenden Unternehmens für einen ausgeschriebenen Auftrag wecken, wird die Vergabestelle entsprechend reagieren», schreibt das Ministerium auf unsere Nachfrage. Sei eine Firma unzuverlässig, könne man sie vom Bieterwettbewerb um einen Auftrag ausschließen. «Dem Bundesverwaltungsamt waren bei Abschluss der Verträge mit CSC Deutschland Solutions GmbH im Jahr 2009 keine Vorwürfe gegen deren US -amerikanischen Mutterkonzern bekannt.»
Im September 2011 berichtete die Nachrichtenagentur
Associated Press
erstmals über CIA -Folterflüge mit Hilfe der Computer Sciences Corporation.
Wir wollen wissen, ob denn ein beauftragtes Unternehmen nicht neu bewertet werden könne, wenn neue Fakten bekannt werden. Schließlich habe das Unternehmen auch nach Bekanntwerden der Menschenrechtsverletzungen noch Millionen Euro Gelder der deutschen Steuerzahler erhalten.
Ein Ministerium antwortet lapidar: «Dies kann erst zur gegebenen Zeit geprüft werden.»
19. Kapitel Reiseberater
Raum der CBP am Flughafen Frankfurt – das Schild verrät es nicht
Jonny Hell will Urlaub machen. Er will weit weg vom Alltag auf die tropische Insel Bali. Der Computerhacker hat in den vergangenen Monaten viel vor seinen Monitoren gesessen, hat zu viel gearbeitet und zu wenig von der Außenwelt gesehen. Nun will er die Programmiersprache und die dunklen Seiten des Internets gegen Indonesisch und sonnenhelle Sandstrände eintauschen. Zusammen mit seiner Freundin Vika macht er sich los. Der 24 -Jährige ist auf dem Sprung.
Es ist gerade März geworden, ein langer Winter liegt hinter den beiden jungen Menschen in ihrer Heimat Estland. Weil es keine direkten Verbindungen von ihrem Wohnort Tallinn nach Bali gibt, bucht Jonny Hell zuerst einen Flug nach Frankfurt am Main, um von dort weiter auf die indonesische Urlaubsinsel zu kommen. Vika hat nichts dagegen, so können beide beim Stop-Over in Deutschland noch ein paar Stunden in die Einkaufstraße Zeil shoppen gehen.
Zurück am Flughafen Frankfurt stellen sie sich in die Schlange vor dem Check-in-Schalter am Gate. Es ist inzwischen fast zehn Uhr abends.
Als Jonny Hell der Stewardess am Check-in-Gate die Reisepässe und die Bordkarten übergibt, ahnt er, was los war. Die Frau von der Airline schaut auf seinen Namen und sein Passbild, schaut Jonny Hell wieder an und bittet das Paar dann, ihr zu folgen. Jonny und Vika laufen der Frau hinterher, die ihnen zwei Männer vorstellt. Sie tragen schwarze Anzüge. Einer hält ein Foto des Hackers in der Hand.
«Are you Jonny Hell?», fragt er auf Englisch.
«You are under arrest», schiebt der andere hinterher, ohne eine Antwort abzuwarten.
Die Männer, die Jonny und seiner Freundin den Urlaub versauen, zeigen ihre Dienstmarken und Visitenkarten. Auf ihnen stehen die Namen Paul A. B. und Timothy G. Aber noch überraschender ist, was unter ihren Namen steht: «Special Agent, U.S.Secret Service, Frankfurt, Resident Office». Denn eine amerikanische Strafverfolgungsbehörde darf es auf deutschem Boden eigentlich gar nicht geben.
Ein ganz normaler Tag in Deutschland.
*
Schon länger hat der Secret Service das Paar durch Europa verfolgt, aber erst in Deutschland greift er zu.
Die US -Behörden verdächtigen Aleksandr Suvorov, wie der Hacker Jonny Hell mit bürgerlichem Namen heißt, das Computersystem der Restaurantkette «Dave & Buster’s» in einem Städtchen im Bundesstaat New York gehackt zu haben. Dabei soll er 5000 Kontonummern für Kreditkarten und Lastschriftkarten von Kunden der Videospiel-Restaurants gestohlen haben. Diese Daten soll Jonny Hell angeblich auf dem digitalen Schwarzmarkt an Kriminelle weiterverkauft haben, die damit im Internet Bestellungen aufgegeben hätten. Jonny Hell soll
Weitere Kostenlose Bücher